Trans. Frau. Sein.. Felicia Ewert
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Название: Trans. Frau. Sein.

Автор: Felicia Ewert

Издательство: Автор

Жанр: Социальная психология

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isbn: 9783960428053

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СКАЧАТЬ banales Beispiel wäre, dass Frauen aufgrund von vermeintlich geringeren Konzentrationen an Testosteron im Körper ein weniger ausgeprägtes Selbstbewusstsein und geringere Durchsetzungsfähigkeiten hätten. Eine derartige Argumentation würde wohl in der überwiegenden Zahl von Feminismen umgehend kritisiert werden. Der tatsächlich zugrunde liegende zweigeschlechtliche Biologismus, der argumentiert, Geschlechter von Körpern ablesen zu können, bleibt hierbei jedoch meist unangetastet. Verhaltensweisen zu biologisieren, beziehungsweise als natürlich zu erklären, ist weitestgehend verworfen und gilt als sexistisches Mittel der Einordnung von Menschen. Geschlechtlicher Binarismus, Gleichsetzung von Organen, Hormonen und Chromosomen mit Geschlechtern, wird dennoch weiterhin als Standard aufgefasst.

      Damit komme ich auch zum Kernstück des geschlechtlichen Biologismus: Dem Schluss vom Körper auf das Geschlecht und davon wiederum auf bestimmte Verhaltensweisen.

      Dass diese Ansichten allerdings unweigerlich Diskriminierung und Ausschlüsse mit sich bringen, wird zu oft ignoriert, vorsätzlich verfolgt oder auch für das eigene Empowerment in Kauf genommen. Selbst wenn dabei Mehrfachmarginalisierte unsichtbar gemacht werden. Deshalb möchte ich dazu auffordern, die bestehenden Biologismen bei sich selbst und in der Öffentlichkeit zu erkennen und zu kritisieren. Ich möchte den Anstoß dazu geben, den Schluss vom Körper auf das Geschlecht in allen möglichen Facetten zu unterlassen.

      Statt also von bestimmten Organen auf ein Geschlecht zu schließen, kann jedes Körperteil und jedes vergeschlechtlichte Organ jedem Geschlecht zugehörig sein. Eine Frau kann ausgeprägte Brüste und einen Penis haben. Sie kann diese Organe haben und sie für sich völlig anders bezeichnen, weil bestehende vergeschlechtlichte Begriffe bei der Person teilweise schwere Dysphorie auslösen können. Ich möchte hier nicht jede mögliche Konstellation einzeln ausführen. Der Punkt ist, dass die Vergeschlechtlichung von Körpern und welche Schäden dies bei Menschen anrichten kann, in unseren Köpfen überdacht werden soll.

      Um es abzukürzen:

      Falsch: „Ah, dieser Körper weist diese und jene Organe auf, muss also weiblich sein.“

      Richtig: „Diese Person teilte mir mit, dass they eine Frau ist. Their Körper ist also der einer Frau.“

      Richtig +: „Ich schließe nicht von der Erscheinung von Personen auf deren Geschlecht und erwarte/verlange auch keinerlei Auskunft darüber von einer Person.“

      Ganz nebenbei: Das Geschlecht einer Person zu vermuten und falsch zu liegen, ist eine Sache. Personen ein Geschlecht zuzuweisen und deren Willen nicht zu respektieren, ist Gewalt. Es läuft der geschlechtlichen Selbstbestimmung einer Person zuwider, wenn versucht wird, eigene diskriminierende Einstellungen und Überzeugungen als wichtiger zu betrachten. Glaubt mir, Transfeindlichkeit ist nicht kreativ und auch nicht edgy, sie reproduziert nur das bestehende binäre Geschlechtersystem.

      Biologismus: Schluss vom Körper auf das Geschlecht, Abweichungen werden pathologisiert oder maximal als Identität/Empfinden eingestuft.

      Ich: umgekehrte Herangehensweise → Wenn Person eine Frau, dann Körper einer Frau.

       Drei Perspektiven auf das trans Sein

      Zunächst muss vorangestellt werden, dass abseits der medizinischpsychologisch-rechtlichen Ebene eine konkrete, allgemeingültige Definition des trans Seins nur schwer Bestand haben kann. Diese unterliegt, gerade in den universitären Gender Studies beziehungsweise in aktivistischen Bereichen, wie sämtliche Begriffe, ständigem Diskurs. Daher ist selbst eine scheinbar simple Definition davon, was Personen zu trans Personen macht, nicht in Kürze und unumstößlich formulierbar. Deshalb sollen im Folgenden drei verschiedene Perspektiven Aufschluss geben.

       Medizinisch-psychologisch-rechtliche Perspektive

      Transsexualität oder transsexuell Sein sind die ursprünglichen medizinischen und rechtlichen Begriffe, um trans Sein zu beschreiben. Sie sind nach wie vor in Medizin und deutschem Recht feststehend, deshalb werde ich diese zu Beginn erläutern. Transsexualität soll den Zustand beschreiben, eine Abweichung vom vermeintlich angeborenen, sogenannten biologischen, körperlichen oder auch somatischen Geschlecht zu empfinden. Darüber hinaus soll Transsexualität mit dem Bestreben einhergehen, den eigenen Körper hormonell und operativ möglichst weit an das sogenannte andere Geschlecht anzugleichen (vgl. DIMDI 2012).

      Diesbezüglich hier ein Auszug aus der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, Ausgabe 10 (ICD-10):

       „Der Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechtes zu leben und anerkannt zu werden. Dieser geht meist mit Unbehagen oder dem Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen anatomischen Geschlecht einher. Es besteht der Wunsch nach chirurgischer und hormoneller Behandlung, um den eigenen Körper dem bevorzugten Geschlecht soweit wie möglich anzugleichen.“ (ebd.)

      Zur Ergänzung hier noch eine andere Formulierung aus dem Pschyrembel:

       „Fehlende Übereinstimmung der Geschlechtsidentität mit dem somatischen Geschlecht; im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders Nummer 5 (DSM-5) als Geschlechtsdysphorie bezeichnet. Kennzeichnend ist die Unzufriedenheit mit der biologischen Geschlechtszugehörigkeit. Zum Teil werden nur Teilaspekte abgelehnt (partielle Geschlechtsdysphorie; engl. gender confusion). Häufiger besteht aber eine vollständige und anhaltende Ablehnung des somatischen Geschlechts (Transsexualität).“ (Pschyrembel 2016)

      Diese Formulierungen, die sich auf die Definition aus der ICD-10 unter dem Kapitel V, Psychische- und Verhaltensstörungen und dem Diagnosecode F64.0, beziehen, legen fest, dass trans Sein als eine Störung der Geschlechtsidentität betrachtet wird. Diese müsse in der Regel operativ und/oder hormonell behandelt werden, um schrittweise den empfundenen Leidensdruck möglichst zu verringern. Beide Formulierungen beinhalten auffallende Unterschiede in der möglichen Ausprägung, dem Erleben und Empfinden des trans Seins. Wo die Fassung des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) noch beschreibt, dass mit der Geschlechtsidentitätsstörung häufig ein Leidensdruck einhergehe, ohne dies weiter auszuführen, wird im Pschyrembel bereits die Möglichkeit einer so bezeichneten partiellen Geschlechtsdysphorie erwähnt (ebd.). Diese Defintion beschreibt zwar weiterhin, dass dieser Zustand nicht häufig auftrete, es lässt jedoch die Möglichkeit zu, dass ein schrittweiser Abbau der bestehenden Vorstellungen über „korrektes“ Empfinden von Geschlechtsdysphorie möglich sein kann. Darüber hinaus verwendet die zweite Formulierung, im Gegensatz zur Version des DIMDI, den Begriff der Geschlechtsdysphorie. Dieser Begriff, manchmal auch nur Dysphorie, orientiert sich an der englischsprachigen Bezeichnung der gender dysphoria. Dieser kann in der Definition des trans Seins des britischen National Health Service (NHS) gefunden werden (vgl. NHS 2016). Neben dem Begriff der gender identity disorder ist dies ein gängiger Ausdruck, um trans Sein zu beschreiben.

      Hierzu die Definition des NHS:

       „Gender dysphoria is a condition where a person experiences discomfort or distress because there‘s a mismatch between their biological sex and gender identity. It‘s sometimes known as gender identity disorder (GID), gender incongruence or transgenderism.“ (ebd.)

      Dies zeigt, dass der Dysphoriebegriff im Deutschen wie im Englischen gleichbedeutend verwendet wird. Im Deutschen wird der Begriff im medizinischen Bereich ebenso aufgefasst wie zum Beispiel beim NHS und als Synonym zur Geschlechtsidentitätsstörung verwendet. Da das trans Sein in medizinischen Definitionen mit dem Leidensdruck und daraus resultierenden operativen СКАЧАТЬ