Название: Wölfe im Schafspelz
Автор: Edin Løvås
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783865065742
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Nach einer kurzen Periode scheinbarer Ruhe und scheinbaren Friedens beginnt jedoch der Streit erneut aufzuflammen. Weitere „Aussprachen“ werden abgehalten, Schreibfreudige setzen Briefe auf, die offensichtlich unter innerem Druck entstanden sind. Der Pastor oder Pfarrer und die Verantwortlichen der Gemeinde mahnen zur Einheit. „Wenn es eine Auseinandersetzung gibt, ist niemals einer allein schuld!“, sagen sie.
So kann es jahrelang gehen. Der Machtmensch arbeitet während dieser Zeit unermüdlich und ungehindert weiter, während er diejenigen einschüchtert und ausschaltet, die seine Machtposition bedrohen. Mitunter endet es damit, dass solche Menschen den Vorstand unter ihrer Kontrolle haben, sodass es fast unmöglich ist, sie loszuwerden. Zu diesem Zeitpunkt haben sie bereits genügend Anhänger, die bereit sind, allen, die als „Konkurrenten“ empfunden werden, mit Hass und Widerwillen zu begegnen. Rechtshändel folgen solchen Verhältnissen häufig auf dem Fuß. „Ich gebe nicht klein bei, bis mein ganzer Grundbesitz höchstrichterlich umzäunt ist!“, sagt einer, der in ständigem Zwist mit seinen Nachbarn liegt.
Viele Journalisten lieben diesen Menschenschlag; deshalb ist es fast unvermeidlich, dass solche Dinge in die Zeitungen kommen. Da hüpft das Herz des Machtmenschen! Da bekommt er seine Aufmerksamkeit, sogar in der breiten öffentlichen Meinung! Denn ein Machtmensch „leidet an der Sucht nach Streitgesprächen und Wortgefechten. Daraus entspringen Neid, Zank, Verleumdung, böser Argwohn … “ (1. Tim. 6,4.)
Mit Schuldgefühlen operieren
Das Schuldgefühl anderer ist die Lieblingswaffe der Machtmenschen. Da sie scharfe Beobachter sind, behalten sie ihre Opfer ständig im Auge, um Angriffspunkte in deren Moral oder Verhalten auszumachen. Sie umkreisen ihre Mitmenschen wie Aasgeier, um zu sehen, ob diese auch nur den kleinsten Fehler machen. Machtmenschen äußern selten völlig unhaltbare Beschuldigungen. Sie greifen tatsächliche Missstände auf, dramatisieren und übertreiben aber dabei. Sie sind Experten darin, mittels der „reinen Wahrheit“ unverschämt zu lügen. Die meisten Christen haben ein sensibles Gewissen für Gut und Böse. Sie haben Angst, sie könnten eine Sünde begehen, Unrecht tun oder einen Fehler machen. Wenn sich ein durchbohrender Blick auf sie richtet und sie Sätze hören wie: „Das hast du falsch gemacht!“, „Was hast du da schon wieder gesagt?“, „Wie du dich wieder aufgeführt hast!“ und dergleichen, versetzt das die meisten von ihnen in Angst und Schrecken. Christen sind oft auch zu einer Art von Demut erzogen worden, die es ihnen schwer macht, sich zu verteidigen. Wenn sie ständig diesen dramatischen Anklagen ausgesetzt sind oder wegen jeder Kleinigkeit zurechtgewiesen werden, werden sie dünnhäutig und zucken schon zusammen, wenn der Machtmensch die Stimmlage ein wenig erhöht. Am Ende befinden sie sich in einem Zustand krankhafter Schuldgefühle und fühlen sich körperlich, seelisch und geistlich schmutzig und minderwertig. Wenn jemand unberechtigte Anklagen erhebt, sollten wir uns fragen: Ist es nicht in Wirklichkeit umgekehrt? Was ein Machtmensch am anderen anklagt, ist sein eigenes Unrecht! Ein unberechtigter Verdacht ist fast immer ein Selbstporträt dessen, der ihn äußert! „Es ist, als wenn jemand mit dem Rücken zum Rathaus steht, nach vorne deutet und sagt: Da ist das Rathaus. Der Mensch hat Recht; es liegt da – wenn er umkehrt“ (Kierkegaard).
Viele kämen mit solchen Anklagen besser zurecht, wenn sie in der Glaubensunterweisung erfahren hätten, dass ein Christ das Recht hat, sich zu verteidigen. Jesus selbst hat es getan. „Wer von euch“, fragte er die Pharisäer, „kann mir eine Sünde nachweisen?“ (Joh. 8,46.) Er stellte sich sogar zwischen eine Frau, die wirklich gesündigt hatte, und die Pharisäer – nicht, weil er die Sünde entschuldigte, sondern weil er die Frau beschützen wollte. Paulus hat sich oft verteidigt. Er wies böswillige Beschuldigungen zurück und legte kraftvoll Widerspruch ein. Es gibt zwar Situationen, in denen es klüger ist zu schweigen, als zu reden; aber wenn man es mit Machtmenschen zu tun hat, ist das immer falsch. Sie nützen jedes Anzeichen von Vorsicht, Demut und Konfliktscheu für ihre Zwecke aus. Machtmenschen verachten rücksichtsvolle Menschen; aber es kann geschehen, dass es ihnen die Sprache verschlägt, wenn sie merken, dass sie mit ihren Attacken ins Leere laufen.
Das Schuldgefühl, das verwundbare Menschen nach der Kollision mit einem Machtmenschen herumschleppen, kann den krankhaften und selbstzerstörerischen Drang erzeugen, die Vergebung des Machtmenschen zu erlangen. Die Opfer können an den Punkt kommen, wo sie ihre Gebete gleichsam nicht mehr an Gott richten, sondern an den Menschen, der sie quält.
Ein entsprechendes Abhängigkeitsverhältnis entsteht oft zwischen einem Folterer und einem Gefolterten. Machtmenschen benutzen gegenüber schwachen Christen dieselben subtilen Methoden, die Folterer gegen diejenigen einsetzen, die sie mürbe machen wollen: Ab und zu lockern sie den Druck. Stattdessen zeigen sie sich von einer Seite, die an Zärtlichkeit und Liebe erinnert. Kurz danach beginnen die Vorwürfe und Anklagen erneut. In diesem Wechselbad entsteht die Sehnsucht nach Vergebung und nach einer Art positiver Zuwendung.
In diesem Prozess haben viele Christen vergessen, was die Bibel über Sündenvergebung sagt. Der Heilige Geist ist es, der zeigt, was es mit Sünde, Recht und Gericht auf sich hat (Joh. 16,8). Zu leicht vergisst ein Mensch, der Opfer eines Machtmenschen geworden ist, dass es Gott ist, der vergibt und befreit. Bei ihm allein können wir „alles ablegen, was uns beschwert, auch die Sünde, die uns ständig umstrickt“ (Hebr. 12,1). Er allein schenkt Vergebung der Sünden. Er allein reinigt. Er allein spricht gerecht – und das allein aus Gnade.
Machtmenschen verkündigen jedoch nie die Gnade Gottes, selbst wenn sie sich noch so sehr auf die Bibel berufen. Sie sind Tag und Nacht damit beschäftigt, die moralische Vervollkommnung anderer voranzutreiben. Ihre Enthüllungen sind grausam; aber sie haben immer ein „gutes Gewissen“, während sie gnadenlos angreifen. „Die größte Freude des Moralisten besteht darin, dass er guten Gewissens grausam ist“, behauptete Bertrand Russel.
Lebensinhalt und Selbstbild des Machtmenschen sind in jener Karikatur eingefangen, in der solch ein Mensch todernst sagt: „Ich kann nicht verstehen, dass es Menschen so schwer fällt, ihre Sünde zu bekennen. Wenn ich eine Sünde begangen hätte, hätte ich sie sofort gebeichtet.“
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