Herr über Leben und Tod bist du. Olaf Müller
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Название: Herr über Leben und Tod bist du

Автор: Olaf Müller

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839269183

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СКАЧАТЬ über den Burgberg flitzen würden.

      »Aus, Rocky! Aus!«

      Jörres verschaffte den Ermittlern eine kurze Rocky-Pause. Fett schaute hoch zum Turm. Er erspähte die in weiße Overalls gekleideten Kollegen von der Kriminaltechnik.

      »Schmelzer, versuchen Sie es mit dem betrunkenen Dobermannbesitzer. Ich klettere auf den Turm. Es wird eng da oben. Sie können nach mir hoch. Oder auch nicht.«

      Fett passierte die Markierung der Blutlache am Fuß der Treppe und stieg die Metallstufen empor. Weitere Fahnen kennzeichneten vereinzelte Tropfen. Er blieb auf der letzten Stufe stehen und schaute auf den Toten.

      »Moin, Herr Fett. Schöne Aussicht hier oben. Nur nicht für den da. Kopfschuss von vorne in die Stirn über der Nasenwurzel. Hinten ausgetreten. War sofort tot. Die sieben Messerstiche in die Brust brauchte es nicht mehr.« Kollegin Elke Unsleber leitete an diesem Tag die Kriminaltechnik. Ihre Aussagen waren belastbar. Ihr trockener Humor ansteckend. Sie engagierte sich im Umweltschutz, kam mit dem Rad zum Polizeipräsidium. Ohne Akku natürlich. Kurze braune Haare, trainierter Körper, grüne Augen, fester Gang, selbstbewusst. Fett musste sich konzentrieren.

      »Todeszeitpunkt?«

      »In der Früh. Heute Morgen.«

      »Hell oder dunkel?«

      »Der Schuss? Ich vermute vor Sonnenaufgang.«

      »Nähe?«

      »Nicht aufgesetzt. Keine Schmauchspuren und keine Kampfspuren. Nichts. Der muss von unten erwischt worden sein.«

      »Tödlicher Schuss aus der Umgebung. Danach steigt der Täter, wenn es nur einer war, auf den Turm und versetzt ihm etliche Stiche?«

      »Ja. Zuerst der Schuss, im Anschluss die Stiche. Sonst hätten wir nicht die Blutspritzer auf dem Geländer. Schuss, Täter klettert hoch, sieben Stiche, dreht ihn um, so sehen wir die Stiche nicht sofort. Und er ist nicht durch das Blut gelatscht wie der Frühtrinker da unten, denn der hat Blut an den Schuhen. Den können Sie vergessen. Der hat bestimmt 1,5 Promille.«

      »Diese Early Bird Säufer sind mir die liebsten«, schwärmte Fett. »Sie reden so poetisch. Kann ich mir den Toten ansehen?«

      »Noch eine Minute. Letzte Aufnahmen.«

      Kommissarin Unsleber zeigte auf verschiedene Punkte, und eine Kollegin fotografierte. Kollege Sonanini sammelte das Besteck seines Tatortkoffers ein und nahm an Fett vorbei den Weg nach unten.

      »Haben Sie seine Papiere gefunden?«, fragte Fett.

      »Ja. Fast vergessen. Hatte der 75-Jährige dankenswerterweise dabei. Eugen Kaltenbach aus Bergstein. Geboren 1944.«

      Unsleber reichte Fett den Personalausweis in einer Plastiktüte.

      Fett betrachtete den Toten, das Einschussloch über der Nasenwurzel, die sieben Stiche durch den Mantel in die Brust. Eugen Kaltenbach starb mit 75 Jahren auf dem Krawutschketurm. Was soll das alles, dachte Fett.

      »Können Sie grob sagen, aus welcher Richtung der Schuss gekommen ist?«

      »Wir werden es am Computer simulieren«, versprach Unsleber. »Augenscheinlich stand Kaltenbach hier, neben der Infotafel in Richtung Vossenack, mit Blick über Bergstein in Richtung Westen. Die Blutspritzer auf dem Geländer und der Aufschlagpunkt auf der Plattform deuten darauf hin. Der Schuss muss von schräg unten gekommen sein. Quasi voll auf die Zwölf, klingt makaber, ist aber so. Wir untersuchen den Bereich dort unten gleich genauer.« Sie zeigte auf einen Graben, der sich in westlicher Richtung von Bunkerresten nach Norden zog.

      »In der Dunkelheit eine Meisterleistung, den Alten zu erwischen.«

      »Guter Schütze oder Schützin. Wir sehen uns das gleich unten an. Vielleicht finden wir eine Patronenhülse. Dafür brauchen wir den Metalldetektor. Übrigens kein großes Kaliber, Jagdwaffe oder so. Die Kugel ist allerdings hinten raus. Die werden wir kaum hier oben finden. Die Kölner Rechtsmediziner sollen den Schusskanal untersuchen. Jedenfalls sind Fund- und Sterbeort identisch.«

      Eugen Kaltenbach. Kein typischer Name für die Region, befand Fett. Unten am Turm waren die ständigen Begleiter der Mordkommission eingetroffen, die dunklen Sargträger des lokalen Beerdigungsinstituts Himmelsleiter. Sie würden den Toten in die Rechtsmedizin der Uni Köln schaffen. Aachen besaß keine Rechtsmedizin mehr.

      Fett stieg nachdenklich die Stufen hinunter zu Schmelzer, Kaltenbach und Rocky. Auf den Hund hatte er keine Lust. Seit er vor über 40 Jahren von einem Rottweiler angefallen worden war, hielt er sie auf Distanz. Die Hunde merkten, dass Fett sie scheute, rochen seine Angst. Da konnte Herrchen noch so oft rufen »Der will nur spielen!«. Bei Fett endete das Spiel, und die Aggressivität der Kampfhunde brach durch.

      Der Stinkstiefel und die Sommersprossen

      »Leinen Sie den Hund an die Sitzbank. Wir müssen mit Ihnen reden«, befahl Fett.

      Jörres band einen Behelfsknoten und Rocky setzte sich aufmerksam und mit offener Schnauze auf sein Hinterteil. Er ahnte, dass Herrchen nicht in bester Verfassung war, und würde ihm zur Not mit Leine und Holzlehne der Bank zur Hilfe eilen.

      »Wann waren Sie heute Morgen hier am Turm?«

      »So gegen 7.30 Uhr ungefähr. Das ist die Zeit für Rocky.«

      »Wo wohnen Sie und von wo sind Sie gekommen?«

      Zwei Fragen. Das wurde etwas schwieriger für Norbert Jörres. Der Inhalt seines Flachmanns lag im hochprozentigen Bereich. Er fuhr sich nervös und fahrig über die Stirn.

      »Bergstein, da drüben und von dort, den gemütlichen Weg bin ich gekommen, nicht den steilen.« Er zeigte auf eine Lücke zwischen den Resten zweier Bunker.

      »Haben Sie etwas gehört, ist Ihnen jemand aufgefallen?«

      »Nee, nichts. Und Rocky bellt ja hinter jedem Kaninchen her.«

      »Wie sind Sie auf den Toten aufmerksam geworden?«

      »Rocky, der bellte mehr als sonst. Hat das Blut entdeckt und wollte unbedingt auf den Turm. Ich geh manchmal hoch, weil die Aussicht so schön ist. Dann sah ich die Bluttropfen. Könnten ja auch von einem Tier stammen. Hier sind viele Tiere, nicht nur ich und Rocky, ab und an Wildschweine und Rehe und Füchse …«

      »Halten Sie keinen Vortrag über Rotwild.« Fett wurde ungeduldig mit dem sichtlich angetrunkenen Mann. »Was ist Ihnen aufgefallen? Reißen Sie sich zusammen, Mann. Sonst nehmen wir eine Blutprobe.«

      Jörres zuckte. So hatte lange niemand mehr mit ihm geredet. Zuletzt sein Frühstücksdirektor, der einmal pro Woche von Düren zur Filiale nach Kleinhau gefahren kam.

      »Sind Sie schwerhörig?«, ermahnte Fett.

      »Nein, nein, nein. Nichts, ich habe nichts gesehen und gehört. Nur den Toten da oben, den habe ich gesehen. Dann habe ich angerufen, Herr Kommissar.«

      »Wir müssen den Hund ins Tierheim geben. Alkoholiker dürfen keine Hunde halten.«

      »Bitte, Herr Kommissar. Rocky ist alles, was ich habe. Mit wem soll ich denn sonst reden?«

      »Mit СКАЧАТЬ