Название: Briefe über den Yoga
Автор: Sri Aurobindo
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783963870583
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Die Stelle der Isha-Upanishad4 („Eines ist reglos und schneller als das Mental, Jenes erreichen die Götter nicht, denn Es schreitet immer voran. Jenes überholt stehend die anderen, welche laufen“ – Isha-Upanishad, Vers 4, nach Sri Aurobindos Übersetzung.) ist natürlich eine viel umfassendere Darlegung der Natur des universalen Daseins als die Theorie Einsteins, die auf das physische Universum beschränkt ist. Du kannst aus der Darlegung in diesem Vers auch ein viel umfassenderes Relativitätsgesetz ableiten. So betrachtet bedeutet er – er enthält natürlich viel mehr –, dass die absolute Realität existiert, aber unbeweglich und immer gleich ist; die universale Bewegung ist eine Bewegung des Bewusstseins in dieser Wirklichkeit, deren Wahrheit nur vom Transzendenten erfasst werden kann, da sie Ihm selbst-offenbar ist, während ihre Wahrnehmung durch die Gottheiten (das Mental, die Sinne usw.) notwendigerweise unvollkommen und relativ sein muss, da diese zwar versuchen können, jener Wahrheit zu folgen, sie aber nicht wirklich zu überholen vermögen (erfassen, ergreifen), da jede durch ihren eigenen Standpunkt5, durch die geringere Instrumentierung oder Befähigung des Bewusstseins usw. begrenzt ist. Das ist die übliche Auffassung des indischen oder zumindest des vedantischen Geistes, nach der unsere Erkenntnis, unsere Wahrnehmung und Erfahrung der Dinge in der Welt sowie unsere Erfahrung der Welt selbst notwendigerweise ausschließlich relativ, praktisch oder pragmatisch, vyavaharika sein müssen; und es ist – wie Shankara sagt – tatsächlich ein illusorisches Wissen, da die wirkliche Wahrheit der Dinge jenseits unseres mentalen und empfindungsmäßigen Bewusstseins liegt. Einsteins Relativitätstheorie ist eine wissenschaftliche und nicht eine metaphysische Darstellung. Ihre Form und ihr Bereich sind von anderer Art, doch vermute ich, dass man eine Verbindung zur vedantischen Folgerung herstellen kann, wenn man genügend Abstand dazu gewinnt und darüber hinaus zu ihrer essentiellen Bedeutung und dem wahren Grund ihres Daseins zurückfindet. Wenn du dies jedoch gegenüber dem Verstand rechtfertigen wolltest, müsstest du den ganzen Vorgang zergliedern, um nachzuweisen, wie die Verbindung zustande kommt – sofern es sich nicht von selbst ergibt.
Was Jeans anbelangt, so würden viele sagen, dass seine Folgerungen ganz und gar nicht zulässig seien. Einsteins Gesetz ist eine wissenschaftliche Verallgemeinerung; sie gründet sich auf bestimmte Beziehungen im Bereich der Physik, die – wenn überhaupt gültig – dann dort innerhalb der Grenzen dieses Bereiches gültig sind oder, wenn du so willst, auf dem allgemeinen Gebiet wissenschaftlicher Beobachtung und wissenschaftlichen Messens physischer Vorgänge und Bewegungen; doch wie willst du dies auf eine metaphysische Darlegung übertragen? Es wäre der Sprung über einen beträchtlichen Abgrund oder die gewaltsame Umwandlung einer Sache in eine andere, eines begrenzten physischen Ergebnisses in eine unbegrenzte, allumfassende Formel. Ich weiß nicht genau, worauf Einsteins Gesetz wirklich hinausläuft; doch es scheint nicht mehr zu bedeuten, als dass unsere wissenschaftlichen Messungen der Zeit und anderer Dinge unter den Bedingungen, unter denen sie stattfinden müssen, relativ sind, da sie der unvermeidlichen Begrenzung dieser Bedingungen ausgeliefert sind. Was man daraus metaphysisch folgern kann, hat der Metaphysiker zu entscheiden, nicht der Wissenschaftler. Die vedantische Auffassung bestand darin, dass sowohl das Mental als auch die Sinne eine begrenzte Macht sind, die sich ihre eigenen Darstellungen, Begriffsbildungen und Formungen errichtet und sie der Wirklichkeit auferlegt. Das ist eine viel größere und kompliziertere Angelegenheit, die bis in die eigentlichen Wurzeln unseres Daseins reicht. Ich glaube, dass es viele Auffassungen in der modernen Wissenschaft gibt, die diesen Standpunkt unterstützen, doch in der Wirklichkeit reichen sie nicht aus, ihn zu beweisen.
Ich führe hier nur meine Einwände an. Ich selbst erkenne, dass gewisse grundlegende Wahrheiten allen Bereichen und der einen Wirklichkeit überall zugrunde liegen. Doch es besteht ebenfalls ein großer Unterschied in den Hilfsmitteln und Forschungsmethoden, die die Suchenden auf den verschiedenen Wegen (dem physischen, dem okkulten, dem spirituellen) verwenden, und zumindest für den Intellekt muss die Brücke zwischen ihnen noch geschlagen werden. Man kann zwar Ähnlichkeiten nachweisen, doch kann man durchaus behaupten, dass die Wissenschaft nicht dazu benutzt werden darf, Ergebnisse spiritueller Erkenntnis zu bestätigen oder zu stützen. Auch die andere Seite hat ihre Berechtigung, und am besten ist es, beide zu sehen – dies bedeutet daher nicht, dass deine These entkräftet werden soll.
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Wie will Sir James Jeans oder irgendein anderer Wissenschaftler wissen, dass Leben durch einen „reinen Zufall“ entstanden sei oder dass es nirgendwo sonst im Universum Leben gäbe oder dass Leben woanders genau das gleiche sein müsse, die gleichen Voraussetzungen haben müsse wie unser Leben hier oder andernfalls nicht existieren könne? Dies sind rein mentale Spekulationen ohne irgendwelche innere Überzeugungskraft. Leben kann nur dann zufällig sein, wenn die gesamte Welt ebenfalls ein Zufall ist, etwas, das durch den Zufall entstand und vom Zufall beherrscht wird. Es СКАЧАТЬ