Smart Tourism – Share Economy im Tourismus. Martin Linne
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Название: Smart Tourism – Share Economy im Tourismus

Автор: Martin Linne

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежная публицистика

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isbn: 9783941817210

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СКАЧАТЬ gilt mein herzlicher Dank für die spontane Bereitschaft, sich dieses Themas ebenfalls anzunehmen, mit ihrer Expertise zu bereichern und für die anregende und konstruktive Kritik!

       Martin Linne

       Elmshorn, im Dezember 2013

      Ist Share Economy etwas gänzlich Neues? Gemeinschaftliche Nutzungen sind es nicht. Wir kennen zahlreiche Beispiele aus dem Wohnungsbau – Wohnungsbaugenossenschaften – aus der Landwirtschaft – Maschinenringe – aus dem Sport – z. B. der Tennisverein. Vereine, Genossenschaften, BGB-Gesellschaften sind altbekannte Formen, Güter und Besitz zu teilen und gemeinschaftlich zu nutzen. Das ist nichts Neues. Doch damit ist der neue Trend einer Share Economy auch nicht richtig beschrieben.

      Waschsalons, Leihbüchereien oder Secondhandläden1 treffen den Ansatz schon etwas besser. Hier liegt eine Geschäftsidee zugrunde, Kapazitäten, z. B. von Waschmaschinen, besser auszulasten und anderen Nutzern eine wirtschaftlich sinnvolle, weil günstigere, Alternative zum Privatbesitz oder zum Neukauf zu geben. Solche Angebote können privat (Mitfahrzentrale), privatwirtschaftlich (Waschsalon), öffentlich (Leihbücherei) oder über Non-Profit-Organisationen (Soziallkaufhaus) angeboten und finanziert werden. Auch das ist nicht neu; aber auch das ist noch nicht Share Economy, wie es derzeit verstanden wird.

      Der Ausgangspunkt der „neuen“ Share Economy ist das Internet.2 1984 hat bereits Martin L. Weitzmann die neuen Möglichkeiten des Teilens und Tauschens via Internet erörtert.3 In der Tat bietet das Internet stets Möglichkeiten an, Informationen zu „teilen“. Die Buttons, Zeitungsartikel, Bilder oder Produkte von bestimmten Internetseiten aus weiter zu empfehlen, werden z. B. mit „share“ also „teilen“ bezeichnet. Doch erst mit der Entwicklung der Smartphones und der Tablet PC’s erlebt das „Sharing“ einen neuen, äußerst dynamischen4 Entwicklungsschub. Diese technischen Innovationen haben dazu geführt, dass der Konsument ständig online ist und das Internet stets „bei sich hat“. Ein mühsames Einschalten und Hochfahren der Rechner entfällt, Barrieren sind gewichen, Dämme gebrochen.

      Das Netz ist immer und nahezu überall zugänglich geworden. Erst so können Informationen schnell übermittelt und abgerufen werden. Erst so ist es technisch möglich, einen PKW individuell zu teilen. Der Wagen kann abgestellt werden, wo es einem Nutzer passt und ein anderer Nutzer kann ihn genau dort abholen. Ein umständlicher Transfer des Wagens zu einer zentralen Ausleihstation kann dank des Informationsmanagements entfallen. Kosten können sinken. Das schnelle Informationsmanagement, das dieser individualisierte Prozess erfordert, ist mit dem Immer-Und-Überall-Netz erst möglich geworden. Erst so konnten z. B. Stadtautos oder Stadtteilautos ein rentables Dasein aufbauen.5

      Share Economy geht aber noch einen Schritt weiter als Unternehmen oder Vereine (wie z. B. bei Stadtteilautos), die ihre Geschäftsidee auf der zeitlich befristeten Vermietung aufbauen. Share Economy „kann jeder“. Jeder teilt mit jedem. Ich habe ein Segelboot, das ich nicht ständig alleine nutzen kann, also teile ich es. Das ist im Übrigen keine Innovation. Schon oft hat es „Kleinstfirmengründungen“ gegeben, um das eigene Boot durch die Vermietung finanzieren zu können.6

      Wie funktioniert nun Share Economy genau? Internet und mobile Endgeräte bilden den Rahmen, die technische Grundvoraussetzung.7 Ohne zeitnahe und individuelle Informationsübermittlung funktioniert der smarte Konsum nicht.

      Share Economy besteht aus drei wesentlichen Akteuren. Neben Anbieter und Nachfrager, die auf dem Markt als realem oder virtuellem Schauplatz miteinander agieren, ist bei der Share Economy ist der klassische Markt in Form eines Protalbetreibers institutionalisiert. Hier entsteht die (Geschäfts-) Idee, bestimmte Kapazitäten durch Teilen besser auszulasten. Der Portalbetreiber nutzt technische Möglichkeiten, um seine (Geschäfts-) Idee virtuell umzusetzen. Die Portale sind so aufgebaut, dass jeder seine eigenen Angebote dort ohne spezielle Softwarekenntnisse einstellen kann.

      Internet und mobile Endgeräte bilden den Rahmen

      Quelle: eigene Abbildung.

      Solche Such- und Tauschportale basieren darauf, Interessen von Sharing-Gebern und Sharing-Nehmern zu verbinden. Selbstverständlich sind Überschneidungen zwischen dem Portalbetreiber und Gebern bzw. Nehmern nicht selten, sie sind aber nicht zwingend erforderlich. Diese Portale finanzieren sich über die Einstellgebühren der Such- oder Tauschangebote.

      Share Economy funktioniert in zwei Richtungen. Der Austauschprozess kann vom Sharing-Geber angestoßen sein. Er will z. B. seine Wohnung während eines Urlaubsaufenthalts nicht ungenutzt lassen und Teile seiner Urlaubskosten bzw. seine „überflüssig“ gezahlte Miete kompensieren. Der Sharing-Geber bietet also seine überschüssige Kapazität in einem passenden Portal an. Der Prozess kann aber ebenso gut vom Sharing-Nehmer initiiert werden. Dieser sucht z. B. für einen spontanen Bedarf ein Auto. Diesen Bedarf kann er über eine Leihwagenfirma decken oder eben über ein Sharing-Portal, in das Privatpersonen Ihren PKW eingestellt haben.

      Eine Weiterentwicklung stellen die Vermittlungsportale dar. Auch hier werden Anbieter und Nachfrager zusammengeführt. Im Vordergrund steht dabei nicht der direkte Tausch einer Sache (z. B. Wohnung). Zweck ist hier vielmehr das Teilen, also eine zeitweise Vermietung z. B. einer Wohnung oder eines Autos. Diese Vermittlungsportale finanzieren sich i. d. R. über Provisionen, also einen Anteil an den erzielten Erlösen.

      Zwischen Such- und Tauschportalen und den Vermittlungsportalen bestehen Unterschiede. Diese werden ausführlich in Kapitel 6 aus juristischer Sicht dargestellt.

      Teilen ist nichts Neues, immer schon war es Teil des menschlichen Zusammenlebens. Wie selbstverständlich nutzte man früher alles zum Leben Benötigte im Familienverband, in der Nachbar- und Dorfgemeinschaft gemeinsam. Familienmitglieder versammelten sich zum kollektiven Fernsehen vor dem „modernen Lagerfeuer“, Wäsche wurde in Gemeinschaftswaschküchen oder Waschsalons gewaschen und öffentliche Badeanstalten machten das fehlende private Badezimmer wett. Seitdem Mitte des letzten Jahrhunderts die Ausstattung der deutschen Haushalte mit Fernsehgeräten, Waschmaschinen und sonstigen Gebrauchsgegenständen stieg, haftet dem aus der Not geborenen Teilen der Hauch der Bedürftigkeit an. Erst mit zunehmendem Wohlstand und erschwinglicheren Gütern verschwand das selbstverständliche Teilen aus dem Alltagsleben.

      Heute kehren Praktiken des gemeinschaftlichen Konsums – vom Teilen über das Ausleihen, Tauschen, Wiederverwenden bis hin zum Schenken – in unser Leben zurück. Mehr und mehr Menschen stellen – vollkommen freiwillig – ihr Hab und Gut anderen zur Verfügung. Dabei ist dieses Wiederaufleben des gemeinschaftlichen Konsumierens keineswegs Konsequenz einer Lebensweise, in der Menschen das bescheidene, entbehrungsreiche Leben für sich entdeckt haben. Der durch Teilen ermöglichte Zugang zu allen erdenklichen materiellen und immateriellen Vermögensgütern ist vielmehr Ausdruck, dass Konsum in unserer Gesellschaft auf dem Weg ist, völlig neue Formen anzunehmen. Denn anders als das notgedrungene Teilen vergangener Tage geht es beim heutigen „Sharing“ nicht um das Überwinden von Knappheit, sondern – ganz im Gegenteil – um die Umverteilung des Überflusses.

      Dabei unterscheiden sich die Modelle der Share Economy vom herkömmlichen Teilen zwischen Familienmitgliedern, Freunden und Nachbarn durch eine komplexe Planung, eine veränderte Organisation von Prozessen und vor allem durch die Reichweite. Die modernen Netzwerktechnologien heben das Teilen СКАЧАТЬ