Название: Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783956179815
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„Wer sollte das gewesen sein?“
„Ein Mann, der mir gestern in der Veteranenschänke der Waräger aufgefallen ist.“ Gero deutete an sein Kinn. „Er hatte hier eine Narbe, an der kein Barthaar mehr wuchs. Irgendwie hatte ich für einen Moment den Eindruck, dass er uns beobachtet hat, aber vielleicht habe ich mich auch getäuscht!“
„Hier ist jedenfalls weit und breit niemand zu sehen, auf den deine Beschreibung zutrifft, Gero“, stellte Arnulf fest.
Gero seufzte.
„Ja, da mögt Ihr wohl recht haben haben, Herr!“
„Dennoch, es ist gut, wenn du auch weiterhin die Augen offen hältst!“
„Ja, Herr.“
Dann trieben sie ihre Pferde voran und sahen zu, dass sie Fra Branaguorno wieder einholten, der vollkommen unbeirrt das Tor bereits passiert hatte.
Siebtes Kapitel: Der Prinz von Samarkand
Als Li zum ersten Mal die Türme und Kuppeln von Samarkand in der Ferne auftauchen sah, hielt sie einen Moment inne und glaubte im ersten Moment, ein Traumbild zu sehen - ein Trugbild, wie es von den Karawanenführern in der flirrenden Wüstenglut gefürchtet wurde. Die Muezzine riefen von den Minaretten zum Gebet und an den Toren stauten sich Händler und Kameltreiber, die Waren auf die Märkte der Stadt brachten.
Die Karawane war in den letzten Tagen nicht besonders schnell vorwärts gekommen, was vor allem daran lag, dass die Kamele völlig überlastet waren. Schwere Barren hatten sie anstatt leichter Seide zu tragen.
Die Trampeltiere, die Thorkild Larsson Eisenbringer ursprünglich benutzt hatte, um die Stahlbarren aus dem Süden Chorasans fortzubringen, waren ihm an einem Fieber eingegangen, wie Li inzwischen erfahren hatte. Vielleicht waren sie auch einfach nur nicht richtig behandelt worden oder es hatte an fachkundigen Treibern gemangelt. In einem langen Marsch waren Li und die anderen Gefangenen zusammen mit den erbeuteten Kamelen in ein Tal getrieben worden, in dem ein Teil von Thorkilds Männern mit den Barren gewartet hatten. Die wenigen Kamele und Maultiere, die sich bei diesem Lager befunden hatten, wären niemals in der Lage gewesen, auch nur die Hälfte der Barren zu laden und über eine längere Strecke zu tragen.
„Eine Stadt wie diese habe ich noch nie gesehen“, stieß Li hervor.
Meister Wang lächelte. „Du bist nie in Bian gewesen... Aber du hast recht, verglichen mit allem, was uns seit unserer Verschleppung aus Xi Xia begegnete, ist dies ein Ort, der zivilisiert wirkt...“
Samarkand lag auf einer Hochebene, durch die sich der Fluss Serafchan zog.
Sie erreichten das prachtvolle Stadttor. Li fiel auf, dass es mit sehr vielen Wächtern besetzt war und dass auch die Wehrgänge der Mauern sehr stark bemannt waren. Ein Zeichen dafür, dass man sich vor äußeren Feinden fürchtete. Li hatte inzwischen einen feinen Instinkt dafür entwickelt. Ähnliche Zeichen waren ihr auch in den Oasenstädten aufgefallen, durch die sie zuletzt gezogen waren. Konnte es sein, dass die Furcht vor dem Kara Khan sich auch hier noch bemerkbar machte? Es schien so zu sein.
Die Wachen ließen Thorkild und sein Gefolge schließlich passieren, nachdem dieser einen Ring vorgezeigt hatte, der ihm offenbar besondere Privilegien einräumte. Und außerdem wechselten einige Silbermünzen den Besitzer.
In der Stadt herrschte geschäftiges Treiben. Menschen in bunten Gewändern bevölkerten die Straßen und Li kam sich ziemlich schäbig vor in ihrer Kleidung. Grob gewebte Gewänder und Hosen, wie sie die Nomaden trugen, sah man kaum in den Straßen dieser prachtvollen Stadt. Blau schimmerten Kuppeln und Türme.
Die Kamele wurden in einer Karawanserei versorgt und dort lud man auch die Stahlbarren zunächst einmal ab. Was die Nordmänner untereinander redeten, vermochte Li nicht zu verstehen, aber es war ziemlich offensichtlich, dass Thorkild ihnen einschärfte, die Barren nicht aus den Augen zu lassen. Zwischenzeitlich rief Thorkild Li herbei, damit sie für ihn übersetzte. Die Kameltreiber verstanden ihr Uigurisch, während Thorkild sich mit ihnen ansonsten nur sehr unzureichend auf Persisch hätte verständigen können.
Zwei Tage verbrachten sie in der Karawanserei. Von der Stadt, in der angeblich jeden Tag ein Buch geschrieben wurde, hatte Li noch nicht viel gesehen, mal abgesehen davon, dass ihr beim Weg zur Karawanserei aufgefallen war, dass man an jeder Ecke die Dienste eines Schreibers mieten konnte und es in den Straßen und auf den Märkten tatsächlich Händler gab, die Abschriften verschiedener Bücher im Angebot hatten. Ohne, dass Li das im Einzelnen hätte nachprüfen können, nahm sie an, dass es sich dabei wohl vor allem um Abschriften des Koran handelte.
„Und wo sind die Werkstätten der Papiermacher, von denen gesprochen wurde, während wir diese Reise unfreiwilligerweise antraten?“, wandte sie sich an ihren Vater. „Ich sah viele prächtige Gebäude, aber wer sagt, dass das wirklich alles Stätten der Gelehrsamkeit sind, in denen Bücher aufbewahrt werden?“
„Nur Geduld, mein Kind. Wir werden nach und nach sicher mehr erfahren“, behielt Meister Wang wie üblich die Ruhe.
Es schien keine Schicksalsschlag zu geben, der heftig genug war, um ihn aus seinem inneren Gleichgewicht bringen zu können und in dieser Hinsicht konnte Li immer nur wieder ein Vorbild in ihm sehen. „Jetzt sitzen wir hier in einem Kamelstall und sehen diesen großäugigen Trampeltieren dabei zu, wie sie auf ihren Mahlzeiten herumkauen und dabei die Hälfte aus dem Maul verlieren!“ Li ahmte den Gesichtsausdruck von einem der Tiere nach, das daraufhin einen Moment lang innehielt und ihr entgegenstarrte.
„Das geziemt sich nicht“, sagte Meister Wang.
„Wir könnten ja versuchen uns einfach davon zumachen!“, schlug Gao vor, der sich unter Meister Wangs strengen Augen ein Grinsen nur schwer verkneifen konnte.
„Das würde ich nicht empfehlen“, widersprach Meister Wang. „Dieser Mann, den man den Eisenbringer nennt, scheint in Samarkand hervorragende Beziehungen zu haben. Davon abgesehen hätten uns seine Männer innerhalb kürzester Zeit wieder eingefangen und dann wären wir schlimmer dran als jetzt. Nein, wir sollten darauf vertrauen, dass sich die Dinge zu unseren Gunsten wenden.“
Li СКАЧАТЬ