Название: Knall 2
Автор: Harald Kiwull
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Lindemanns
isbn: 9783963080265
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Innerhalb recht kurzer Zeit machte er seinem Namen alle Ehre und half mir. Stabilisierte mich und schaffte es, abgesehen von gelegentlichen Rückfällen, die traumatischen Erinnerungen in normale umzuwandeln.
Als ich ihm damals zu Beginn der Behandlung erzählte, ich wolle mir zu meiner Beruhigung auch eine Pistole anschaffen, meinte er, das sei zwar nicht gerade eine übliche Therapiemaßnahme, aber wenn es mir helfen würde ...
Ein befreundeter Rechtsanwalt vermittelte mir dann die Walther PPK von einem seiner Bekannten, der sein Waffenarsenal verkleinern wollte.
Anfangs führte ich die Pistole ständig mit mir herum, später bewahrte ich sie nur noch in der Wohnung auf. Jedenfalls war es tatsächlich so, dass ich mich mit ihr viel entspannter, sicherer und selbstbewusster fühlte.
Das erinnerte mich damals an einen gewissen Franz, der immer zwei Fünfhunderteuroscheine, früher einen Tausendmarkschein, in einem Geheimfach seines Geldbeutels mit sich herumtrug, ohne sie auszugeben. Er fühlte sich damit sehr von sich überzeugt und stark.
Derselbe, ein Autobastler, baute übrigens auch seinen Ehering als Unterlegscheibe in einen alten Sportwagen ein. Wobei mir unklar blieb, ob das eine auf der psychischen Ebene vielleicht etwas mit dem anderen zu tun haben könnte.
Es gibt schon merkwürdige Menschen, dachte ich. Wahrscheinlich gehöre ich auch dazu.
Ich durchbohrte Nielsen mit meinen Blicken. „Ja, ich habe eine Schusswaffe. Eine Walther PPK. Sie befindet sich im Safe in meiner Wohnung in Ettlingen.“ Ich schwieg einen Augenblick. „Ich habe natürlich auch einen Waffenschein. In meinem Safe ruht die Walther sicher und gut!“ Ich stand auf, ging zur Tür und wollte den Raum verlassen. „Die Zeugen warten!“
„Halt!“, riefen Kupfer und Nielsen wie aus einem Mund und sehr laut. „Bleiben Sie, wir sind noch nicht fertig“, setzte der Präsident etwas leiser hinzu.
Erschrocken blieb ich an der Tür stehen.
Zum ersten Mal schaltete sich jetzt Haken ein. Er stand auf, kam herüber und legte mir eine Hand freundschaftlich auf die Schulter. „Setzen Sie sich wieder. Ich werde Ihnen sagen, worum es geht.“
„Als Sie damals die Pistole gekauft haben, baten Sie mich darum, sie zu überprüfen.“ Er sah mich an. „Sie wollten sicher sein, dass die Waffe nicht eine unrühmliche Vergangenheit hat. Sie kannten den Verkäufer nicht, weil Ihnen die Waffe vermittelt wurde.“
„Stimmt“, antwortete ich ihm. „Und Sie haben mir dann mitgeteilt, sie sei sauber.“
Haken zögerte einen Augenblick. „Ja schon, das stimmt.“ Er machte eine Handbewegung zu Nielsen, der sich einmischen wollte.
„Ich habe die Waffe damals zum Landeskriminalamt gegeben. Dort ist ein Schuss aus der Waffe abgegeben und die Patrone und auch die Hülse überprüft worden. Die Schartenlinien der Projektile sind wie ein Fingerabdruck, also vollkommen eindeutig. Vergleichsabdrücke waren nicht vorhanden. Also konnte ich Sie beruhigen.“
Er zögerte einen Augenblick. „Das Ergebnis des Beschusses wurde, wie bei allen Waffen, die überprüft werden, im Computer des Landeskriminalamtes gespeichert.“
Er hielt wieder inne, sah mir dann fest in die Augen und wählte sorgfältig seine Worte. „Nach einer vorläufigen Überprüfung ist Ihre Waffe bei dem Raubüberfall auf die Sparkasse in Stade am letzten Freitag gegen Mittag verwendet worden.“
Nach einem kurzen Moment sprach er weiter: „Und damit ist auch auf Felix Tobaben geschossen worden.“
Ich merkte, wie sich mein Inneres zusammenkrampfte. Entsetzt starrte ich Haken an, fasste mir unwillkürlich an die Herzgegend, atmete ruckartig ein und klammerte mich an meinen Stuhl.
„Die Sachverständigen für Gerichtsballistik sind allerdings im Augenblick total überlastet“, setzte Haken fort. „Das endgültige Ergebnis wird noch etwas auf sich warten lassen.“
Ich vermochte kein Wort hervorzubringen, saß wie erstarrt.
Alle drei sahen mich schweigend an. Schließlich neigte sich Nielsen fast freundlich zu mir. „Und deswegen bin ich hier.“ Kupfer kam zu mir herüber und legte mir die Hand auf die Schulter. „Wir müssen das aufklären. Schließlich bin ich als Präsident ja auch in die Sache verwickelt. Ich bin doch für alles im Landgericht irgendwie verantwortlich.“
Dieser, wie ich fand, höchst unpassende Satz brachte mich wieder in die Wirklichkeit zurück.
Ich stand auf. „Meine Walther PPK befindet sich bei mir in der Wohnung im Safe. Ich habe sie vor ein paar Wochen noch dort gesehen, als ich meine Kreditkarte herausgenommen habe. Das lässt sich schnell überprüfen.“
„Und, wo bewahren Sie den Schlüssel für den Safe auf?“, fragte mich Nielsen mit energischer Stimme.
„Einen Schlüssel habe ich im Gericht, in meinem Büro. Zusammen mit einem Hausschlüssel. Zu meiner Sicherheit. Für alle Fälle“, wandte ich mich an Kupfer. „Den zweiten Schlüssel für den Safe habe ich zu Hause in einem Versteck.“
„Dann sollten wir schleunigst klären, dass alle Verdächtigungen Unsinn sind“, brach es aus Haken hervor, der aufsprang. „Zuerst ins Büro“, er nahm mich am Arm und zog mich zur Tür.
Kupfer und Nielsen erhoben sich ebenfalls energisch, und wir marschierten an der uns mit großen Augen nachblickenden Sekretärin vorbei auf den Flur.
Offenbar hatte sich in Windeseile herumgesprochen, dass die Verhandlung von Knall geplatzt war, die Polizei mit im Spiel sei und unerklärliche und aufregende Dinge im Büro des Präsidenten vor sich gingen. Auf dem Gang vor seinem Büro, der sonst um diese Zeit mehr oder weniger menschenleer ist, drückten sich diverse Gerichtsangehörige aus unterschiedlichen Hierarchieebenen in unauffälligen Gesprächen herum. Im Seitenflur stemmte Frau von Hühnlein im Gespräch mit drei Kollegen, wie es ihrer etwas eigenwilligen Angewohnheit entsprach, das rechte Bein wieder einmal angewinkelt nach hinten an die Korridorwand. Aber trotz ihres unrichterlich kurzen Rockes war die tuschelnde Aufmerksamkeit ihrer Gesprächspartner beim Erscheinen der Gruppe dieses Mal sofort auf uns gerichtet.
In meinem Büro stellten sich meine drei Begleiter schweigend nebeneinander an die Wand rechts neben der Tür. Ich setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl und wedelte mit der Hand zu drei um einen kleinen Tisch verteilten Stühle auf der Gegenseite hinüber, was aber von meiner Eskorte missachtet wurde.
Ich zog die oberste rechte Schublade auf und wühlte darin herum. „Ich habe sie in einem kleinen Pappkästchen. Waren mal Visitenkarten drin“, richtete ich mich an die drei. „Ich habe die Schlüssel natürlich ewig nicht benutzt, weil ich den für die Wohnung ständig bei mir habe. Und einen Schlüssel für den Safe habe ich ja zu Hause.“ Die Mannschaft blickte mich nur schweigend an.
Ich setzte die Suche nach dem Karton in den Schubladen darunter СКАЧАТЬ