Paul Schneider – Der Prediger von Buchenwald. Margarete Schneider
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Название: Paul Schneider – Der Prediger von Buchenwald

Автор: Margarete Schneider

Издательство: Bookwire

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783775172103

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СКАЧАТЬ Gott und die Gott bekennen vor der Welt. Das Gebet ist die Kraft Gottes für den Lebens- und Glaubenskampf.«

      Pauls Liebe und Fürsorge galt in erster Linie seinen Kranken; er merkte oft, dass bei ihnen die seelische Not weit größer war als ihre leiblichen Nöte. Er mühte sich, ihre Gewissen wachzurufen und ihnen zum Sterben zu helfen. Eine sterbende junge Frau soll gesagt haben: »Eines muss ich euch noch sagen: Eine selige Sterbestunde wiegt’s ganze Leben auf! Das hat mich Pfarrer Schneider gelehrt, den könnt ihr darum fragen.«

      Unsere Gemeindeschwester berichtet: »Ich denke an einen jungen Epileptiker, der von einem schweren Anfall gepackt wurde, der drei Tage und drei Nächte andauerte. Der Körper wurde hin und her gezerrt, so furchtbar, dass wir alle – eingeschlossen der Arzt – machtlos an seinem Bett standen und trotz schwerster Betäubungsmittel ihn nicht zur Ruhe bringen konnten. Der Teufel grinste uns an in diesem gequälten Menschen. Da trat Pfarrer Schneider an sein Bett, und wir lagen lange mit ihm auf den Knien und flehten zu Gott um Erbarmen. Dann nahm Pfarrer Schneider den Kranken in die Arme, redete ihm gut zu. Was keiner von den Pflegenden fertiggebracht hatte, das wurde Pfarrer Schneider geschenkt: Der Kranke wurde unter seiner Hand ruhiger und schlief ein. Wenn ich nachts an diesem Krankenbette stand und selber fast verzweifelte bei dieser schweren Pflege, dann hörte ich plötzlich das Motorrad von Pfarrer Schneider, und er kam in die Krankenstube und sagte: ›Ich wusste, dass ich hier nötig war‹, und er war es im wahrsten Sinn des Wortes. Nicht selten kam mir in diesen Tagen der Gedanke an Pfarrer Blumhardt90. Alle, die dies Lager umstanden, erlebten die Kraft des Gebetes. Der junge Arzt sagte zu mir: ›Es ist doch etwas Seltsames um Pfarrer Schneider!‹ Als es mit dem jungen Mann zum Sterben ging, wurden plötzlich seine Sinne noch einmal ganz klar. Er setzte sich in seinem Bette hoch auf und sagte: ›Ich danke euch allen, dass ich aber selig sterben kann und keine Angst habe vor dem dunklen Grab, das danke ich Ihnen, Herr Pfarrer! Nun bin ich mit meinem Gott im Reinen, und der Teufel hat keine Gewalt mehr über mich!‹ Er legte sich um und starb in Pfarrer Schneiders Armen ruhig und friedlich.

      Die gefährdeten Familien ließ er nicht aus dem Auge, und er redete oft sehr eindeutig, und bei aller Liebe und Güte konnte er grob werden, sodass er zum Beispiel zu einem Trinker, bei dessen Familie er bis spät in die Nacht hinein saß, sagte: ›Sie sind ein Lump!‹ Als dieser aufbrauste, da sagte er es nochmals: ›Es wird erst dann mit Ihnen besser, wenn Sie zu mir sagen: Herr Pfarrer, ich bin wirklich ein Lump!‹

      Eines Tages brachte Pfarrer Schneider einen Schützling aus der Berliner Stadtmission zu einem Urlaub in unser Haus. Als er mir aus seinem Leben erzählte und ich in Abgründe hineinschaute, da sagte ich zu Pfarrer Schneider: ›Aber Herr Pfarrer, was haben Sie mir denn da für einen Menschen gebracht?‹ Da sah er mich ganz traurig an: ›Was soll denn der Herr Christus mit uns machen, wenn wir so von unserem Bruder denken? Ich hatte gedacht, Sie könnten mir beten helfen.‹ Ich schämte mich und war entwaffnet.

      Am 30. Januar 1934 schreibt mir Pfarrer Schneider: ›Wir wollen es immer besser lernen, dass das meiste, was uns zu schaffen machen soll, worüber wir uns zu bekümmern haben, unsere Sünde sein soll, um so auch besser die Sünden anderer priesterlich tragen zu lernen.‹ – Und im April 1937: ›Nur im Geiste rechter Buße können wir mit Vollmacht beten um Gottes Segen für unsere jungen Paare, um Gottes Hilfe gegen die Geister der Krankheit und der Seelennot. Wir wollen bei uns selber anfangen, uns gewiss nicht besser halten als andere. Dass alle menschliche Gerechtigkeit und aller menschlicher Ruhm zunichte werde und ganz allein übrig bleibe Christi Gerechtigkeit, die er uns am Kreuz erworben. Darin allein findet unsere Blöße und Fluchwürdigkeit ihre Deckung. Solange wir noch fromme und tüchtige und gerechte Leute sein wollen, geht uns Christi Gerechtigkeit nichts an.‹«

      Auffallend wenig berichtet Margarete Schneider über ihre Kinder, von denen vier in Hochelheim geboren wurden: Dieterich, genannt Dieter, am 20. April 1927; Eva-Maria, genannt Evmarie, am 1. September 1929; Paul Hermann, genannt Hermann, am 6. Dezember 1930; Gerhard am 8. Februar 1933. Das rührt daher, dass M. S. gern sich und ihr eigenes Erleben in den Hintergrund rückt. Sie will ja ein Buch über den Weg ihres Mannes schreiben. Doch zeigen alle Berichte über das Aufwachsen der Kinder – etwa in den »Rundbüchern« an die Geschwister91 –, dass nicht nur sie, sondern auch ihr Mann Paul mit großer Freude an den Kindern hingen. Wir bringen, um diesen Aspekt nicht untergehen zu lassen, einiges über die Kinder, das in den »Rundbüchern« zu finden ist.

      Über das erste Kind Dieter schreibt M. S. am 3. Januar 1928, wie er es nicht lang im »Stühlchen« aushält und ständig auf ihren Schoß will; wie sie ihn vor der Kälte im Pfarrhaus schützen muss; wie er zahnt und dabei einen »feuerroten Backen« hat. Oder am 6. April 1928, wie er kein höheres Vergnügen kennt, als ständig Schranktüren auf- und zuzuschlagen. Er werde allmählich ein rechter Bub, an dem seine Mutter zärtliche Regungen noch vermisse. »Ich muss auf der Hut sein, dass er nicht zu eigenwillig wird, die Gefahr ist groß, dass ihn die Kindsmagd zu sehr verwöhnt!«

      Von Evmarie berichtet ihre Mutter am 21. Oktober 1930, sie sei »ein liebes, sehr lebhaftes Dingle, und ist in der letzten Zeit auch recht kräftig geworden. Ich hoffe, dass sie doch noch, bis ihr ›Schwesterle‹92 anrückt, das Laufen lernt, so ganz zaghaft probiert sie es manchmal … Es ist gelungen, wenn Dieter Evmarie das Laufen beibringen will, dann zerrt er sie an beiden Händen in der Stube herum, bis sie alle beide auf der Nase liegen. Besser geht es schon, wenn er mit dem Schwesterle um die Wette krabbelt, aber das tut den Strümpfen so weh … ich muss jeden Tag Löcher in die Knie stopfen!« Und am 21. Juni 1932 wieder über Evmarie: »… ich habe manchen Verdruss mit ihrem erheblichen Eigensinn auszufechten, sie gibt nicht klein bei, wenn richtig ernst gemacht wird. Der Vater ist sehr entzückt von seinem Töchterchen. Es ist ja auch wahr, es gibt nichts Herzigeres als so ein kleines Mädle.«

      Bezogen auf ihr Kind Hermann schreibt M. S. am 21. Juni 1932: »Das Hermännle ist ein so liebes Büble geworden, krabbelt schon ein bissle und wird allmählich auch flinker auf den Beinen; er kann ein so liebes schelmisches Gesichtle machen, dass man seine weniger schönen Seiten eben auch gern in Kauf nimmt.«

      Über ihr viertes Kind Gerhard schreibt M. S. Jahre später an ihren gefangenen Mann: »Unser Gerhard interessiert sich nun für vieles … Er sieht Dir so ähnlich, dass man sich hüten muss, ihn deshalb extra liebzuhaben!«93

      Was beschäftigte die Kinder im oder beim Hochelheimer Pfarrhaus? »Unsere Kinder vertreiben sich meist die Zeit am Sandhaufen im Hof, nachmittags ist aber dann gewöhnlich der Ausgang mit dem Leiterwägele in den Garten vor dem Dorf, wo ich bis jetzt immer auch allerhand Arbeit habe und nun auch das Ernten allmählich anfängt« (Rundbuch 21. Juni 1932).

      Man kann sich unschwer vorstellen, dass M. S. mit ihren Kindern alle Hände voll zu tun hatte. Denoch fand sie Zeit, als »Pfarrfrau« sich voll einzusetzen bei Besuchen in der Gemeinde, auch bei Schwerstkranken. Sie berichtet im Rundbuch am 21. Juni 1932 erschüttert vom Todeskampf eines schwer epileptischen jungen Mannes, der unter tagelangen Krämpfen sterben musste; ebenso von dem jungen Nachbarn, der »nach zu starkem Luminalgenuss auf dem Sterbelager lag«. Man stehe vor dem Rätsel, ob der junge Mann absichtlich oder im Dämmerzustand vor oder nach einem Anfall die tödliche Dosis genommen habe. Es ist deutlich, dass die junge Pfarrfrau sich bald auch als »Mutter der Gemeinde« fühlte und sich gelegentlich im Zwiespalt zwischen ihrer Sorge für die Kinder und der Rolle der fürsorglichen Pfarrfrau wiederfand, weshalb sie im Blick auf ihre noch kinderlose Schwägerin Luise Dieterich94, die Frau ihres Bruders Karl, schreiben konnte: »Die liebe Luise in Rötenberg hat eines vor uns anderen Pfarrfrauenschwestern voraus: Wenn sie auch das Glück mit eigenen Kindern bis jetzt entbehren muss, 95 sie kann doch eine rechte Pfarrfrau ihrer Gemeinde sein und läuft nicht mit dem beständigen Stachel im Gewissen herum, dass man zu wenig zu Gemeindebesuchen kommt und zu sehr sich selbst und seinem eigenen Reich lebt!«

      Auf die kirchliche Sitte wird gehalten. Jede Altersgruppe geht zweimal im Jahr an ihrem bestimmten Sonntag zum Abendmahl. Die feierliche Abendmahlstracht СКАЧАТЬ