Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954398812

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СКАЧАТЬ Antonio de Quintanilla, schien gewissermaßen Luft für die „Galgenstricke“ zu sein. Keiner drehte sich nach ihm um, keiner warf ihm auch nur einen Blick zu. Niemand sprach ein Wort.

      Tatsächlich hatten die Männer der „Isabella“ für diesen feisten Kapaun nur Verachtung übrig. Selbst Higgy, der Ire, der erst kurze Zeit an Bord war, empfand Abscheu. Mac Pellew hatte ihm erzählt, welche Schandtaten und Gemeinheiten auf das Konto des Dicken gingen. Daß sich Don Antonio in Havanna nicht gescheut hatte, eine Frau töten zu lassen und die Schuld dafür Don Juan de Alcazar in die Schuhe zu schieben, war der Gipfel. Higgy hätte dem Dicken am liebsten ein paar Maulschellen verpaßt. Aber er hielt sich zurück, wie auch die anderen auf Distanz blieben. Hasards Order war klar und deutlich. Kein Kontakt zu dem Gefangenen! Dabei blieb es.

      Don Antonio suchte verzweifelt nach einer Chance. Was sollte er tun? Er watschelte über die Kuhl. Seine Augen huschten hin und her. Ins Wasser springen? Zum Ufer schwimmen? Sich an Land verstecken?

      Wäre es Abend gewesen, hätte er vielleicht die Aussicht gehabt, sich seinen Verfolgern zu entziehen. In der Dunkelheit hätten sie ihn schwerlich gleich wiedergefunden. Doch es war Vormittag. Wenn er den Hakenkerl umstieß und außenbords sprang, hatte er die Bande gleich am Hals. Sie erwischten ihn, ehe er an Land waten konnte. Außerdem: Don Antonio konnte kaum schwimmen. Die Wahrscheinlichkeit, daß er wie ein Stein absackte, bevor er den Strand der Bucht erreichte, war sehr groß.

      Nein, man mußte anders vorgehen. List und Tücke waren immer noch die besten Mittel, sich aus der Affäre zu ziehen. Diplomatie und Verhandlungsgeschick. Die ersten Versuche, diese Hurensöhne zu einem Geschäft zu überreden, waren fehlgeschlagen. Doch damit war nicht gesagt, daß es beim nächsten Mal nicht doch klappte. Möglich war immerhin, daß es sich der schwarzhaarige Teufel inzwischen doch anders überlegt hatte. Die Gier nach Reichtum räumte oft sehr schnell gewisse Zweifel und Prinzipien aus.

      Eingedenk dieser Erkenntnis blieb Don Antonio in der Nähe des Großmastes stehen. Er drehte sich langsam um und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Bittend sah er zu Matt Davies.

      „Ich habe ein Anliegen“, sagte er leise.

      Matt begegnete Don Antonios Blick, der sofort flackernd wurde. Matts Augen schienen sich in die von Don Antonio zu bohren. Der Dicke senkte den Blick. Heilige Mutter Gottes, dachte er, was sind das bloß für Teufel?

      Doch er gab nicht auf. „Ich möchte gern den Kapitän sprechen“, sagte er.

      Matt gab keine Antwort. Nur um seine Mundwinkel zuckte es ein wenig. Seine Miene drückte Spott und Verachtung aus.

      Don Antonio schwitzte stärker.

      „Ich habe dem Herrn Kapitän etwas Wichtiges mitzuteilen“, erklärte er.

      Matt bequemte sich dazu, den Kopf zu schütteln.

      „Wie bitte?“ sagte der Dicke. „Ist nicht einmal das genehmigt? Daß man mir einen letzten Wunsch erfüllt? Dieses Recht gesteht man doch jedem Gefangenen, jedem zum Tode Verurteilten zu.“

      „Der Kapitän ist gar nicht an Bord“, erwiderte Matt gleichgültig.

      „Nein? Wo ist er denn?“

      „Zweitens hast du gar nichts zu verlangen, Dicker“, sagte Mann.

      Don Antonio schnappte nach Luft. Wie dieser Krüppel mit ihm sprach! Dazu noch in fehlerfreiem Spanisch! Nie zuvor war der Gouverneur von Kuba derart erniedrigt und schmählich behandelt worden!

      „Und drittens“, fuhr Matt fort, ehe Don Antonio noch etwas fragen konnte, „drittens ist alles, was ein verhinderter Vizekönig eventuell zu verkünden hat, völlig belanglos und viel zu unwichtig, um den Kapitän damit zu belästigen.“

      Don Antonio stöhnte auf, als habe man ihn geschlagen. So sprang man mit ihm um! Nicht einmal de Escobedo hätte gewagt, ihm gegenüber frech zu werden. Hier lachte und spottete man über ihn. Unerhört! Warum starb er nicht? War das nicht besser, als sich diese Schmach gefallen zu lassen?

      Keineswegs. Don Antonio hing am Leben – und an seinen illegal zusammengerafften Reichtümern. Nur manchmal trennte er sich schweren Herzens von einem Kleinod, um bestimmte Vorteile für sich zu erreichen. Bestechung nannte man das. Korruption. Jeder Mensch war käuflich, das hing lediglich vom richtigen Angebot ab. Geld regierte die Welt, seitdem es erfunden worden war.

      Darum verfiel Don Antonio auch jetzt wieder auf das erprobte Mittel. Wenn das Bitten nichts nutzte, mußte es eben anders gehen. In alter Tücke versuchte er, Matt Davies zu bestechen.

      Don Antonio streifte einen dicken, protzigen Goldring, der mit Smaragden besetzt war, vom rechten kleinen Finger. Lauernd blickte er zu Matt. Lief dem nicht schon das Wasser im Mund zusammen? Oh, dieser Verlockung konnte keiner widerstehen. Der Ring war soviel wert wie ein Lederbeutel voller Goldmünzen.

      Mit schiefem. Grinsen überreichte Don Antonio den Ring Matt.

      „Lieber Freund, dieser Ring gehört dir“, sagte er mit weicher, einschmeichelnder Stimme. „Und ich kann dir noch mehr Klunkerchen dieser Art schenken, wenn du das Gespräch mit deinem Kapitän vermittelst.“

      Matt Davies nahm den Ring entgegen und beäugte ihn von allen Seiten. Don Antonio glaubte, seine Miene richtig zu deuten. Matt schob die Unterlippe etwas vor und hielt sich den Ring dicht vor die Augen. War in diesem Blick nicht die Gier zu lesen, die Gier nach mehr?

      Plötzlich vollführte Matt Davies eine schlenkernde Handbewegung. Der Ring flog über seine Schulter – und über das Schanzkleid. Dann landete er außenbords im Wasser. Matt wandte den Kopf und spuckte dem Ring hinterher.

      Matt sah den Dicken wieder auf diese eiskalte, verachtende Art an. Was er von Klunkern und Bestechungsversuchen hielt, hatte er nun kundgetan. Don Antonio fielen fast die Augen aus den Höhlen, als er den Ring außenbords fliegen sah. Er ächzte und verschluckte sich. Ein heftiges Husten schüttelte ihn. Sein Leib geriet in Wallung, es war ein beängstigender Anblick.

      Der Husten ließ nach, aber wohler fühlte sich Don Antonio immer noch nicht. Ihm war zum Heulen zumute. Der schöne Ring! Was für ihn den Inbegriff höchsten Glücks darstellte – Reichtum –, das wischten diese Kerle beiseite wie Dreck. Unfaßbar war das! Sie mußten total verrückt sein. Ein Haufen Verrückter!

      Der Kerl mit der Hakenhand grinste jetzt auch wie ein Irrer. Don Antonio gab einen Laut von sich, der wie eine Mischung aus Seufzen und Schluchzen klang. War das möglich? Daß jemand ein solches Angebot ausschlug?

      Don Antonio hatte mit dem Seewolf sprechen wollen, um auf sein verlockendes Angebot zurückzukommen. Wenn er ihnen die Lage seines Schatzversteckes auf Kuba doch verriet, konnte er sich sein wertvolles Leben von diesen englischen Piraten zurückkaufen. Beim ersten Anlauf hatte sich der Schwarzhaarige nicht sehr interessiert gezeigt. Aber das wollte nicht sehr viel heißen. Warum sonst sperrte er seinen Gefangenen in die enge Vorpiek? Um ihn zur Preisgabe des Geheimnisses zu zwingen – logisch. Und wenn er, Don Antonio, jetzt freiwillig mit der Wahrheit über das Schatzversteck herausrückte, würde der Kerl schon zufrieden sein. Dies sagte dem Dicken die Logik. Aber die Logik stimmte nicht. Auf diesem Kahn der Hölle schien alles verdreht zu sein.

      Jetzt hatte der furchtbare Hakenmann den kostbaren Ring verächtlich über Bord geworfen. Dem Dicken brach es fast das Herz. Gemäß seiner eigenen Mentalität war ihm die Reaktion von Matt Davies völlig unverständlich. Erschüttert trat Don Antonio ans Schanzkleid und blickte nach unten. Vom Grund schimmerte der Ring herauf, etwas verzerrt zwar, aber deutlich sichtbar.

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