Blutige Straßen. Kerrie Droban
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Название: Blutige Straßen

Автор: Kerrie Droban

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783854454489

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      August 2002

      In der Biker-Community verbreitete sich die Nachricht schnell, dass sich die Solo Angeles als Mesa Bobs Gäste in Arizona aufhielten, und sich ein waschechtes Member in Bullhead City aufhielt. Doch Bird musste vorsichtig sein und dem Protokoll folgen. Es war wichtig, sich die Genehmigung zum Tragen der Solo Angeles-Kutte von Donald Smith (alias „Smitty“) einzuholen, dem altgedienten Member der Arizona Nomads. Der kräftig gebaute Mechaniker regierte angeblich die Stadt und erfreute sich einer geradezu harmonischen Beziehung zu den dortigen Strafverfolgungsbehörden.

      Die Entscheidung, Smitty zu treffen, erfolgte eher aus strategischen denn aus praktischen Beweggründen – wenn Bird nicht zufälligerweise scharf auf eine Kugel im Rücken war. Smitty mochte es nicht, wenn jemand seine Führungsposition in Frage stellte.

      Bird kannte den Typen noch aus seiner Zeit als Waffenschieber. Nun musste er Smitty und seiner kriminellen Gefolgschaft erklären, warum er ihn neun Monate lang getäuscht und angelogen hatte und ihm nicht erklärte, dass er in Wahrheit ein Outlaw-Biker sei.

      „Frag Smitty, warum ich nicht mehr im Club bin“, riet ihm Dave B., ein ehemaliger Hells Angel, nachdem er einen Schluck aus Birds Bierkrug genommen hatte. Die beiden saßen in O’Learys Bar in Bullhead City. Dave war ein stämmiger Typ mit einem verschwitzten roten Gesicht, das bei der spärlichen Beleuchtung einem Lötkolben auf vollen Touren glich. Er drehte die Hand um und zeigte Bird das Death-Head-Tattoo. Unter dem Logo stand „out date“, womit er signalisierte, dass er nicht mehr zum Club gehörte. Offensichtlich hatte er Smitty in seiner Führungsrolle herausgefordert. Einige Zeit später verriet Smitty Bird im „Vertrauen“, dass Dave eines „natürlichen Todes“ gestorben sei. Angeblich hatte er aber vorher Smitty seine Bike-Papiere zur „sicheren Aufbewahrung“ überlassen.

      Bird und Carlos trafen sich mit Smitty in seinem „Heiligtum“, dem Inferno, zum Abendessen. Smitty brachte sein Pixie-ähnliches Weib Lydia und das Hells Angels Member Chef Boy Are Dee mit. Zufrieden, dass die Solos Mesa Bobs Segen hatten, sich in Bullhead City breitzumachen, gab er sein Okay zum Tragen der Kutte. Allerdings machte er ihnen eins unmissverständlich klar: Er mochte den Tod nicht, außer, wenn er ihn befahl!

      Kapiert! Erstaunlicherweise hatten sich die Solo Angeles innerhalb nur weniger Wochen die Sympathie von zwei Hells Angels-Anführern verdient und zugleich die Erlaubnis eingeholt, in dem Bundesstaat Geschäften nachzugehen.

      Jetzt stand eine Dankesbekundung auf der Tagesordnung. Auf Birds Anweisung hin ließ Rudy den Hells Angels von den Solos ein „Danke“ zukommen, und zwar in Form von 500 Dollar für den „Verteidigungsfonds“, der für die juristische Unterstützung von Mitgliedern eingesetzt wurde. Es war nur eine Geste, die sich aber für das Team in der Zukunft als wichtig herausstellen sollte, denn damit hatten sie sich das Vertrauen der Angels verdient. Eine zuvorkommende Attitüde war ein bedeutendes Merkmal für Respekt. Mit ein wenig Glück besänftigte das Team durch so einen Schachzug auch die wahren Solo Angeles in Mexiko, deren Unmut sich wegen der Präsenz des Nomad Chapters in Bullhead City regte. Eines Morgens erfuhren die Agenten bei einigen Waffeln, dass Rudy sich nicht die Genehmigung des Mutter-Chapters in Tijuana eingeholt hatte. Das überraschte allerdings kaum jemanden. Offiziell durften die Solos also ihre Nomads-Abzeichen nicht in Arizona sehen lassen.

      Eiligst arrangierten Bird, Carlos und Rudy ein Meeting mit „Teacher“, einem alten Member der Solos, das in Sylmar, Kalifornien, lebte. Sie verbrachten zwei Stunden mit mühseligen Erklärungen und heuchlerischen Entschuldigungen, warum sie das Territorium der Solos ohne Erlaubnis verletzt hatten. Teacher bestand darauf, dass die neuen Nomads den Verstoß gegen die Club-Regeln sühnen und nach Tijuana fahren sollten, um dort „Suzuki“ zu treffen, den internationalen Präsidenten des Clubs.

      „Da scheiß ich doch drauf“, wütete Beef und schlug dabei mit der Faust auf den Tisch.

      „Uns bleibt gar keine andere Wahl“, lenkte Bird ein.

      „Ich entsende doch keine Bundesagenten für einen Grenzübertritt und lasse sie in einem anderen Land Outlaw-Biker spielen“, kochte Beef, wobei sich in seinem Kopf die Gedanken drehten, denn so ein Unternehmen erforderte ausreichende Logistik, Sicherheit und eine komplizierte rechtliche Absicherung. Es war schon schwierig genug, ein Überwachungsteam in Arizona zusammenzutrommeln, das die Agenten unterstützte und für ihre körperliche Unversehrtheit sorgte. Solch eine Task-Force für ein anderes Land aufzustellen, provozierte regelrecht Ärger und Probleme. Beef wollte auf gar keinen Fall die Kontrolle über die Mission verlieren oder das Risiko einer Enttarnung der Männer außerhalb der USA eingehen.

      „Das musst du nicht“, beruhigte ihn Bird. „Wir schicken Rudy und Pops.“

      Pops stellte nicht die perfekte Wahl dar, da nur fünf von insgesamt 170 Mitgliedern der Solos Weiße waren. Doch die Männer hatten nur wenige riskante Optionen. Südlich der Grenze durfte man Pops und Rudy nicht mehr überwachen. Die Kontrolle der Informanten war ein wichtiges Element, denn so etwas wie Vertrauen gab es einfach nicht. Beef stand kurz davor, diese Grundregel zu brechen, was ihm schon jetzt Gewissenbisse bereitete. Die Stimme des Vorgesetzten Gordon dröhnte noch in seinem Kopf: „Ich kann die Operation jederzeit abblasen.“

      „Wenn du bei dem Trip Scheiße baust, wirst du die Innenseite eines Gefängnisurinals auslecken!“, warnte er Rudy bei den Vorbereitungen. Diesen Informanten musste man ständig an seine Pflichten und die Verantwortung erinnern!

      „Denk noch nicht mal daran, mit denen zu fahren“, meinte Beef, den Finger auf Bird gerichtet. In den Augen des Operationsleiters zeigte sich die nackte Panik und Verzweiflung. Bird wusste, dass er sich momentan eine Antwort verkneifen musste, doch in einem kurzen, abgedrehten Moment dachte er an das Undenkbare. Wer würde es schon mitkriegen, wenn er mal kurz über die Grenze fuhr? Beef kannte Bird viel zu gut, wusste, dass sein Mann sich dieses Risiko zutraute und eine Exkursion nach Mexiko durchzöge. Und warum auch nicht? Wenn Bird sich schon als Biker ausgab, konnte er mit Sicherheit eine überzeugende Vorstellung bei den echten Solo Angeles hinlegen.

      Pops und Rudy erreichten am späten Nachmittag das in Tijuana gelegene Clubhaus der Solo Angeles. Das große freistehende Haus dominierte das Terrain. Ein angenehmer Geruch breitete sich über das Gelände aus. Außer Suzuki befand sich niemand im Gebäude. Der Typ trug einen Schwall schwarzen Haares, hatte einen überdimensionierten Kopf und kleine blutunterlaufene Augen, die die Neuankömmlinge wie Beute musterten. Er vermittelte den Eindruck einer Spinne in ihrem Netz. Totenstille breitete sich aus. Nach einigen Momenten kamen andere Member, ganz heiß auf die Versammlung, „Church“ genannt, und ein wenig neugierig auf die Mitglieder aus den Staaten. Eine wichtige Nacht stand bevor, denn angeblich wollten Mitglieder des Top Hatters Motorcycle Club den Solos beitreten, was bei den Bikern „Patching Over“ hieß. Nicht jedem gefiel es, dass hier Amis abhingen, denn es waren Außenseiter und sie hatten ihre Beiträge nicht gezahlt. Der Begriff Church stand in der Biker-Sprache für offizielle Versammlungen. Man erwartete von Mitgliedern, dass sie ihre Beiträge zahlten, an Versammlungen teilnahmen und an Geschäften des Clubs mitwirkten. Die Organisation verfügte über eine Satzung und feststehende Regeln. Oft bestimmten nicht die Verdienste auf den Straßen den Rang in der Hierarchie, sondern die allgemeinen Erfahrungen. Die „Predigt“ wurde auf Spanisch gehalten, einer Sprache, von der Pops kein Wort verstand.

      Danach verdonnerte Suzuki Rudy für die Erlaubnis, ein Nomad Chapter in Arizona zu gründen, zu einer Zahlung von 800 Dollar und belegte ihn aufgrund seiner 3-jährigen Fehlzeit mit einer Geldstrafe. Falls das Nomad Chapter den uneingeschränkten Segen von Suzuki „empfangen“ wollte, nötigte man Rudy dazu, eine Harley Davidson Evolution Sportster springen zu lassen. Dann wären sie quitt. Doch das Schlimmste kam noch! Pops verzog das Gesicht, als Suzuki ihnen den Befehl gab, monatlich einen Repräsentanten nach Tijuana zu entsenden, um an der Church teilzunehmen СКАЧАТЬ