Die Kunst, verantwortlich zu erziehen. Reinhold Ruthe
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Название: Die Kunst, verantwortlich zu erziehen

Автор: Reinhold Ruthe

Издательство: Автор

Жанр: Секс и семейная психология

Серия:

isbn: 9783865065766

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       der das Denken und Handeln unterstützt;

       der neue Ideen reifen lässt;

       der ein Vorbild für Leben und Verhalten ist.

      Wer Autorität besitzt,

       hat innere Überzeugungskraft;

       kann von innen her führen;

       kann Vertrauen schenken.

      Autorität hängt mit dem lateinischen „augere“ zusammen und meint: fördern, mehren, wachsen lassen, entfalten lassen.

      Wer also Autorität besitzt,

       ist ein Förderer, ein Mehrer;

       ist ein Entfalter, ist Entwicklungshelfer im besten Sinne des Wortes.

      Der Autoritätsbegriff hat zahlreiche Beziehungen zu anderen Begriffen wie: Vorbild, Ansehen, Achtung, Respekt, Ehrfurcht und Vollmacht. In den Erziehungs- und Sozialwissenschaften besteht Einigkeit darüber, dass Autorität nicht in erster Linie eine Eigenschaft von Personen ist, sondern die Qualität einer sozialen Beziehung beinhaltet. Autorität wird den Personen zugeschrieben, die einen Einfluss oder einen Führungsanspruch geltend machen, der als berechtigt von anderen Menschen anerkannt wird.

      Die so genannten Autoritätsabhängigen verpflichten sich freiwillig, ohne Strafandrohung, aufgrund von Vertrauen und Treue zu gehorchen. Diese Autoritätsabhängigen werden aber auch den Gehorsam verweigern, wenn die Autoritätsinhaber ihre Kompetenz überschreiten. Autoritätsabhängige Menschen schenken der Autoritätsperson Respekt, solange sie

       durch Beispiel,

       durch Vorbild,

       durch Kompetenz,

       durch rationalen Diskurs und

       durch partnerschaftliche Kommunikation

      das Vertrauen des abhängigen Menschen gewinnt.

      Die Überredung, die Manipulation und die Suggestion werden als autoritäre Verhaltens- und Einstellungsmuster abgelehnt.

      In der Philosophie wird die Frage gestellt: „Zu welcher Kategorie gehört eigentlich der Begriff Autorität?“ Kategorien gibt es grundsätzlich drei: Dinge, Eigenschaften und Beziehungen.

      Ein Schuh ist ein Ding, auch eine Person ist ein Ding. Aber ihnen haften Eigenschaften an. Wir können sagen:

      „Der Vater ist unwahrscheinlich stark.“

      „Die Mutter ist sehr liebesfähig.“

      „Das Kind ist gehorsam.“

      „Der Lehrer ist sehr streng.“

      Man kann also die Autorität als Ding und als Eigenschaft definieren. Viele Eigenschaften deuten aber auch eine Beziehung an. Alle vier genannten Aussagen über Vater und Mutter, das Kind und den Lehrer beinhalten auch eine Beziehungsebene. Denn der starke Vater ist gegenüber Kindern, der Ehepartnerin und anderen Männern stark. Die liebenswürdige Mutter gilt in Beziehungen zu anderen Menschen als liebenswürdig. Auch das Kind spiegelt Gehorsam gegenüber anderen Personen wider. Der strenge Lehrer besitzt eine klar umrissene Eigenschaft und drückt gleichzeitig in Beziehungen eine bestimmte Haltung aus.

      Genauso ergeht es dem Wort „Autorität“. Wie wir es auch benutzen: Es spiegelt eine Eigenschaft und eine Beziehung wider.

      Ein Lehrer kann Autorität besitzen,

      … weil er sich durchsetzt;

      … weil die Schüler auf ihn hören;

      … weil die Schüler ihn respektieren;

      … weil er für Disziplin und Ordnung sorgt.

      Und ein Lehrer kann Autorität besitzen,

      … weil er etwas zu sagen hat;

      … weil er etwas zu vermitteln hat;

      … weil sein Wissen imponiert.

      Es wird deutlich, dass verschiedene Menschen unterschiedliche Autorität besitzen.

      Der Mathematiklehrer ist eine Autorität auf dem Gebiet der Mathematik.

      Der Englischlehrer ist eine Autorität auf dem Gebiet der englischen Sprache.

      Der Musiklehrer ist eine Autorität auf dem Gebiet der Musik.

      Die Fachleute sprechen auch von „epistemischer Autorität“ (gr. episteme = Wissen) und von „deontischer Autorität“ (gr. deomai = ich soll). Die Wissens-Autorität besteht in der Vermittlung von Wissen. Die Vorgesetzten-Autorität besteht in der Vermittlung von Weisungen, Richtlinien und unter Umständen Befehlen.

      Die Autorität der Wissenden ist die Autorität

       des Lehrers,

       des Sachverständigen,

       des Fachmanns,

       des Kenners.

      Die Autorität des Vorgesetzten ist die Autorität

       des Chefs,

       des Leiters,

       des Übergeordneten,

       des Kommandeurs.

      Auch das ist möglich, dass Wissende und Vorgesetzte in einer Person handeln. Hilfreich ist es, wenn Menschen mit Wissens-Autorität gleichzeitig eine überzeugende Weisungsbefugnis besitzen. Nicht das eine wird gegen das andere ausgespielt. Aber es muss klar sein: Menschen mit Weisungsbefugnis sind noch lange keine Wissens-Autoritäten. Die Tragik besteht darin, dass sich immer wieder Menschen mit Weisungsbefugnissen, Menschen mit Vorgesetzten-Autorität, Wissens-Autorität anmaßen und ihre Grenzen überschreiten. Über 20 Jahre habe ich Beratung und Seelsorge praktiziert. Für viele Ratsuchende war ich die Wissens-Autorität. Aber mit Händen und Füßen habe ich mich gewehrt, in die Rolle der Vorgesetzten-Autorität hineinzurutschen. Im Prinzip gebe ich keine Weisungen, keine Ratschläge, keine Anordnungen. Wenn Seelsorger und Therapeuten diese Sach-Autorität nicht von der Vorgesetzten-Autorität unterscheiden, geraten sie unter der Hand in eine verführerische Rolle. Dem Missbrauch sind Tor und Tür geöffnet.

      Die begründete Autorität beinhaltet:

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