Название: Vor Sonnenaufgang
Автор: Gerhart Hauptmann
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Reclams Universal-Bibliothek
isbn: 9783159612034
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[38]FRAU SPILLER.
Ach, glauben Sie mich – m –, Herr Doctor, wenn Seine Exellenz der Herr Minister von Schadendorf – m – so eine Tafel geführt hätten . . . .
KAHL.
Ohne men’n Wein kennt ich nich laben.
HELENE
(zu Loth). Sagen Sie uns doch, warum Sie nicht trinken?
LOTH.
Das kann gerne geschehen, ich . . . .
HOFFMANN.
Ä, was! alter Freund! (Er nimmt dem Diener die Flasche ab, um nun seinerseits Loth zu bedrängen.) Denk dran, wie manche hochfidele Stunde wir früher mit einander . . .
LOTH.
Nein, bitte bemühe Dich nicht, es . . .
HOFFMANN.
Trink heut mal!
LOTH.
Es ist Alles vergebens.
HOFFMANN.
Mir zu Liebe!
(Hoffmann will eingießen, Loth wehrt ab; es entsteht ein kleines Handgemenge.)
LOTH.
Nein! . . . nein, wie gesagt . . . nein! . . . nein danke.
HOFFMANN.
Aber nimm mir’s nicht übel . . . das ist eine Marotte.
KAHL
(zu Fr. Spiller). Wer nich will, dar hat schunn’.
FRAU SPILLER
(nickt ergeben).
HOFFMANN.
Übrigens, des Menschen Wille . . . und so weiter. So viel sage ich nur: ohne ein Glas Wein bei Tisch . . .
LOTH.
Ein Glas Bier zum Frühstück . . .
HOFFMANN.
Nun ja, warum nicht? ein Glas Bier ist was sehr gesundes.
LOTH.
Ein Cognac hie und da . . .
HOFFMANN.
Na, wenn man das nicht ’mal haben [39]sollte . . . zum Asceten machst Du mich nun und nimmer, das heißt ja dem Leben allen Reiz nehmen.
LOTH.
Das kann ich nicht sagen. Ich bin mit den normalen Reizen, die mein Nervensystem treffen, durchaus zufrieden.
HOFFMANN.
Eine Gesellschaft, die trockenen Gaumens beisammen hockt, ist und bleibt eine verzweifelt öde und langweilige, – für die ich mich im Allgemeinen bedanke.
FRAU KRAUSE.
Bei a Adlijen wird doch auch a so viel getrunk’n.
FRAU SPILLER
(durch eine Verbeugung des Oberkörpers ergebenst bestätigend). Es ist Schentelmen leicht viel Wein zu trinken.
LOTH
(zu Hoffmann). Mir geht es umgekehrt: mich langweilt im Allgemeinen eine Tafel, an der viel getrunken wird.
HOFFMANN.
Es muß natürlich mäßig geschehen.
LOTH.
Was nennst Du mäßig?
HOFFMANN.
Nun, . . . daß man noch immer bei Besinnung bleibt.
LOTH.
Aaah! . . . also Du giebst zu: die Besinnung ist im Allgemeinen durch den Alkohol-Genuß sehr gefährdet. – Siehst Du! deshalb sind mir Kneiptafeln – langweilig.
HOFFMANN.
Fürchtest Du denn so leicht Deine Besinnung zu verlieren?
KAHL.
Iiii . . . . . i . . ich habe n . n . . neulich ene Flasche Rrr . . . r . . rü . . . rüd . . desheimer, ene Flasche Sssssekt get . . t . . trunken. Oben drauf d . . d . . d . . dann nnoch eine [40]Flasche B . . b . . bordeaux, aber besuffen woar ich no n . . nich.
LOTH
(zu Hoffmann). Ach nein. Du weißt ja wohl, daß ich es war, der Euch nach Hause brachte, wenn Ihr Euch übernommen hattet. Ich hab’ immer noch die alte Bärennatur: nein, deshalb bin ich nicht so ängstlich.
HOFFMANN.
Weshalb denn sonst?
HELENE.
Ja, warum trinken Sie denn eigentlich nicht? bitte sagen Sie es doch.
LOTH
(zu Hoffmann). Damit Du doch beruhigt bist: ich trinke heut schon deshalb nicht, weil ich mich ehrenwörtlich verpflichtet habe, geistige Getränke zu meiden.
HOFFMANN.
Mit anderen Worten, Du bist glücklich bis zum Mäßigkeitsvereinshelden herabgesunken.
LOTH.
Ich bin völliger Abstinent.
HOFFMANN.
Und auf wie lange, wenn man fragen darf, machst Du diese . . . .
LOTH.
Auf Lebenszeit.
HOFFMANN
(wirft Gabel und Messer weg und fährt halb vom Stuhle auf). Pf! gerechter Strohsack!! (Er setzt sich wieder.) Offen gesagt, für so kindisch . . . verzeih’ das harte Wort.
LOTH.
Du kannst es gerne so benennen.
HOFFMANN.
Wie in aller Welt bist Du nur darauf gekommen.
HELENE.
Für so etwas müssen Sie einen sehr gewichtigen Grund haben – denke ich mir wenigstens.
LOTH.
Der existirt allerdings. Sie, Fräulein! – und Du, Hoffmann! weißt wahrscheinlich nicht, welche furchtbare Rolle der Alkohol in unserem modernen Leben spielt . . . Lies Bunge. wenn Du СКАЧАТЬ