Mit Genuss in Taxe, Bahn und Bus. Horst Bosetzky
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Название: Mit Genuss in Taxe, Bahn und Bus

Автор: Horst Bosetzky

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783955522186

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СКАЧАТЬ von Martin Scorsese aus dem Jahr 1976 und an Senta Berger, die als Die schnelle Gerdi in einer Fernsehserie mit ihrem Taxi in München unterwegs gewesen ist. Ja sicher – ehe ich es mit den Feministinnen zu tun kriege –, es gibt auch tüchtige Taxifahrerinnen, aber die begegnen mir höchstens zweimal im Jahr.

      Zweifellos ist es schwer, den Taxischein zu machen und x optimale Routen im Kopf zu haben, vor allem die zu Krankenhäusern und Hotels. Ein alter Freund, geborener Berliner, der jahrelang in den USA Trucker war, in Berlin Waren ausgefahren hat und zudem ein »pfiffiges Kerlchen« mit einem hohen IQ ist, fiel bei der Prüfung für den Taxischein durch. Also, Hut ab vor allen, die einen haben!

      Es ist immer wieder spannend, wenn man die Tür eines Taxis öffnet und den ersten Blick auf die Person hinter dem Steuer wirft. Ohne eine längere empirische Untersuchung durchgeführt zu haben, zu der ich als Soziologe eigentlich verpflichtet wäre, möchte ich hier eine grobe Typologie der Taxifahrer aufstellen:

      > Der hässliche Deutsche

      Ihm sieht man seine Nähe zu »Pegida« auf den ersten Blick an. Er beginnt sofort, gegen alles Fremdländische zu hetzen. Einmal war ein Fahrer so schlimm, dass ich fast vorzeitig ausgestiegen wäre. Zum Glück gibt es immer weniger Taxifahrer dieser Art.

      > Der Aussteiger

      Der hasst alles, was nach Bürgertum aussieht, kleidet sich wie auf einem Campingplatz und hat sich seit Wochen nicht richtig gewaschen. Darunter gibt es einige Ausnahmen, so wie Herrn M., der uns oft gefahren hat und vorher Lehrer war.

      > Der Student

      Er verdient sich sein Studium mit Taxifahren, plaudert gern von seinem Fach und verachtet als künftiger Akademiker den Fahrgast ein wenig.

      > Der Neuberliner aus fernen Landen

      Er lebt gern in dieser Stadt und lobt uns Deutsche derart, dass es schon peinlich ist und einen an den Slogan »Am deutschen Wesen soll die Welt genesen« erinnert.

      > Der gewesene Ost-Berliner

      Er fühlt sich im Westteil der Stadt immer noch ein wenig fremd und fährt lieber von Schmöckwitz nach Pankow als von Wilmersdorf nach Kladow.

      > Der ganz normale Mensch

      An ihm fällt nur auf, dass nichts an ihm auffällt. Er macht vermutlich die absolute Mehrheit aus.

      Steht »meine« Taxe endlich vor mir, habe ich mich zu entscheiden, ob ich auf dem Beifahrersitz Platz nehmen möchte oder im Fond. Vorn liegen meist Seltersflaschen und Zeitungen herum, die erst weggeräumt werden müssen. Zudem muss der Sitz etliche Zentimeter nach hinten gerückt werden, damit ich einsteigen kann. Wie auch immer, es ist ein komisches Gefühl, plötzlich mit einem wildfremden Menschen auf engem Raum eingesperrt zu sein. Sitzt man auf der Rückbank und der Fahrer schräg vor einem, ist es nicht ganz so schlimm. Aber auch dort ist man oftmals Gerüchen ausgesetzt, die an einen Zoobesuch erinnern. Mit der Nennung des Ziels gibt man nach dem Einsteigen ungewollt einen Stichpunkt für eine kleine Plauderei. »Schmöckwitz … Dahin sind wir immer zum Baden rausgefahren …«

      Ab und an trifft man auf einen Fahrer mit ausgesprochener Logorrhö. Mir passiert das zumeist, wenn ich von einer anstrengenden Lesung komme und nur noch meine Ruhe haben will. Die einsilbigen Fahrer scheinen jedoch zu überwiegen. Viele schalten auch das Radio ein. Oft hören sie zu meiner Überraschung klassische Musik.

      Von 1967 bis 1968 wurde aufgrund vieler Taxifahrermorde eine »Trennwandverordnung« in Kraft gesetzt, die vorschrieb, dass zwischen Fahrer- und Rücksitz eine Panzerglasscheibe eingebaut werden musste. Diese Konstruktion wurde von vielen verflucht, denn große Fahrer konnten ihren Sitz nicht mehr weit genug nach hinten schieben, im Sommer wurde es in beiden Abteilungen unerträglich heiß, und beim plötzlichen Bremsen verletzten sich die Fahrgäste nicht selten an der »Gedächtnisgondel«. Schnell verschwand der Unsinn wieder.

      An einer »Halte«, an der viele Taxis auf Kunden warten, hat man die Qual der Wahl. Zwar kann man sich den Wagen aussuchen, in den man einsteigen will, man hat aber ein schlechtes Gefühl, wenn man nicht den ersten in der langen Schlange nimmt. Aber was macht man, wenn das nun ein kleiner Wagen vom Typ Schlaglochsuchgerät ist und man die schlechten Fahrbahnen kennt? Und wenn man nur eine kurze Strecke fahren will? Der Vorderste wartet vielleicht schon eine Stunde und bekommt dann eine Tour, bei der er nur fünf Euro zwanzig verdient. Soll man in solch einem Fall doch den Letzten nehmen, der nur zehn Minuten gewartet hat? Eine schwere Entscheidung …

      Bei Regen, Glatteis oder wenn ich schlecht zu Fuß bin, bestelle ich mir telefonisch eine Taxe. Wenn ich dann nicht nach Frohnau, sondern nur zum Funkhaus am Hans-Rosenthal-Platz will, erlebe ich oft einen fluchenden oder aber den Tränen nahen Fahrer. Denn diese Fahrt bringt mit Trinkgeld nur sieben Euro. Da wage ich es erst gar nicht, den »Winketarif« in Anspruch zu nehmen.

      Vor fünfzehn Jahren, als wir mit unserer kleinen Tochter unterwegs waren, gab es noch das Problem des Kindersitzes: Oft war keiner an Bord. Deshalb haben wir uns eigens für Taxifahrten einen gekauft. Aber ehe der dann auf der Rückbank sicher verankert war …

      Bequemer als mit Bahn und Bus ist man mit der Taxe allemal unterwegs – aber auch schneller? Bestimmt nicht, wenn es zur Hauptverkehrszeit, der HVZ, durch die Innenstadt geht oder man nach Feierabend eine der Ausfallstraßen benutzen muss. Bei den vielen Staus nicht ausfallend zu werden ist schon verdammt schwierig.

      Einmal, als ich mit einem schweren Koffer am Hauptbahnhof ankam und zu einem Termin nach Charlottenburg wollte, war die Tiergartenstraße so verstopft, dass ich den Taxifahrer bat, mich aussteigen zu lassen, um einen kleinen Spaziergang unternehmen zu können. Ich legte ihm einen Geldschein hin (»Als Anzahlung …«), und er hatte ja auch noch meinen Koffer an Bord. So bin ich dann mehr als einen Kilometer neben meiner Taxe hergelaufen und war zeitweise schneller als sie.

      Im Tagesspiegel vom 15. Mai 2015 finden sich unter der Überschrift Och nee, det is mir zu weit Schilderungen von Lesern über ihre Erlebnisse mit Berliner Taxifahrern. Und da kommt einiges an Klagen zusammen: übermüdete Fahrer, schlechte Luft in Fahrzeugen, aggressives Verhalten Radfahrern gegenüber, geringe Ortskenntnisse, mieser Service, was das Ein- und Ausladen von Koffern betrifft, und die Ablehnung, Fahrgäste über kurze Strecken zu befördern.

      Ich habe seit Jahren ein festes Prinzip: Hin, wenn es früh am Tag und hell ist, mit Bahn und Bus – zurück, wenn es spät und dunkel geworden ist, mit der Taxe.

      Laut ADAC kostet ein Auto um die sechshundert Euro im Monat, das sind mehr als siebentausend Euro im Jahr. Dennoch gibt es Freunde und Verwandte, die oft zwei Autos besitzen, mich aber vorwurfsvoll ansehen, wenn ich mit der Taxe von ihnen nach Hause fahre und vierzig Euro zahlen muss. »So eine Verschwendung! Na, du musst es ja dicke haben!«, heißt es dann immer.

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