Seewölfe - Piraten der Weltmeere 420. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 420

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954398287

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СКАЧАТЬ brachte, das war die Tatsache, daß ihm ausgerechnet eine Frau diese Abreibung verpaßt hatte, ein verdammtes Weib!

      Dieses Detail aber verschwieg er tunlichst. Genauso verschwieg er auch, mit welcher souveränen Überlegenheit dieses „Höllenweib“ das Gefecht geführt hatte, ohne selbst dabei Schaden zu nehmen. All das ließ sich auf einen einfachen Nenner bringen: Er, Kapitän Charles Stewart, Kommandant der „Dragon“, hatte ganz fürchterliche Dresche bezogen, ohne selbst in der Lage gewesen zu sein, etwas davon zurückzuzahlen.

      Tottenham schwieg immer noch, er mußte erst einmal verkraften, was Stewart ihm da vorwarf. Hingegen war es Marc Corbett, der Erste Offizier der „Orion“, der jetzt das Wort ergriff und sofort in die richtige Kerbe hieb.

      „Mister Stewart, Sir“, sagte Corbett scharf und kalt. „Sie haben, wenn ich mich recht entsinne, auf eigene Faust gehandelt. Daher haben Sie auch für Ihre Niederlage oder den Ausgang des Gefechtes die Verantwortung zu tragen. Jedoch haben Sie kein Recht, anderen dafür die Schuld zuzuschieben.“

      „Jetzt halten Sie aber mal die Luft an!“ herrschte Stewart ihn an.

      „Nein, das tue ich nicht, Sir“, sagte Corbett bestimmt.

      Tottenham griff immer noch nicht ein. Er fand das, was hier geschah, zwar ungeheuerlich, und natürlich verstieß es auch wieder einmal gegen die Vorschriften und die allgemeine Borddisziplin. Außerdem war er über die Vorwürfe höchst empört, aber er wußte ihnen nicht zu begegnen.

      Corbett indes erklärte kalt: „Das war der erste Punkt, Sir. Zweitens ist es außerordentlich verwunderlich, daß ein englisches Kriegsschiff von der Kampfkraft der ‚Dragon‘ derart von einem einzigen Gegner zusammengeschossen wird, ohne offenbar bei diesem Gegner auch nur einen einzigen Treffer zu erzielen.“

      „Ich verbiete Ihnen, mich zu kritisieren!“ schrie Stewart.

      „Eine höchst eindrucksvolle Leistung“, fuhr Corbett trotzdem ironisch fort. „Sie beweist immerhin, daß wir es wohl mit einem äußerst harten und kampferfahrenen Gegner zu tun haben.“

      „Sie werden noch jedes einzelne Wort, das Sie aussprechen, bereuen, Corbett, das schwöre ich Ihnen!“

      Corbett ließ sich weder beeindrucken noch beirren. „Es ist eben doch etwas anderes, Sir, ob man ein wehrloses Schiff wie die spanische Galeone ‚Santa Cruz‘, deren Kapitän sich noch dazu ergeben hatte, zusammenschießt, oder ob man an einen Gegner gerät, der zu kämpfen versteht. Wenn Sie die Lage sachlich und nüchtern beurteilen, müssen Sie mir recht geben.“

      Von der Sachlichkeit aber war Stewart sehr, sehr weit entfernt. Auch an der nötigen Ruhe und Umsicht mangelte es ihm – gerade jetzt, denn Corbetts Bemerkungen stachen wie Nadeln. Er brüllte auf, fluchte, ballte die Hände zu Fäusten und rückte in aggressiver Haltung auf Corbett zu.

      „Was erlauben Sie sich!“ brüllte er ihn an. „Halten Sie endlich Ihr verfluchtes Maul!“

      Corbett sagte: „Ich halte den Mund, Sir, wenn mein Kommandant es mir befiehlt.“

      Stewart traf Anstalten, sich auf ihn zu stürzen, aber plötzlich bewegten sich die Offiziere, die sich hinter Tottenham und Corbett versammelt hatten, auf ihn zu und drängten sich zwischen ihn und den Ersten Offizier.

      „Es wird Zeit, daß wieder Ruhe eintritt“, sagte der Zweite Offizier. Seine Augen waren dabei auf Stewart gerichtet, und die Drohung in seiner Stimme war unverkennbar.

      Stewart erlitt einen regelrechten Tobsuchtsanfall, und fast kam es nun doch zu Handgreiflichkeiten auf dem Achterdeck der „Orion“. Aber Corbett und die anderen Offiziere traten in geschlossener Front auf ihn zu. Stewart stieß gegen die Schmuckbalustrade, die den Querabschluß zum Hauptdeck bildete, und verharrte schwer atmend.

      Auch die Offiziere blieben stehen. Stewart blickte sie haßerfüllt an und flüsterte: „Ja, seid ihr denn alle wahnsinnig geworden? Das ist Meuterei.“

      „Es ist keine Meuterei“, widersprach Corbett. „Aber Ihr Verhalten weist offen auf Rebellion hin, Sir.“

      „Für diese Behauptung werden Sie hängen!“ stieß Stewart hervor.

      „Achten Sie darauf, wie Sie Ihre Worte wählen!“ rief der Zweite Offizier der „Orion“.

      Die dramatische Zuspitzung der Gesamtsituation ergab sich aus der Tatsache, daß dieses Karibikunternehmen, das von fünf Schiffen begonnen worden war, unter keiner einheitlichen Befehlsregelung stand. Zwar hatte der nicht zur Marine gehörende Sir Andrew Clifford den Befehl über den Verband rücksichtslos an sich gerissen, aber der war nun tot – und hatte auch noch bestattet werden müssen, was den meisten Seeleuten und Soldaten sehr schwer gefallen war, weil sie ihn am liebsten den Haien zum Fraß vorgeworfen hätten.

      Da war der zaubernde und wenig Initiative zeigende Sir Edward Tottenham – dem allerdings der sehr fähige und energische Erste Offizier zur Seite stand. Corbett versuchte, seinem Kommandanten den Rücken zu stärken, so gut es ging. Da war ferner der jähzornige, schnell aufbrausende und skrupellose Kapitän Charles Stewart, der dieses Unternehmen als einen Beutezug zu seiner persönlichen Bereicherung betrachtete. Und da waren schließlich auch noch – nicht zu vergessen – die hochwohlgeborenen und durchlauchten Gentlemen um Sir Henry, Duke of Battingham, eine Adelsclique mit höchst fragwürdigen Qualitäten.

      Wie Stewart waren sie darauf erpicht, sich bei diesem Unternehmen ordentlich die Taschen füllen zu können. Dabei verspürten sie allerdings kein sehr großes Bedürfnis, sich persönlich einzusetzen oder gar an Kampfhandlungen teilzunehmen. Warum denn auch? Man konnte dabei verletzt werden, was wiederum der Gesundheit höchst abträglich war und im übrigen die Kleidung beschmutzte.

      Nein – Einsätze solcher Art mußten nach Möglichkeit vermieden werden. Daher war es Sir Henry auch ganz recht gewesen, nicht an dem Überfall auf den Zweidecker „Caribian Queen“ teilnehmen zu müssen, der ja zu einem regelrechten Fiasko geworden war.

      Bei der sehr ehrenwerten und durchlauchten Clique handelte es sich insgesamt um acht Gentlemen, darunter als hervorragende Persönlichkeit Sir Robert Monk, dem als einzigen in dieser illustren Runde von adligen Nichtstuern eine gewisse Härte und Bereitschaft zum persönlichen Einsatz samt Risiko nicht abzusprechen war.

      Die Herren hatten sich ebenfalls auf dem Achterdeck versammelt und blickten sich untereinander bestürzt an. Monk grinste verächtlich, als er Corbetts Worte vernahm. Sir Henrys Schläfenadern begannen zu pochen, er war höchst ungehalten. Die anderen schienen noch unschlüssig zu sein, griffen sich hier mal ans Kinn und dort mal an die Perücke und gaben sonst keinerlei Kommentar ab.

      Stewart stand mit etwas, gesenktem Kopf da, seine Hände schlossen sich um den Handlauf der Balustrade, als wolle er den Versuch unternehmen, sie zu zerquetschen. An seinen Fingerknöcheln trat das Weiße hervor, aber das konnte man bei den schlechten Lichtverhältnissen nicht genau erkennen, obwohl die Hecklaterne der „Orion“ entfacht war und einen flackernden rötlichen Schein auf die Versammlung warf.

      Noch schien Stewart kochend vor Wut zu überlegen, was er Tottenham und seinen Offizieren noch alles vorwerfen sollte, da war es jedoch Corbett, der wieder das Wort ergriff.

      Damit erfolgte die Zuspitzung, denn Corbett wandte den Kopf und blickte zu seinem Kommandanten.

      „Sir“, sagte er, und es klang sehr nüchtern und sachlich. „Ich empfehle Ihnen dringend, das Unternehmen abzubrechen, da es als gescheitert zu betrachten ist. Zwei unserer Kriegsgaleonen, СКАЧАТЬ