Kalteiche. Ulrich Hefner
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Название: Kalteiche

Автор: Ulrich Hefner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839264423

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СКАЧАТЬ junge Angestellte blickte zu Boden. Sie wirkte erschüttert. »Nein, das glaube ich nicht, Gavin ist … Ich … Dörte ist an allem schuld. Sie ist eine Hexe. Einmal hat sie gesagt, dass sie nicht ewig den Leuten hinterherräumen will, dass sie eines Tages diejenige sein wird, die sich von vorne bis hinten bedienen lässt. Sie hat Gavin nur ausgenutzt. Er war … Er hat … Er war ein anständiger Kerl.«

      »Was macht Sie so sicher?«

      »Ich … ich war … Sie … Dieses falsche Luder … Sie hat …«

      »Sie waren zuerst mit Gavin zusammen, richtig?«, fiel ihr Lentje ins Wort.

      Eine Träne kullerte über die Wange des Mädchens. »Ja«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Sie hat ihn mir ausgespannt. Erst dann hat es mit den Drogen angefangen. Sie hat ihn dazu gebracht. Sie hat ihn bestimmt auch nach Holland geschickt, um Nachschub zu kaufen.«

      »Das wissen Sie oder das glauben Sie?«

      »Ich weiß es«, entgegnete die Angestellte bestimmt.

      »Dann wussten Sie auch von dem Drogenhandel?«

      »Nein, ich meine natürlich, ich weiß es, weil ich Gavin kenne.«

      »Haben Sie noch Kontakt zu ihm?«

      Das junge Mädchen schüttelte den Kopf. Irina stand auf dem Namensschild auf ihrer Jacke.

      »Könnte es sein, dass Gavin Dörte umgebracht hat?«

      »Auf keinen Fall!«, zischte Irina resolut.

      »Also gut«, entgegnete Lentje sanftmütig und reichte ihr eine Visitenkarte. »Zumindest steht er unter Verdacht. Und hier geht es nicht mehr um ein paar Gramm Rauschgift, sondern um Mord. Mit jedem Tag, an dem er auf der Flucht ist und sich vor der Polizei versteckt, wird es nur schlimmer. Sagen Sie ihm das, falls er sich zufällig bei Ihnen melden sollte. Er kann mich anrufen, egal ob Tag oder Nacht.«

      Ein Hotelgast kam auf das Empfangspult zu.

      Irina wischte sich die Tränen von der Wange. »Ich muss … arbeiten.«

      »Dann tun Sie das, und vergessen Sie nicht, er soll sich bei uns melden, bevor es für ihn zu spät ist.«

      Mit gespieltem Lächeln widmete sich Irina wieder dem Hotelgast, während Lentje zu ihrem Kollegen ging.

      »Was hältst du davon?«, fragte Olaf.

      »Stoff im Wert von zwanzigtausend Euro, das ist kein Pappenstiel. Das könnte durchaus ein Motiv für einen Mord sein.«

      »Ja, das glaube ich auch. Wir sollten mit diesem Maier vom LKA reden, bevor wir Trevisan informieren.«

      9

      Um sieben Uhr war er losgefahren. Es war ein trockener Tag und er war gut vorangekommen, bis ihn ein Unfall auf der A3 bei Rösrath ausgebremst hatte. Drei Lastwagen und ein Personenwagen waren ineinandergekracht, der Rettungshubschrauber war gelandet und die Strecke für beinahe zwei Stunden total gesperrt. Anschließend wurde der Verkehr einspurig an den Unfallfahrzeugen vorbeigeleitet. Ihn fröstelte, als er an dem vollkommen zerbeulten Wrack des Personenkraftwagens vorbeifuhr. Auf den ersten Blick war nicht mehr zu erkennen, um welche Marke es sich gehandelt hatte. Johannes Leußner bezweifelte, dass noch jemand lebend herausgekommen war.

      Beinahe vier Stunden verlor er durch den Stau und kurz vor der deutschen Grenze bei Basel ging es gerade so weiter. Sieben Kilometer Stau in Höhe von Neuenburg meldete der Sprecher im Radio. Gut, es war Freitag, das Wochenende in Sicht und der Verkehr nahm an diesem Tag erfahrungsgemäß zu, denn viele Menschen nutzten die freien Tage, um nach Hause zu fahren oder irgendwo auszuspannen. Es war kurz nach zehn Uhr in der Nacht, als er die Grenze passierte und seinen Laster auf einen Parkplatz kurz hinter Basel manövrierte. Über zwanzig Lastwagen parkten bereits dort, um das nächtliche Fahrverbot abzuwarten.

      Er packte seine Vesperbox aus und kramte aus dem Handschuhfach einen Umschlag hervor. Nachdem er sich seiner Schuhe entledigt hatte, zog er sich in die Schlafkabine zurück und nahm die Fotos aus dem Umschlag. Es waren Bilder seiner Yacht, die er im letzten Jahr gekauft hatte und mit der er im Frühjahr eine längere Tour über die Nordsee bis hoch nach Irland plante. Jenny war ein Kajütboot vom Typ Condor, hergestellt von der Rosenheimer Klepperwerft, das er zu einem günstigen Preis vom Yachtclub in Greetsiel erstanden hatte und dessen Renovierung er in den letzten Monaten seine gesamte Freizeit gewidmet hatte. Blau hatte er den schlanken Bootskörper gestrichen, blau und weiß, die Farben des Meeres.

      Obwohl er im tiefsten Binnenland, mitten zwischen Wäldern, Hügel und Tälern, aufgewachsen war, hatte es ihn schon seit frühester Kindheit ans Meer gezogen. Früher war es die Ostsee gewesen, wo er mit der Familie oder im Freizeitheim der FDJ auf Rügen seine Ferien verbracht hatte, und nachdem der Staat zerfallen war und die grenzenlose Freiheit Einzug ins Land gehalten hatte, waren es die Kreuzfahrten, die ihn faszinierten. Ob Bergen, Trondheim, Oslo, ob Reykjavik, Paamiut oder die Arktis, ob die Barentssee oder Spitzbergen, keine Strecke war ihm zu weit, wenn er die Dünung des Meeres spürte. Er war alleine, unabhängig, verdiente gut, weil er sich für nichts zu schade war, schruppte Überstunden, sprang ein, wenn Not am Mann war, und sparte jeden Cent, um sich seinen Traum vom eigenen Boot zu erfüllen. Und im letzten Jahr war es dann so weit gewesen, er hatte genau das Boot gefunden, das zu ihm passte. Nicht zu groß, nicht zu klein, gut zu bedienen und motorisiert, wenn ihn einmal der Wind im Stich lassen sollte.

      Er blätterte sich durch die Fotos und betrachtete sie lange und eingehend. Er konnte es überhaupt nicht erwarten, dass endlich der Frühling kam und er an Bord seiner Jenny wieder über das Wasser der Nordsee gleiten konnte. Der aufgesparte Urlaub und die Überstunden, alles in allem zwei Monate, würde er nutzen. Die Einsamkeit war er gewohnt, es war nichts anderes als auf dem LKW. Es schaukelte vielleicht ein klein wenig mehr, war gefährlicher, denn das Wetter im hohen Norden neigte dazu, oft stürmisch und wenig freundlich daherzukommen, doch es bedeutete grenzenlose Freiheit und Abenteuer.

      Er schob die Bilder zurück in den Umschlag, schüttelte sein Kissen auf und löschte das Licht. Die lange Fahrt und die vielen Staus hatten ihn müde gemacht. Morgen in aller Frühe würde er aufbrechen. Von Basel bis nach Turin würde er noch gut sechs Stunden brauchen und bis zwölf Uhr musste er die Schweiz verlassen haben, um nicht noch eine weitere Pause einlegen zu müssen. Wenn er endlich in Italien war, dann hatte er freie Fahrt. Nach dem großen Sankt-Bernhard-Tunnel und wenn der das Aostatal hinter sich gelassen hatte, war es nur noch ein Katzensprung. Die Firma, bei der er abladen sollte, kannte er gut. Schon das achte Mal fuhr er diese Route, deshalb wusste er, dass der alte Luigi auf ihn warten würde, auch wenn es die eine oder andere Verzögerung gab.

      Er dachte an Jenny, die in Norden in einem Schuppen stand und auf ihn wartete, als seine Augen schwerer und schwerer wurden.

      *

      Trevisan saß in seinem Büro und blickte aus dem Fenster, an dem kleine Wassertropfen herabrannen. Es hatte zu regnen begonnen und eine frische Brise wehte über die See in das Landesinnere. Vor sich hatte er eine Akte ausgebreitet. Monika Sander hatte über das Gemeindeamt von Jöhstadt alles besorgt, was über Christan Habich und seinen Sohn Rolf in Erfahrung zu bringen war. Auch das Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde hatte sie nicht vergessen, in dem ein reichhaltiger Fundus von alten Akten aus der DDR schlummerte. Gerichtsakten, Strafvollzugsakten, aber auch Akten des Ministeriums für Nationale Verteidigung, für Volksbildung oder auch die eine oder andere Akte des Verteidigungsministeriums.

      Christian Habich war im СКАЧАТЬ