Der Kessel der Götter. Jan Fries
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Kessel der Götter - Jan Fries страница 5

Название: Der Kessel der Götter

Автор: Jan Fries

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783944180328

isbn:

СКАЧАТЬ Lieder der britischen Barden sind in den letzten Jahrhunderten etliche Male von der kymrischen in die englische Sprache übertragen worden. Dabei stand bedauerlicherweise meist die persönliche Vorliebe der Übersetzer im Vordergrund. Die Kooperation von Owen Pughe, Owen Jones und Edward Williams (1801) litt unter stark romantischen und nationalistischen Interessen. Edward Williams, besser bekannt als Iolo Morgannwg, war vor allem an der Etablierung seines neo-druidischen Ordens interessiert. Iolo sammelte zahlreiche alte Manuskripte und übersetzte wie, es ihm passte. Was er nicht in den Quellen finden konnte, fälschte oder erfand er. Wobei er reichlich Opiumtinktur konsumierte und erstaunliche Kreativität bewies. Das Ergebnis war eine uralte neuerfundene bardisch-druidische Tradition, die sich ungebrochen von der Megalithzeit bis ins 18. Jahrhundert fortsetzte. Und noch heute in Stonehenge zelebriert wird.

      Edward Davies Mythology of the British Druids, 1809, und Algernon Herberts Werke Britannia after the Romans (1836) und The Neo-Druidic Heresy (1838) waren einflussreiche Werke, die mit Hilfe heftigster Übersetzungsfehler eine heidnisch-druidische Tradition in der britischen Bardenpoesie nachwiesen. Auf diese Autoren geht auch die Theorie zurück, die Druiden hätten das britischen Christentum geprägt. Was dann zu den bekannten Konflikten zwischen der ‘keltischen’ und der römischen Kirche geführt hätte. Sie waren der Ansicht, die Druiden, welche in den Handschriften flüchtig erwähnt werden, wären direkte Nachfolger jenen Druiden, die zur römischen Besatzungszeit in Gallien die herrschende Klasse ausmachten. Dabei ignorierten sie, dass die gallischen Druiden nicht mit den britischen und irischen Druiden identisch waren, und dass das Wort ‘Druide’ in vielen mittelalterlichen Texten einfach ‘Zauberer’, ‘Hexer’ oder ‘Wahrsager’ bedeutet. Was nicht ganz das selbe ist wie ein Angehöriger einer vorchristlichen Priester-, Gelehrten- und Juristenklasse. Vor allem wollten sie beweisen, dass auch die britischen Barden einen Korpus an uralten heiligen Überlieferungen hinterlassen hätten, der dem schottischen Ossian gleichwertig wäre. Nun, Ossian war damals europaweit ein Bestseller (sogar Goethe und Napoleon waren davon begeistert). Heute ist das Werk als eine typisch romantische Fälschung in Vergessenheit geraten.

      Auf die ‘druidische’ Begeisterung folgte dann eine starke Ernüchterung. Verschiedene Forscher gingen daran, die (möglicherweise) heidnisch-keltischen Elemente aus den Texten zu tilgen, und bewiesen schlüssig, dass der Großteil der britischen Gedichte auf die mittelalterlichen Gogynfeirdd Barden zurückging, von denen einige ihre Lieder mit älteren Bruchstücken schmückten. Und wieder wurde hoffnungslos übertrieben. Wo die Vorgängergeneration die Lieder, wenn möglich, ins vorchristliche Heidentum verlegte, datierte Thomas Stephens The Literature of the Kymry (1849) und D. W. Nash The Bards and Druids of Britain (1858) das Material, wann immer möglich, zwischen dem elften und vierzehnten Jahrhundert. Leider lieferten auch sie Übersetzungen, die bestenfalls als einseitig gelten dürfen. Heidnisches Gedankengut oder Hinweise auf die ältere Geschichte wurden prinzipiell nicht für möglich gehalten oder gleich umgedeutet. Nashs Übersetzung erfreut sich, dank ihrer Verwendung durch Robert Graves in seinem Bestseller Die weiße Göttin (1948), immer noch größter Beliebtheit. Diese Version der bardischen Gesänge dürfte zur Zeit im deutschen Sprachbereich am bekanntesten sein. Sie hatte großen Einfluss auf die Matriarchatsforschung und auf die Glaubenswelt des modernen Wicca. Zahllose begeisterte Heiden hielten Graves’ extrem schlampig recherchiertes Werk für eine glaubwürdige Geschichtsstudie. Wobei man Nash nicht vorwerfen kann, was Graves aus seinen Übersetzungen gemacht hat. Denn wo Nash bemüht war, die bardischen Lieder zu entmystifizieren, hat Graves ganz einfach seine persönlichen und reichlich durchgeknallten Visionen der griechischen und vorderasiatischen Mythologie in sie hineininterpretiert. Die Mischung verkauft sich immer noch.

      Womit wir zu Skenes The Four Ancient Books of Wales (1868) kommen. Die von ihm editierten Gedichte wurden von namhaften Philologen erstellt. Reverend Silas Evans aus Llanymawddy übersetzte das Schwarze Buch von Carmarthen, das Buch von Aneurin und das rote Buch von Hergest. Reverend Robert Williams aus Rhydycroesau übernahm das wesentlich schwierigere Buch von Taliesin. Ihre Arbeiten wurden mit einer neuen Abschrift der Originaldokumente von Skene bearbeitet und veröffentlicht. Das Ergebnis war die erste wissenschaftliche Übersetzung des bardischen Liedergutes. Für ihre Zeit eine einzigartige Leistung. Ich habe bei der deutschen Übersetzung der Lieder die Skene Version als Grundlage genommen. Aber auch diese weist zahlreiche Schwachpunkte auf. Die Sprachforschung hat mittlerweile viele Fortschritte gemacht. Und auch das Englisch von 1868 ist reichlich altmodisch. Dennoch haben sich bis heute nur wenige Philologen bemüht, eine so umfassende Übersetzung der kymrischen Poesie zu wagen. Es gibt neuere, verlässliche Übersetzungen von Teilen vom Schwarzen Buch von Carmarthen, vom Roten Buch von Hergest, vom Aneirin und von einer Reihe von Taliesin Liedern. 2007 sind endlich die späteren, mystischen Taliesin Lieder von Marged Haycock auf hohem wissenschaftlichen Niveau neu übersetzt worden. Es sagt einiges über die Schwierigkeit des Materials, dass sich hier über hundertdreißig Jahre lang die Skene Übersetzung behauptet hat. In Haycocks Übersetzung werden 26 der schwierigsten Taliesin Lieder auf über 550 Seiten Wort für Wort und Zeile für Zeile genau übertragen, diskutiert und in vielen alternativen Lesungsarten vorgestellt. Das Ergebnis ist einfach begeisternd. In meiner Bearbeitung der mystischen Taliesin Gedichte habe ich häufig ihre Studie konsultiert. Ich möchte hier Marged Haycock für die freundliche Genehmigung danken, ihre Arbeit zu verwenden. Und ich möchte allen begeisterten Keltophilen von ganzem Herzen empfehlen, sich ihr Buch sofort zu bestellen. Legendary Poems from the Book of Taliesin ist direkt bei CMCS Publications, Department of Welsh, Aberystwyth University, Ceredigion, SY23 2AX, Wales, GB erhältlich. Wer wissen will, wie schön, spannend und kompliziert mittelalterliche Manuskripte sein können, ist hier bestens aufgehoben.

      Nur um einmal einen kleinen Einblick in dieses verwirrende Thema zu geben, hier ein paar Anmerkungen. Das Buch von Taliesin ist nur in einem einzigen, unvollständigen Manuskript erhalten, und die beiden Lieder daraus, die auch in anderen Dokumenten erscheinen, zeigen Unterschiede in der Länge und Rechtschreibung. Garnicht zu reden von der chaotischen Interpunktion. Wir wissen also mangels Vergleichswerten nicht, wie verlässlich unserer vorliegendes Dokument ist. Das mittelalterliche Kymrisch war keine genormte Sprache, sondern stand am Anfang einer weltlichen Schriftkultur. Die Rechtschreibung hatte keine Norm, sondern richtete sich nach dem örtlichen Dialekt. Dazu kommt, dass das Alter der Lieder stark variiert. Die ältesten Taliesin-Lieder stammen aus dem sechsten Jahrhundert, die neuesten aus dem dreizehnten. Niedergeschrieben wurde das uns erhaltene Manuskript etwa im späten dreizehnten Jahrhundert. Leider verstand der Schreiber nicht alles, was er da so sorgfältig kopierte. Schon die Barden der Gogynfeirdd Zeit (11.-13. Jahrhundert) kannten nicht mehr alle Worte der älteren Sprache, denn diese hatte sich in den vorherigen Jahrhunderten mehrmals stark verändert. Sie verwendeten gelegentlich älteres Material, das sie bei Bedarf erweiterten und umschrieben, um Versmaß und Reime zu erhalten, aber dabei schlichen sich Missverständnisse und Unklarheiten in den Text ein. Sie waren auch ausgesprochen kreativ und erfanden manchmal kurzerhand neue Geschichten zu alten Themen. Aber nicht genug damit. Die vorliegenden Lieder enthalten häufig unverständliche Worte. Viele davon dürften Rechtschreibfehler sein. Aber wenn wir raten müssen, von welchen anderen Worten, haben wir schnell für einen einzigen Begriff eine ganze Reihe möglicher Lesungsarten, die weit voneinander abweichen.

      Es gibt also, besonders bei Taliesin, keine sichere Übersetzung. Wir müssen oft Möglichkeiten abwägen. Oder den Kontext betrachten, das Versmaß oder den Endreim rekonstruieren oder vergleichbare Redewendungen der bekannteren mittelalterlichen Literatur zu Rate ziehen. Ich habe also bei meinen Übersetzungen alternative Lesungsarten in Klammern aufgeführt. Das sieht nicht besonders schön aus, ist aber ehrlicher als jede Übersetzung, die glatt und locker über die zahlreichen Möglichkeiten hinwegtäuscht. Wobei ich nun wirklich nicht entscheiden will, welche Interpretation stimmt. Es gibt immer noch andere Interpretationsmöglichkeiten. Manchmal können wir uns nicht einmal sicher sein, wo ein Satz anfängt oder aufhört. In ganz besonders schlimmen Fällen, wenn eine Zeile völlig unsicher ist, habe ich sie mit einem (?) gekennzeichnet.

      Für einen tieferen Einblick kann ich nur empfehlen, William Skene im Vergleich mit Marged Haycocks Übersetzung Wort für Wort durchzugehen, und dabei, wenn möglich, weitere Quellen zu konsultieren. Genau so ist meine Übersetzung entstanden. СКАЧАТЬ