Название: Briefe über den Yoga
Автор: Sri Aurobindo
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783963870583
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6. Wiedergeburt
Wenn Evolution eine Wahrheit ist- nicht nur eine physische Evolution der Arten, sondern eine Evolution des Bewusstseins –, dann muss sie eine spirituelle und kann nicht nur eine physische Tatsache sein. In diesem Falle ist es die Individualität, die sich entfaltet und in ein immer weiter entwickeltes und vollkommenes Bewusstsein wächst, und dies kann offensichtlich nicht im Laufe eines einzigen kurzen menschlichen Lebens geschehen. Wenn es die Evolution einer bewussten Individualität gibt, dann muss es eine Wiedergeburt geben. Wiedergeburt ist eine logische Notwendigkeit und eine spirituelle Tatsache, die wir erfahren können. Beweise von Wiedergeburt, manchmal von überwältigend überzeugender Natur, fehlen nicht, doch wurden sie bislang noch nicht sorgfältig erfasst und gesammelt.
7. Evolution
In meiner Erläuterung des Universums habe ich die wichtige Tatsache einer spirituellen Evolution als Grundlage unseres Daseins hervorgehoben. Sie besteht aus einer Reihe von Anstiegen, vom physischen Wesen und Bewusstsein zum Vital, dann zum Lebens-Selbst, von dort weiter zum mentalen Wesen, das im vollentwickelten Menschen verwirklicht wird, und weiter von dort zu einem vollkommenen Bewusstsein jenseits des Mentals, nämlich in das supramentale Bewusstsein und supramentale Wesen, das Wahrheits-Bewusstsein, welches das integrale Bewusstsein des spirituellen Wesens ist. Das Mental kann nicht unsere letzte bewusste Ausdrucksform sein, denn grundsätzlich besteht es aus Unwissenheit, die nach Wissen sucht; allein das supramentale Wahrheits-Bewusstsein kann uns das wahre und ganze Selbst-Erkennen und Welt-Erkennen bringen; nur durch dieses können wir zu unserem wahren Wesen gelangen und unsere spirituelle Evolution vollenden.
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Der Satz1 ist in seiner Formulierung etwas unklar. Er bedeutet nicht, dass Maya die Freiheit Brahmans ist, sondern dass „die Lehre von der Maya darauf hinausläuft, dass Brahman frei ist von den Gegebenheiten, durch die Er Sich ausdrückt“. Dieses begrenzte Spiel hier ist nicht Er, denn Er ist unbegrenzt; es ist nichts als eine bedingte (teilweise) Schöpfung, doch Er ist durch die Gegebenheiten nicht eingeschränkt, so wie das Spiel eingeschränkt ist. Die Welt ist Form von etwas, das Er selbst ist, das Er hervorgebracht und in ihr verankert hat, doch Er ist mehr als diese Form: Die Welt ist nicht unwirklich oder illusorisch, sondern die Art, wie wir sie gegenwärtig sehen, unser Bewusstsein von ihr ist unwissend, und dies ist der Grund, warum die Welt, wie sie von uns gesehen wird, als Illusion beschrieben werden kann. Soweit ist die Vorstellung von der Maya richtig. Doch wenn wir die Welt sehen, wie sie wirklich ist, eine teilweise und sich entwickelnde Manifestation des Brahman, dann kann sie nicht länger als Illusion beschrieben werden, sondern vielmehr als das Spiel, die lila. Er aber ist mehr als sein Spiel; Er ist in ihm und es ist in Ihm; es ist keine Illusion.
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Über Nirvana
Was ich in der Zeitschrift Arya schrieb, war eine Erläuterung der Dinge, wie sie sich vom Bereich des Obermentals dem Mental darbieten, abgefasst in mentalen Darlegungen und daher unter Anwendung der Logik. Denn in einer derartigen Arbeit, die zwischen dem Intellekt und dem Überintellektuellen vermittelt, hat die Logik ihren Platz, obwohl natürlich keinen vorrangigen, wie etwa in den rein mentalen Philosophien. Selbst der Mayavadin versucht, seinen Standpunkt oder seine Erfahrung durch eine unerbittlich logische Beweisführung zu erhärten. Nur wenn er die Maya erklären soll, kann er ähnlich dem Naturwissenschaftler lediglich seine Vorstellung über den Ablauf dieser universalen Täuschung ordnen und gliedern; er kann nicht erklären, wie oder warum seine illusorische, trügerische Maya entstand. Er kann lediglich feststellen: Nun gut, sie ist eben vorhanden.
Natürlich ist sie vorhanden. Doch die Frage lautet zunächst, was ist sie? Ist sie wirklich eine täuschende Macht und nichts anderes, oder ist etwa des Mayavadins Vorstellung von ihr eine irrige, vorschnelle Auffassung, eine mentale, unvollständige Deutung oder gar selbst eine Illusion? Und als nächstes: Ist Illusion die einzige oder höchste Macht, die dem Göttlichen Bewusstsein oder Überbewusstsein innewohnt? Das Absolute ist absolute Wahrheit, frei von Maya, andernfalls wäre Befreiung nicht möglich. Besitzt also die höchste und absolute Wahrheit keine andere wirkende Macht als die der Falschheit und ohne Zweifel mit ihr – denn beide gehören zusammen – die Macht, diese Falschheit aufzulösen und zu entkräften, die aber dennoch ewig besteht? Ich finde, dass dies ein wenig seltsam klingt. Doch seltsam oder nicht, es mag so sein, – denn es kann, wie du ausführst, das Unsägliche nicht den Gesetzen der Logik unterworfen werden. Doch wer soll entscheiden, dass es so ist? Du wirst erwidern: „Jene, die dorthin gelangen“. Doch wohin gelangen? Zum Vollendeten und Höchsten, purnam param? Ist das eigenschaftslose Brahman des Mayavadins dieses Vollendete und Vollkommene, – ist es wirklich das Höchste? Gibt es nicht oder kann es nicht ein Höheres als jenes Höchste geben, paratparam? Das ist keine Frage der Logik, es ist die Frage einer spirituellen Tatsache, einer höchsten und vollständigen Erfahrung. Die Lösung dieser Frage sollte sich nicht auf der Logik gründen, sondern auf einer wachsenden, sich stets erhöhenden und weitenden spirituellen Erfahrung – einer Erfahrung, die natürlich Maya und nirvana miteinbezieht oder durch diese hindurchgegangen sein muss, denn andernfalls wäre sie nicht vollständig und hätte keinen entscheidenden Wert.
Nirvana zu erreichen war das erste radikale Ergebnis meines eigenen Yoga. Es versetzte mich plötzlich in einen Zustand jenseits des Denkens, ohne Denken, unberührt von jeglicher mentalen und vitalen Regung; es gab kein Ego, keine wirkliche Welt – nur wenn man durch die unbewegten Sinne blickte, erkannte man ein Etwas eine Welt leerer Formen, zu Materie gewordener Schatten ohne echte Substanz, oder trug diese auf seiner absoluten Stille. Es gab weder den Einen noch die Vielen, es gab nur Das, eigenschaftslos, beziehungslos, rein, unbeschreibbar, undenkbar, absolut und dennoch zuhöchst und allein wirklich. Dies war weder eine mentale Verwirklichung noch etwas, das man irgendwo undeutlich erschaut hatte, es war auch nichts Abstraktes – es war positiv, die einzig positive Wirklichkeit; und dennoch war es keine räumliche, stoffliche Welt, die diesen äußeren Anschein einer stofflichen Welt durchdrang СКАЧАТЬ