Seewölfe Paket 11. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 11

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954395002

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СКАЧАТЬ lief zum Berg und blieb am Fuße des Gunung Agung mit ausgebreiteten Armen stehen. Seine Lippen verzogen sich, er murmelte vor sich hin, beschwörend, beschwichtigend.

      Noch ein anderer war ihm gefolgt: Atun, der Priester, der jetzt ebenfalls versuchte, den zürnenden Gott zu besänftigen.

      „Sag, Herr, was haben wir getan?“ fragte der Priester. „Gib uns ein Zeichen, Herr!“

      Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Der Berg schwieg, doch aus seinem Kegel drang ein Zischen, das immer mehr anschwoll.

      Shiwa schleuderte eine Handvoll roter und schwarzer Brocken aus dem dampfenden Schlund, die rollend und polternd den Hang hinabkullerten. Weder der Balian noch der blinde Priester rührten sich. Der Balian sah das Unheil, Atun hörte es, aber er lief nicht weg.

      Das Poltern der Steine wurde lauter und schwoll zu einem Getöse an, als die großen Steine sich ihren Weg suchten. Sie sprangen hoch, hüpften in langen Sätzen, kullerten oder rollten und sprangen erneut hoch in die Luft.

      „Der Herr schickt die Dämonen“, sagte der Priester, aber der Balian verstand die Worte nicht, die im Rollen der Steine untergingen. Er wußte nur, daß der Berg ein Opfer wollte – ihn oder den Priester.

      Und so geschah es auch.

      Einer der polternden Steine traf Atun, und der Priester starb, ohne zu klagen, ohne ein Wort auf den Lippen.

      Danach war alles vorbei. Der blinde Atun war tot, er lag still und friedlich auf dem Boden, dicht neben dem Stein, der ihn erschlagen hatte.

      Der Gunung Agung wurde ruhig, bis auf eine kleine weißgraue Rauchfahne, die immer noch seinem Kegel entströmte. Das Rumpeln und Dröhnen, Poltern und Zittern hörte auf.

      Dafür aber sah der Balian etwas anderes, als er aufs Meer blickte.

      Es schien am Horizont zu kochen und zu brodeln, und es wurde immer unruhiger.

      Lange, schäumende Wellen liefen auf den Strand.

      Etwas später bewegte sich eine Prozession zum Strand hinunter, die von dem Balian angeführt wurde.

      Die Leute drehten sich immer wieder scheu um und warfen heimliche Blikke zu dem Berg, von dem Shiwa gesprochen hatte. Shiwa, der Herr, hatte dem eigentlichen Vulkangott Basaki den Ausbruch befohlen, aber Shiwa war mächtiger, und der Balian hielt sich in seinen Gebeten immer an ihn.

      Es schien, als seien alle beide besänftigt, denn noch immer drang nur eine schwache Rauchfahne aus dem Krater.

      Dafür war das Meer um so wilder und aufgepeitschter, obwohl nicht viel Wind wehte.

      Die Prozession schritt zum Wasser, wo sich der große Seetempel befand, der den Seefahrern Schutz vor Dämonen bot.

      Obwohl Ebbe herrschte und der Seetempel sich dann auf Land befand, stand er diesmal tief im Wasser. Eine langgezogene Dünung rannte gegen ihn an, und weiße Schaumkronen brachen sich an ihm. Gischt stäubte auf, in langen dünnen Schleiern, die wie Spinnweben pausenlos in der Luft hingen.

      Vor dem heiligen Seetempel verharrte die Menge, jung und alt blieben stehen und sahen auf den Balian, der geistesabwesend einen vierfachen magischen Kreis andeutete und erst dann mit hoch erhobenen Armen den Seetempel betrat.

      Er wirkte wie in Trance, sein Blick war veschleiert, seine Bewegungen waren marionettenhaft.

      Dann verschwand er in dem Merus, dem Seetempel, der aus sieben übereinandergestellten Dächern bestand.

      Auch dieser Tempel war Shiwa geweiht, bis auf den kleinen Ahnentempel, der zu Ehren von Shiwas elfköpfigem Sohn Ganesha errichtet worden war.

      Länger als eine Stunde blieb der Medizinmann in dem Seetempel und befragte die Götter, ob ein Unglück die Insel heimsuchen würde.

      Als er zu der schweigenden Menge zurückkehrte, kündete der Blick seiner Augen von Unheil, und sein Gesicht war düster. Er blickte zum Gipfel des Gunung Agung auf und sprach mit leiser, kaum hörbarer Stimme.

      „Ein Unglück wird geschehen. Das Meer wird sieden und brodeln, und es wird fremde Seefahrer zur Insel schleudern. Nehmt euch in acht vor ihnen, es wird schon bald passieren.“

      Ein Mann der untersten Kaste, der der Jabe angehörte, richtete sich aus seiner kauernden Stellung auf.

      „Was können wir tun, Balian?“

      „Nichts“, murmelte der Medizinmann. „Wir müssen es erwarten, und es soll so geschehen, wie der Herr über Leben und Zerstörung gesagt hat. Geht jetzt und holt Atun. Bringt ihn zum Friedhof.“

      „Und was ist mit dem Fest, Balian?“ fragte ein Brahmane, ein dürrer ausgemergelter Mann, der der höchsten balinesischen Kaste angehörte. „Hanuman, der König der Affen, wird uns grollen, auch der Dämon Barong!“

      „Wir werden es für ein paar Sonnenaufgänge verschieben“, lautete die Antwort des Medizinmannes.

      Die Menge wandte sich schweigend vom Strand ab und kehrte zurück.

      Zwei junge Balinesen holten den toten Atun und brachten ihn zum Friedhof.

      Dort wurde der Priester aber nicht beigesetzt, denn ihm stand eine aufwendige Verbrennung bevor. Er wurde vorerst auf dem Friedhof unter schützenden Matten zur vorläufigen Verwesung ausgelegt.

      Die festliche Stimmung war vorbei, die Insulaner warfen immer wieder besorgte Blicke auf das Meer, das sich wie wild gebärdete. Schon lange hatte man dieses merkwürdige Naturereignis nicht mehr gesehen, lediglich die alten Brahmanen wußten noch darüber zu berichten.

      Immer wenn sich das Meer so wild benahm, obwohl kein Wind es aufwühlte, geschah ein Unglück, und über die Insel kamen Unheil und Verderben wie jene riesige Flutwelle, die über den Norden der Insel gebraust war und fast alles Leben vernichtet hatte.

      Ein ähnlicher Vorgang würde sich wiederholen, das stand für alle fest, und niemand vermochte es zu ändern.

      In den Gesichtern der fröhlichen Menschen standen Schatten der Angst und der Trauer. Einige von ihnen ahnten, daß das Brodeln der See mit dem Vulkanausbruch zusammenhing, denn so war es schon einmal vor langer Zeit gewesen. Auch damals hatte sich der Vulkangott Basaki wieder beruhigt, aber dafür hatte er die See aufgewühlt, und eins war so schlimm wie das andere.

      Mit Bangen wurde die Nacht erwartet, doch das Meer beruhigte sich nicht, es wurde nur noch wilder, und damit würde sich die Voraussage des Medizinmannes genauso bewahrheiten, wie sie verkündet worden war.

      Das fremde Schiff war es nicht, was ihnen Angst einflößte, und auch die Männer schreckten sie nicht, vor denen sie sich in acht nehmen sollten, wie der Balian gesagt hatte.

      Es war nackte Existenzangst, die Urangst, das Leben durch die tobende See zu verlieren. Man wurde zwar nur geboren, um zu sterben, aber selbst auf der Insel starb man nicht gern.

      Noch einmal zogen sie in dieser Nacht ans Meer und beteten zu den Göttern, die sich nicht besänftigen ließen.

      Die Nacht war pechschwarz, dunkle Wolken jagten über den Himmel. Der Mond hatte sich hinter finsteren Wolkenbänken versteckt, und jetzt heulte auch auflandiger Wind von der See her und trieb lange weiße СКАЧАТЬ