Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III. Erhard Heckmann
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Название: Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III

Автор: Erhard Heckmann

Издательство: Автор

Жанр: Спорт, фитнес

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isbn: 9783961456512

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СКАЧАТЬ Museumszimmer eingerichtet werden.

      Und auch das „Trakehner Tor“ erstrahlt wieder in neuem Glanz. Die 1932 aufgestellte, lebensgroße, bronzene Tempelhüter-Statue verluden die Russen 1944 Richtung Moskau, doch kam dreißig Jahre später ein Originalabguss dieser Skulptur in die Reiterhauptstadt Verden/Aller auf einem russischen Tieflader zurück und wurde dort vor dem Deutschen Pferdemuseum aufgestellt.

       Das Landstallmeister-Haus im ehemaligen Trakehnen mit der Tempelhüter-Statue (Foto: Archiv Trakehner-Verband)

      1822 gelangten zu den Pferden in Graditz, außer denen in Neustadt, noch 24 edle Stuten aus der Normandie und später weitere Pferde aus Neustadt und Trakehnen. Den Grundstein für das Preußische Hauptgestüt Graditz, das diesen Namen schon seit Oktober 1815 trug und 1817 den ersten Vollbluthengst aufgestellt hatte, legten 1833 sechs Vollblutstuten, fünf davon aus England importiert. Der Beschäler war der Engländer Elector, den Lord Egremont 1813 von dem Eclipse-Urenkel Election gezogen hatte, und dessen Urgroßmutter Venus gleichfalls eine Eclipse-Tochter war. Ab 1845 kamen die in Graditz gezogenen Vollblüter in den Rennstall nach Neustadt. Zu den 12 Hengsten, die damals im Hauptgestüt standen, zählten die Vollbrüder Bayard und Swaran, die einen Hengst namens Türk-Main zum Vater hatten, und Bayards Sohn Alcides. Von sechs weiteren Beschälern werden drei als Originaltraber benannt, während drei Stallions als Vollblüter diese Rasse in Graditz seit 1826 vertraten: Der 1819 in England gekaufte Blackamoor war ein 1811 geborener Highflyer-Enkel von Stammford aus der Scorer Mare, deren Mutter Whiskey Mare von Whiskey aus einer Dorimant-Tochter gezogen war. Von 1819 bis 1828 deckte der Hengst in Trakehnen, danach bis 1832 in Graditz. Als weiteren Beschäler führt Martin Beckmann in seiner Sport-Welt-Serie von 1981 den Hengst Hogard von Rubens auf, den jedoch die Pedigree-Datenbank nicht benennt, und der einzige „Rubens“, der infrage käme, wäre der 1805 vom Prince of Wales gezogene Buzzard-Sohn, zu dem jedoch keine weiteren Angaben existieren. Als Mutter von Rubens wird die Ascot Gold Cup-Siegerin Pranks genannt, die eine Hyperiontochter war und 1809 geboren wurde. Der damals dritte Vollblüter im Hauptgestüt war der 18017 von Lord Egremont gezogene Old Dicky-Sohn Dicky aus der Pot8os-Enkelin Parapluie.

      Ab 1832 kommen immer mehr Vollblüter nach Graditz, und mit zunehmender Beliebtheit des Englischen Vollblutes auf dem Kontinent wurde diese Zuchtstätte zum Zentrum der Vollblutzucht auf deutschem Boden, nachdem Baron Maltzahn als Leiter der Preußischen Gestütsverwaltung 1866 die in verschiedenen Gestüten stehenden Vollblüter in Graditz zentralisierte und Graf Georg von Lehndorf (ab 1887 gleichzeitig Oberlandstallmeister) zum Leiter von Graditz ernannt hatte. Aus Trakehnen kamen damals 24 Vollblutstuten, aus Neustadt 20 und der Hengst Ibicus (1849; Grey Momus), der ein Inländer war.

      In jenen Jahren betrieb Graditz auch eine starke Halbblutzucht mit Oldenburgern, Hannoveranern, Ostpreußen, irischen und normannischen Stuten, um ein starkes Halbblutpferd zu züchten. Als jedoch Siegfried Graf Lehndorff 1906 die Gestütsleitung von seinem Vater übernahm, stellte er die Halbblutzucht, die anschließend erheblich aufstieg, ausschließlich auf ostpreußisches Blut um. Und dank dieses Erfolges blieb die Halbblutzucht auch in Graditz, als die staatlichen Vollblüter für zwanzig Jahre nach Altefeld umzogen. Vorübergehend wurde auch die Zucht der Traber und Maultiere wieder aufgenommen, wobei für letztere aus ostpreußischen Zuchten etwa dreißig Mutterstuten nach Graditz gebracht und von zwei Eselhengsten gedeckt wurden, die aus Italien und Amerika stammten.

      Die Bodenbeschaffenheit um das Gestüt war fruchtbar, bester Weizenboden ließ auch Klee und Luzerne gedeihen und sorgte für die Eigenversorgung von Gestüt und Rennstall, und für das Training standen auch zwei Bahnen zur Verfügung, 2.500 Meter Sand und 2.000 Meter Gras. Für den Ruhm dieses Gestütes sorgten in- und ausländische Hengste, und drei von ihnen, die aus dem Rennstall in die Zucht wechselten – Herold und sein Sohn Alchimist, zu denen sich der Hanielsche Ferro gesellte – hatten innerhalb von 14 Jahren alle das Derby und den Großen Preis von Berlin gewonnen, bevor sie in Graditz wirkten. Aber nicht alle „Graditzer Hengste“ deckten im eigenen Gestüt, sondern waren verpachtet oder standen beispielsweise auch in der Filiale Römerhof.

      Zu den Importen, die Graf Goorg Lehndorff zur Blutauffrischung der Herde und Verbesserung der Zucht durchführte, zählten mit Nuage (Großer Preis von Paris 1910) und Ard Patrick (Epsom Derby 1902) auch zwei Enkel des ungeschlagenen St. Simon (1881; Galopin). Die ersten großen Erfolge durfte Graditz aber schon einige Jahre früher feiern, als der Stockwell-Enkel Sonntag (1869; Rustic) das Union-Rennen von 1972 gewann, und Potrimpos vierzehn Jahre später für den ersten Derbysieg der „Schwarz-Weiß-Gestreiften“ sorgte.

      Als 1913 auch noch Dark Ronald (1905; Bay Ronald) angekauft wurde, dessen Kinder allein 872 Rennen und 13,7 Millionen Mark gewannen, waren die Weichen endgültig gestellt, sodass bis Ende 1945 allein zwölf Derbysieger gefeiert werden konnten, von denen sieben während der Regie von Graf Georg Lehndorf abgesattelt wurden. 1949 war es dann Deutschlands ältestem Privatgestüt Schlenderhan mit der Pharis-Tochter Asterblüte vorbehalten, diesen Derbyrekord zu egalisieren. Wie weit jedoch das Blut dieser importierten Hengste reichte, zeigt das Beispiel des letzten Derbysiegers der DDR: Der Graditzer Filutek, der 1990 in Hoppegarten gewann, war ein von dem Luciano-Sohn Cil stammender Hengst aus der Angeber-Tochter Figura, deren siebte Mutter Fama (Saraband) eine Tochter der Alveole ist. Und Alveole war die Mutter der Ard Patrick-Tochter Antwort, einer großen Linienbegründerin im einstigen Graditz. Trainiert wurde der in den Farben des Rennstalles Berolina laufende Graditzer damals von Heinz Schäfke, während es für den späteren Dresdener Trainer Lutz Pyritz, mehrfacher Champion-Jockey der DDR, im Sattel der dritte Treffer in diesem Rennen war. Und noch einer vertrat den Fama-Zweig der großen Graditzer Siegerfamilie der Alveole: Der Graditzer Hengst Faktotum (1952; Harlekin). Er war der beste Rennhengst der DDR-Zucht, gewann die Dreifache Krone und schlug im „Großen Preis der Sozialistischen Länder“ in Moskau Element, der durch seinen Sohn Anilin berühmt wurde. Faktotums dritte Mutter Fahne stammte von Dark Ronald aus der Flagge, deren Mutter den Namen Fama trug.

      Wie wichtig die Importe für die Zucht waren zeigt sich auch daran, dass die ersten beiden Derbysieger der „Schwarz-Weißen“ (Potrimus 1886 und Peter 1891) von dem Franzosen Chamant (1874; Mortemer) abstammten, der 1878 nach Deutschland kam. Der vierte, Habenichts, der 1898 gewann, hatte diesen Franzosen ebenfalls zum Vater, während die Derbysieger von 1893 (Geier) und 1909 (Arnfried) eine Chamant-Tochter zur Mutter hatten, und bei Orient (Bonavista), der für Graditz 1910 das sechste Derby gewann, stand eine Chamant-Enkelin als Großmutter im Pedigree. Als 1919 Gibraltar im Grundewald – nach dem Hannibal-Sohn Gulliver II 1912 – das nächste Blaue Band gewann, hieß sein Vater Nuage, und die Mutter war eine Tochter von Ard Patrick. Ein Jahr später hatte bereits der teuerste Graditzer-Import, Dark Ronald, an Herold seinen ersten Derbysieger, und dieser eine Mutter von Art Patrick. Der zehnte Graditzer, der das „Blaue Band“ für sich entschied, Dionys 1931, stammte von dem Dark Ronalds Sohn Herold aus der Nuage-Stute Dichterin, und der große Alchimist, der zwei Jahre später Derbysieger wurde, vertrat die gleiche Kombination, denn er war von Herold aus der Nuage-Tochter Aversion gezogen. Bevor Schlenderhan viermal hintereinander den Derbysieger feiern konnte, holte der Graditzer Ferro-Sohn Abendfrieden für seine Zuchtstätte 1937 den zwölften Triumph im „Blauen Band“. Und dieser Sieger verband über seine Mutter, die Herold-Tochter Antonia, das Blut von Dark Ronald mit dem von Nuage und Ard Patrick, und deckte später Mydlinghoven. Zu Nuage verband Antonias Mutter Adresse, während Ard Patricks Blutströme über Herolds Mutter Hornisse und Antonias Großmutter Antwort flossen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges verlor die Dark Ronald Linie an Kraft, doch brachten Derbysieger wie Alarich (Derbysieger 1960) Baalim (1961) Stuyvesant (1976) oder Surumu (1977) die Linie wieder stark zurück, wobei auch der Derbysieger von 1948, Birkhahn, als Beschäler eine tragende Rolle spielte. Dieser startete in Graditz, gewann fünf Hengst-Championate und wurde dann von Gabrielle von Oppenheim für Schlenderhan gekauft. Fünf Jahre später war der Alchimist-Sohn bereits tot, ließ aber anschließend noch drei Championate in der damaligen Bundesrepublik Deutschland folgen.. Und Schlenderhans 16. Derbysieger Sruyvesant war als Priamos-Sohn ein Enkel von Alchimist, СКАЧАТЬ