Название: Initiation
Автор: Frank Krause
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783955784911
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Unser Leben wird ein Spiegel für den wirklichen Jesus, der in keine religiöse Box passt und noch jeden Rahmen sprengt und jedes Bild stürzt, das wir uns von ihm machen. Unser Christsein wird zu einer Gemeinschaft mit Jesus, der so unberechenbar und lebendig ist, wie er es auch in den Evangelien war.
Nachdem Johannes Jesus gesehen und dessen Hand sich auf ihn gelegt hat, ist er in der Lage, sowohl die Gemeinden zu ermahnen, darauf zu hören, was der Geist ihnen zu sagen hat, als auch „höher hinauf“ zu kommen. Sein Aufstieg war noch nicht beendet!
Und siehe, eine Tür, geöffnet im Himmel, und eine Stimme sprach zu mir: „Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss“ (Offb 4,1).
Johannes sah im Himmel über sich eine geöffnete Tür und eine Stimme rief ihn, noch etwas höher hinaufzukommen, als er schon war. Denn immerhin war er ja bereits in einer ganz außergewöhnlichen Situation und Vision, in der er, wie gesagt, den auferstanden Jesus gesehen und von ihm persönlich die Sendschreiben an die sieben Gemeinden empfangen hat. Aber nun ging es darum, auch auf dieser Ebene nicht stehenzubleiben, sondern sie loszulassen, trotz all der brennenden Fragen, die Johannes bezüglich der Gemeinden wahrscheinlich noch hatte, und weiter aufzusteigen. Ein neues Kapitel wollte aufgeschlagen werden – und noch viele sollten folgen. Eine wichtige Lektion für uns!
Aufstiegserfahrungen haben es an sich, in wenigen Worten und Bildern eine große und umfassende Schau zu vermitteln. Es ist, als verdichte sich die Zeit und die Wahrheit würde sich wie eine Landkarte auffalten, und man erkennt mit einem Blick darauf die ganze Geschichte. Die Zusammenhänge der Welt und des Lebens sind darauf eingezeichnet wie Wege und Landschaften.
Manchmal erahnen wir flüchtig das Unendliche, dann erweitert sich unsere Sicht und altbewährte Muster werden umgekrempelt. Wenn wir das Einzelne verlassen, offenbart sich das Universelle … Der Kontakt mit dem Universellen zwingt uns nicht selten dazu, unser Selbstbild radikal zu revidieren …
Die Begegnung mit dem Universellen (dem größeren Ganzen) entlastet uns, denn sie hebt uns aus der widersprüchlichen, wackeligen Individualität in die verlässliche Sicherheit des transpersonalen Selbst (übergeordneten Seins). Sie stärkt uns. Sie konfrontiert uns mit etwas, das alle und alles angeht und deshalb eine gänzlich andere Kraft besitzt als unsere privaten, stets unberechenbaren Angelegenheiten.
Das Universelle hilft uns, klarer sehen, denn wir stellen uns auf einen Standpunkt, wo wir die verworrenen individuellen Ansichten gewissermaßen von oben betrachten können.
Und schließlich verleiht es dem Leben Sinn; denn solange wir das menschliche Leben losgelöst vom übrigen Universum betrachten, ist es sinnlos. Die Hölle ist eigentlich nichts anderes als diese tiefe, erschreckende Einsamkeit.5
Warum sollte Gott uns unser Leben und Schicksal, die Zeit und Welt, in der wir leben, auf eine solche Weise offenbaren? „Apokalypse“ heißt „Enthüllung“. Es geht dabei gar nicht in erster Linie um Untergang und Elend, sondern um eine Aufdeckung der Geschichte und Verortung unserer Position darin sowie unserer Beziehung dazu. Wir werden Teilhaber der göttlichen Sicht und Beurteilung dessen, was war, was ist und was kommt. Wir können auf diese Weise eine geradezu überirdische Orientierung gewinnen und unser ganzes Leben mit den Absichten des Himmels abgleichen und in Übereinstimmung bringen (synchronisieren). Ist das nicht eine unserer zentralen Lebensaufgaben?
Auf und Ab
Der Weg der Initiation führt uns sowohl hinab zu unseren tiefen Wurzeln als auch hinauf in die lichten Höhen des hohen Berges. Wir gehen unter und wir gehen auf, wir sterben und erstehen auf. Diese Spanne von ganz unten bis ganz oben ist es, die Christus durchschritten und verbunden hat. Mit ihm vollziehen wir diesen Weg der Integrität nach. Und wie tief wir gehen und wie hoch wir aufsteigen können – wir haben ja keine Ahnung! Aber beides hängt miteinander zusammen.
Der hinabgestiegen, ist der derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte (Eph 4,10).
1 Der Begriff Schechina (hebr.: שְׁכיִנָה šəxīnāh) bezeichnet in der jüdischen Religion die „Einwohnung“ oder „Wohnstatt“ JHWHs in Israel, die als Inbegriff der Gegenwart Gottes bei seinem Volk verstanden werden kann. Das Bedeutungsspektrum schließt eine Reihe von Nebenbedeutungen wie „Ruhe“, „Glück“, „Heiligkeit“ oder „Frieden“ ein, immer als Merkmale, die den Wirkungskreis der Gegenwart Gottes charakterisieren und für den Menschen spürbar werden lassen. Zwar kommt das Substantiv schechina selbst im Tanach nicht vor, die Wurzel ist allerdings häufig anzutreffen, insbesondere in dem Verb schachan (שכן, „wohnen, zelten“) und dem Substantiv mischkan (משכן, „Wohnsitz, Stiftszelt“). Von seinem Ursprung und seiner Grundbedeutung her weist der Begriff auf die Begegnung des Volkes Israel mit seinem Gott in der Wüste zurück. Gottes Gegenwart manifestiert sich in seinem „Zelten“ mitten unter dem Volk (vgl. Ex 25,8–9 EU). Dementsprechend bestand das erste israelitische Heiligtum aus einem beweglichen Zelt und der darin aufgestellten Bundeslade. Die Schechina als Inbegriff der Nähe und Präsenz Gottes ging später auf den Jerusalemer Tempel und den heiligen Bezirk der Stadt über … Die Schechina bezeichnet die Gegenwart Gottes in der Welt, also seine Immanenz (Wikipedia, 2019).
2 Quelle unbekannt.
3 Die mystische Hochzeit ist ein Motiv der jüdisch-christlichen Literatur, Theologie und Kunst. Die religiöse Vorstellung einer Vereinigung von Gott und Mensch (unio mystica) wird unter dem Bild der Verlobung und Vermählung gedacht und dargestellt. Im Gegensatz zur Hochzeit zweier Götter (Hierogamie) handelt es sich bei der weiblichen Seite der mystischen Hochzeit um eine irdische Braut.
In der frühen christlichen und in der rabbinischen Literatur entwickelte sich aus Kommentaren zum Hohelied das Bild der Vermählung Zions, der Kirche, der einzelnen Seele oder einer gottgeweihten Jungfrau mit Gott bzw. dem Messias.
Die Brautsymbolik der Propheten des Alten Testaments ergänzte diese Hochzeitsmystik … Im Neuen Testament ist von Jesus Christus als dem Bräutigam die Rede. Es entstand auf diese Weise im Mittelalter eine Theologie und Frömmigkeit, in der eine Vermählung der allegorischen Braut mit Gott angestrebt wurde … Die Gegenwart des Bräutigams Jesus bei den Jüngern (Mk 2,19 EU) und die eschatologische Wiederkunft des Bräutigams Christus (Mt 25,1–13 EU) drücken mit dem Wortfeld der Brautsymbolik die intensive Verbindung und Treue der Gemeinde aus. Paulus sieht die Gemeinde als Braut Christi (Eph 5,31–32 EU), in (2 Kor 11,2 EU) sogar mit dem Wort „Jungfrau“ (gr.: parthénos) statt „Braut“ (gr.: nýmphe) νύμφη. (Wikipedia, 27.04.2021)
4 A. de Mello, „Der springende Punkt“, Verlag Herder, Freiburg 2000, S. 7.
5 Ferrucci, Unermesslicher Reichtum des Herzens, Ullstein 2006, S. 310.
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