Seewölfe - Piraten der Weltmeere 374. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 374

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954397716

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      Schweigend saßen sie sich am Tisch gegenüber und lauschten dem Wüten des Sturmes. Ein Tonkrug stand auf dem Tisch. Hin und wieder füllte Pedro die Becher mit Wein. Es war ein leichter Wein, hell und klar wie Wasser. Luis trank schon mal zwei Becher davon, sein Vater zuweilen auch einen halben Krug.

      „Der Wein tut dem Blut gut“, sagte Pedro. Das stimmte auch wirklich. Aber Vater und Sohn betranken sich nie. Ihr Handeln, ihr ganzes Leben wurde durch ihre ausgeprägten Instinkte bestimmt, die ihnen in jeder Situation eingaben, was richtig und falsch war. Und natürlich wußten sie auch genau, wo ihre Grenzen lagen.

      Pedros Frau hatte ein ähnlich ausgeglichenes Gemüt gehabt, und sie drei hätten sehr gut zusammengepaßt. Das wußte Pedro, und wenn er gelegentlich darüber nachsann, fühlte er sich stark deprimiert. Dann versuchte er, die Erinnerung an Luis’ Mutter zu verdrängen. Er hatte sie sehr geliebt. Luis war damals noch zu klein gewesen, er konnte sich nur dunkel ihrer entsinnen.

      „Morgen ist der Sturm vorbei“, sagte Pedro. „Dann fischen wir zwischen dem Riff und der Nordseite der Insel.“

      Luis schaute auf. „Glaubst du, daß uns wieder so viele Zackenbarsche ins Netz gehen wie letztes Mal?“

      „Sicher. Sie suchen Zuflucht südlich des Riffes. Aber wir werden auch Glück mit Umbern und Zahnfischen haben, denke ich.“

      „Ja, und Makrelen und Sardinen fangen wir sowieso“, sagte Luis. „Die Hauptsache ist, daß uns nicht wieder ein paar Hummer ins Netz gehen, die mit ihren Scheren die Maschen zerschneiden.“ Plötzlich horchte er auf. „Hast du das gehört?“

      „Nein. Was denn?“

      „Stimmen.“ Luis stand auf. „Da sind Menschen. Ich sehe mal nach, was los ist.“

      „Bist du sicher?“ fragte sein Vater überrascht. „Ich habe wirklich nichts gehört. Und wer soll bei diesem Wetter hier auftauchen?“

      „Vielleicht Schiffbrüchige, die dringend unsere Hilfe brauchen“, entgegnete Luis. Mit diesen Worten ging er zur Tür, stemmte sie gegen den jaulenden Nordostwind auf und schlüpfte ins Freie. Sein Vater erhob sich mit leicht betroffener Miene, griff dann aber vorsichtshalber zu seinen Waffen und folgte ihm.

      Hector, Ubaldo, Saint-Laurent und Mariana hatten den Dschungel der Insel durchquert und sahen die Hütte sofort, als sich der grüne Vorhang wieder vor ihnen öffnete. Sie stand unmittelbar am Wasser, unter hohen Palmen, die sich im Sturmwind wie Grashalme bogen. Weiter erblickten die vier ein Boot, das sich hüpfend an einem Steg auf und ab bewegte, und ein paar Fischernetze, die an Gerüsten aufgespannt waren.

      „He!“ brüllte Ubaldo. „So ein Glück! Das Boot holen wir uns!“

      „Sei still!“ fuhr Hector ihn an. „Wir wissen nicht, wie viele Leute in der Hütte sind!“

      „Das ist doch egal“, sagte Mariana. Sie hatte sich inzwischen erstaunlich schnell erholt und ihre Fassung wiedererlangt. Sie konnte jetzt kühl überlegen und wußte, was sie zu tun hatten. Sie hatte nur den einen Gedanken: Das Silber. „Wenn uns jemand Schwierigkeiten bereitet, schießt ihr ihn nieder.“

      Saint-Laurent grinste. „Hast du schon mal mit nassem Pulver geschossen?“

      „Ich habe noch nie eine Pistole oder eine Muskete benutzt“, sagte sie.

      „Deshalb kannst du’s auch nicht wissen. Nach dem unfreiwilligen Bad sind unsere Pistolen untauglich, wir müssen sie erst wieder an der Sonne trocknen.“

      „Ihr habt aber noch eure Säbel und Messer“, sagte sie.

      „Achtung!“ stieß Hector hervor und zog sich unwillkürlich wieder ein Stück in den Busch zurück. „Da ist jemand!“

      Die drei anderen duckten sich. Zusammen beobachteten sie aus dem Dickicht, wie Luis die Hütte verließ und ihnen ein Stück entgegenging.

      „Vielleicht hat er was gehört, als du rumgebrüllt hast“, zischte Hector Ubaldo zu. „Aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Wir schnappen ihn uns und können ihn gut gebrauchen – als Lotsen.“

      „Wenn er uns sieht, ergreift er die Flucht“, sagte Ubaldo.

      „Laßt mich das erledigen“, sagte Mariana.

      Ohne eine Äußerung der drei Kerle abzuwarten, verließ sie das Gestrüpp und ging im wirbelnden Sand auf Luis zu. Es hatte aufgehört zu regnen, aber sie war immer noch pudelnaß. Luis blieb stehen. Er konnte nicht anders, er mußte die fremde Frau in ihrer provozierenden Nacktheit ansehen. Fast schämte er sich dessen, als sie ein paar Schritte von ihm entfernt stehenblieb und die Hand nach ihm ausstreckte.

      „Hilf mir!“ stieß sie hervor. „Ich bin am Ende.“ Dann brach sie zusammen.

      Entsetzt stürzte er zu ihr und beugte sich über sie. In diesem Augenblick drehte sie sich auf den Rücken, griff mit beiden Händen zu und zog ihn zu sich heran. Sie preßte ihn an sich und raunte ihm ins Ohr: „Junge, du bist hübsch. Hast du überhaupt schon mal ein Mädchen gehabt?“

      „Das genügt“, sagte Hector. Er hatte sich mit den beiden anderen angepirscht und sie umringten Mariana und den Jungen jetzt.

      Mariana lachte rauh. Luis sprang auf. Hector packte ihn, zerrte ihn zu sich heran und hielt ihm das Messer an die Kehle, das er gezückt hatte.

      „Vorsicht“, sagte er. „Wenn du dich wehrst, krepierst du, du Kröte. Wer bist du?“

      Luis schwieg. Seine Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepreßt, er warf haßerfüllte Blicke auf die Frau und die drei Kerle. Mein Gott, dachte er, das sind Piraten.

      Pedro Murena hatte die Hütte ebenfalls verlassen und eilte auf die Gruppe zu. In den Händen hielt er eine Muskete, in seinem Gurt steckten eine Pistole und ein Cutlass.

      „Luis!“ schrie er. „Luis!“

      Die Kerle lachten.

      „Aha, er heißt also Luis“, sagte Hector. „Und wer ist das?“ Er trat mit dem Jungen vor Pedro hin und brüllte: „Wer bist du?“

      „Pedro Murena.“ Fassungslos blickte Pedro auf die Szene, dann hob er die Muskete. „Laßt meinen Sohn los!“

      Hector schüttelte den Kopf, die anderen lachten wieder. „Ich steche dein Söhnchen ab, wenn du feuerst, du Esel! Wenn du trotzdem schießt, hast du nur zwei Kugeln und kannst nur zwei von uns erledigen! Die beiden anderen schneiden dir den Kopf ab!“

      „Was wollt ihr?“ fragte Pedro erschüttert.

      „Nicht viel, nur dein Boot.“

      „Es ist Wahnsinn, bei dieser See auszulaufen.“

      „Gehen wir erst mal in die Hütte“, sagte Hector. „Da unterhalten wir uns weiter. Wir brauchen nämlich jemanden, der sich in dieser Gegend auskennt. Ich war schon mal hier, aber das genügt nicht.“

      „Richtig“, sagte Ubaldo. Er wandte sich an Pedro. „Los, Amigo, her mit den Waffen. Oder willst du, daß Hector dein Söhnchen mit dem Messer kitzelt?“

      „Vater!“ schrie Luis. „Kümmere dich СКАЧАТЬ