Название: Italien - Gefangen in Land und Liebe
Автор: Alexander Frey
Издательство: Автор
Жанр: Исторические любовные романы
isbn: 9783954882502
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Die Amerikaner hatten bei St. Benedetto den Po überquert und uns von der Westflanke eingeholt.
Da gab es kein Entrinnen mehr.
Aus der Traum von den Alpen, der Heimat, der Freiheit, doch noch ungeschoren davon zu kommen.
Drei Mann gegen vier Panzer und 30 bis 40 Infanteristen, das wäre reiner Wahnsinn gewesen.
Nachdem ich mich wieder etwas gefasst hatte, zog ich mich wieder in die Scheune zurück und berichtete meinen Kameraden in wenigen Zügen, was sich draußen abspielte.
Raus konnten wir unmöglich. Wir dachten nicht daran, uns zu ergeben. Unser einziger Gedanke in diesem Augenblick war – verstecken! Aber wie würden sich die Italiener verhalten? Würden sie uns verraten? Oder vielleicht hinaustreiben, direkt dem Feind in die Arme?
Dann blieb uns nichts mehr. Wenn sie uns erst einmal gesehen hatten, war auch an Flucht nicht mehr zu denken. Einfach unmöglich.
Das Bauerngehöft befand sich mitten auf freiem Feld, wir hätten nicht die geringste Chance gehabt. Eine Panzer-Granate hätte uns den sicheren Tod gebracht.
In unsrer Verzweiflung suchten wir Schutz im Luftschutzkeller, der sich direkt, in Form eines tiefen Grabens und aus einer riesigen Menge Busch bestehend, der Scheune anschloss. Hinten und vorne befand sich je ein Ausgang.
Fritz und Paul stellten sich mit der Maschinenpistole im Anschlag hinten auf, ich behielt den vorderen Ausgang im Auge.
Äußerste Ruhe und Disziplin waren erforderlich, um nicht aufzufallen. Gespannt und konzentriert achteten wir auf das geringste Geräusch.
Die Italiener waren von uns noch schnell zum Stillschweigen verpflichtet worden. Aber wussten wir auch, ob sie Wort halten würden? Die Gefahren lauerten aus allen Ecken.
Bange Minuten folgten, die uns wie eine Ewigkeit schienen. Die Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
Die Panzer rollten bis zur Einfahrt des Gehöfts, blieben dann einen Moment stehen, einige Soldaten sprangen vom ersten Fahrzeug und kamen auf uns zu.
„Sind hier noch Deutsche?“ riefen sie der Italienerin zu.
Ich verstand ihre Frage sehr gut. Mir wurde sofort bewusst, in welcher Gefahr wir uns befanden. Ein Wort von der Frau und wir waren geliefert.
„No, no!“ rief die Frau des Hauses. „Sie sind heute früh abgereist.“
Sie machte ihre Sache ausgezeichnet. Vom Bunker aus beobachtete ich jede Bewegung, fest entschlossen, nicht aufzugeben.
Für einen Moment waren wir erleichtert. Aber wie lange? Gaben wir uns nicht einer falschen Hoffnung hin?
Die Panzer rollten wieder ab. Wann würden wir den nächsten begegnen?
Noch lange saßen wir in unserem Versteck. Inzwischen hatte die Bäuerin uns gut verpflegt. Wir fühlten uns wieder wohler und gekräftigt. Nur diese innere Unruhe, ein Gefühl der Unsicherheit, schien unüberwindbar.
Es wurde bereits dunkel, da hörten wir wieder Motorengeräusch. Wir waren auf alles gefasst. Entweder – oder.
Ein Farbiger kam mit seinem Dodge in den Hof gefahren. Er wollte Schokolade gegen Eier eintauschen.
Im ersten Moment dachte ich daran, den Wagen mitsamt der Artilleriemunition zu kassieren, um damit zu flüchten. Aber schon im gleichen Augenblick war mir das Unmögliche dieses Unternehmens bewusst. In unseren Uniformen war ein derartiges Unterfangen sinnlos.
Mit großer Erleichterung registrierten wir, dass der Farbige schon kurz darauf, ohne sich weiter umzusehen, den Hofraum wieder verließ und seine Fahrt in Richtung Verona fortsetzte.
6
Nach Einbruch der Dunkelheit krochen wir aus unserem Versteck. Inzwischen hatten die Italiener erfahren, dass die Amerikaner Verona erreicht hatten. Sie kamen sofort und teilten uns dies mit.
„Jetzt ist es ganz aus, da können wir mit unseren Rennern nicht mehr nachkommen“, war meine erste Reaktion. „Wir müssten abwarten und versuchen, in Zivil weiterzukommen.“
„Ich gehe nach Castel-Franco hier in der Nähe“, sagte Fritz. „Ich habe da ein paar Bekannte.“
„Und ich will versuchen, nach Padua zu kommen“, sagte Paul Brandner. „Als Volksdeutscher aus Siebenbürgen kann ich mich jederzeit als Jugoslawe ausgeben, die Sprache beherrsche ich perfekt.“
„Da werde ich wohl allein gegen die Amerikaner müssen. Ich versuche es jedenfalls, nochmal nach Mantua zu kommen“, legte ich meine Vorstellung dar.
Die erste Überlegung war das Wechseln der Kleider und die Vernichtung der Waffen.
Wir verhandelten mit den Bewohnern, die sich inzwischen um uns versammelt hatten. Sie waren über Erwarten freundlich und hilfsbereit. Was wir an Kleidung benötigten, hatten sie in wenigen Augenblicken herbeigeschafft.
Währenddessen nahmen wir unsere Waffen auseinander. Die Handgranate ohne Zünder und die Maschinenpistolen-Munition flogen in die Dung Grube. Meine Maschinenpistole nahm ich auseinander und übergab sie ohne Munition dem Hausherrn für sein tapferes Verhalten.
In den Zivilsachen fühlten wir uns schon bedeutend wohler. Die Gefahr war jedoch noch nicht gebannt.
Nach und nach tauchten aus allen möglichen Winkeln immer mehr Zivilisten auf. Sie kamen aus ihren Verstecken zum Vorschein, aus Luftschutzlöchern und den in der Nähe liegenden Häusern.
Die Menge wurde immer größer, so dass wir sie nicht mehr übersehen konnten. Was hatte das zu bedeuten?
Zögernd näherten sie sich uns, um ihre Verwunderung zu zeigen. Dann brachten sie ihre Anerkennung darüber zum Ausdruck, dass wir so viel Mut bewiesen und uns so lange versteckt gehalten hatten.
Wir konnten jeder ein paar Brocken italienisch, einige der Italiener sprachen sogar ein recht verständliches Deutsch. Nach ein paar Sätzen kamen wir schon zu einem unerwartet herzlichen Ton. Die Unterhaltung wurde immer zwangloser und ausgelassener.
Man brachte uns Wein, Brot und Fleisch. Mit großem Genuss aßen und tranken wir davon. Seit Tagen hatten wir nicht mehr so gut gelebt. Die ganze Atmosphäre war wohltuend befreiend. Diese offene Unterhaltung belebte unsere Geister und ließ uns alle Angst, Unsicherheit und Gefahr der letzten Tage vergessen. Wir unterhielten uns über das bevorstehende Kriegsende, den Einmarsch der Alliierten in Verona, über die Gastarbeiter in Deutschland, die für uns Waffen bauten und die nun bald wieder in ihre Heimat zurück konnten.
Trotz dieser spontanen Herzlichkeit und des unerwarteten Entgegenkommens konnte ich mich nicht eines komischen Gefühls erwehren. Ich war mir nicht sicher, ob sie es auch wirklich Ernst meinten mit ihrer Freundlichkeit.
Plötzlich war eine Ziehharmonika da. Einer spielte, und auf der großen СКАЧАТЬ