Название: Zanderblut
Автор: Wolfgang Wiesmann
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Kommissarin Fey Amber
isbn: 9783942672627
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Für Pastevka waren Michalzeks Bemerkungen über ihre frühe politische Vergangenheit überraschend gekommen. Woher wusste er das? Sie hatte nie über ihre Bekanntschaft mit Rudi Dutschke gesprochen, allerdings gab es eine alte Tagesschau Reportage, wo sie in der vordersten Reihe neben Dutschke eine Demonstration anführte.
„Herr Michalzek, wie man hört, sind Sie Mitglied der SPD. Ihr Schröder hat mit Joschka Fischer gemeinsame Sache gemacht und Weggefährte Cohn-Bendit langweilt heute Talkshowgäste. Kommen auch Sie in 2018 an! Es war alles halb so schlimm.“
„Papperlapapp. Sie haben die Sinnlosigkeit Ihrer Aktionen von damals nicht verdaut und moralisieren stattdessen heute an traditionellen Gepflogenheiten herum. Das Aushängeschild ‚Tierschützerin‘ steht Ihnen nicht, denn sonst würden Sie Hühner aus Käfigen befreien. Wir fischen nach den Regeln des Deutschen Tierschutzbundes und lehnen Ihren Vorschlag ab. Und wenn wir mal einen Pokal verteilen, dann heißt das nicht, dass wir um die Wette fischen, sondern ein Mitglied für seinen Sportsgeist ehren.“
Haverkamp verzog das Gesicht und drehte seinen Kopf zur Seite, damit Michalzek nicht sehen konnte, wie ihn die Situation ankotzte. Der Verein musste in dieser schwierigen Zeit zusammenhalten. Das verdonnerte ihn jetzt zum Schweigen, aber er würde Michalzek nicht verzeihen, wie er ihn hier übergangen hatte. Er musste ihm unbedingt einen Denkzettel verpassen, sonst würde der Alte weiter den Vorstand manipulieren wollen.
Pastevka verdrehte die Augen, blieb stoisch in ihrer Haltung und gab sich keineswegs geschlagen.
„Ich werde mich persönlich für eine Lösung einsetzen, die dem Angelverein Steine in den Weg legen wird. Politisch wie menschlich hat mich dieses Gespräch enttäuscht.“
Sie stand abrupt auf, wobei sie den Stuhl mit den Kniekehlen nach hinten über den Holzfußboden schob, knöpfte sich den Mantel zu und verließ mit energischen Schritten den Schankraum. Ein Sturm im Wasserglas. Im Grunde war nichts passiert, aber man wollte die Zahl der Widersacher im Rat möglichst klein halten. Schlimmer war, dass die Machtverteilung unter den Männern eindeutig zu Gunsten von Michalzek ausgefallen war. Das hinterließ einen faden Beigeschmack. Der Wirt kam mit zwei frisch gezapften Pils und stellte die Gläser vor Haverkamp und Teltrup auf den Tisch. Michalzek leerte seinen Krug mit kräftigen Schlucken und bestellte einen neuen. Wirt Beckmann hatte eine Frage.
„Was war denn nun mit dieser Konferenzschaltung? Das hab ich nicht verstanden.“
Haverkamp brauchte ein Ventil, um seine Aggression gegen Michalzek im Zaum zu halten und übernahm das Wort.
„Die vom Dülmener Verein befanden sich in ihrem Klubhaus und wir in unserem. Dann war da die Chefin der Sandwerke Haltern zugeschaltet und ein Herr Dr. Ritter, der Vorstandsvorsitzende der Sandwerke Nord-Süd GmbH. Der hatte seine Kamera in seiner Villa in der Schweiz stehen. Alle vier Parteien konnten miteinander reden und sahen sich auf den Bildschirmen.“ Beckmann grinste.
„Das bringt mich auf eine ganz andere Idee. Was haltet ihr davon, wenn ihr eine Kamera an eurem Vereinsteich installiert und wir übertragen hier auf dem Fernseher, was ihr fangt? Angeln live. Sagt bloß nicht, ich ginge nicht mit der Zeit.“
Haverkamp ging nicht auf Beckmanns Vorschlag ein, stattdessen wurde er immer ungeduldiger. Er wollte Michalzek keine Gelegenheit bieten, in Sachen Baggersee erneut das Wort zu führen.
„Du wolltest wissen, wie das Gespräch lief. Wir hatten Dr. Ritter bereits schriftlich unsere Pläne eingereicht. Ich denke, dass wir einen guten Eindruck gemacht haben. Natürlich kenne ich den Plan der Dülmener nicht. Es bleibt also weiter spannend.“
„Was ist mit meinem Bier?“, brummte Michalzek. Beckmann schlurfte davon und Michalzek kommentierte die Konferenzschaltung auf seine Weise.
„Der Dülmener Vorsitzende war ziemlich nervös, hatte Schiss vor der Kamera. Die waren viel zu kleinlaut. Du musst durch Allwissenheit bestechen. Nach vorne preschen und die anderen abhängen. Es kommt nicht darauf an, was, sondern wie du es verkaufst.“
Haverkamp wusste, dass es einige gestandene Kollegen im Verein gab, die Michalzek nach dem Mund redeten, die seinen arroganten Führungsstil mochten. Haverkamp wollte den Verein dagegen demokratisch führen. Michalzek würde ihm das als Schwäche auslegen und einen Keil zwischen die Mitglieder treiben. Er musste jetzt handeln und ihm das Maul stopfen.
Beckmann kam mit dem Bier zurück und reichte Haverkamp ein schnurloses Telefon.
„Da ist jemand von eurem Klubhaus. Keine Ahnung, warum die bei mir anrufen.“
„Ich hab mein Handy vergessen“, sagte Haverkamp gereizt und nahm das Gespräch an. Er stellte ein paar Fragen, wurde immer hektischer und beendete den Anruf mit der Ankündigung, in wenigen Minuten am Vereinshaus zu erscheinen. Teltrup war neugierig.
„Was ist passiert? Soll ich mitkommen?“
„Ja, besser du kommst mit. Einer aus der Jugend hat einen Karpfen gefangen und der hatte etwas um den Bauch gewickelt. Ein feinmaschiges Netzteil. Darin befand sich ein Plastiktütchen mit langen schwarzen Haaren.“
3 Spuk
Mani Kempinski vom Dülmener Angelsportverein stand ratlos vor seinem Fang. Er hatte einen Karpfen mit Schmuck in der Flosse aus dem See geholt und nun setzte sich langsam der Gedanke durch, dass es nicht der einzige Fisch sein würde. Warum sollte er ausgerechnet den einen gefangen haben? Kempinski argwöhnte, ob sich jemand einen bösen Scherz erlaubt hatte, aber kam zu dem Schluss, dass es sich auch um eine Verschwörung handeln könnte. Feindliche Artgenossen fuhren eine Attacke gegen den Verein. Würde das öffentlich, wäre das die größte Lachnummer. Er musste Pörschke von seinem Fund unterrichten und rief ihn an.
Minuten später rauschte Pörschke mit seinem Land Rover an und eilte zu Mani Kempinski an den Teich. Noch Schritte entfernt rief er ihm zu: „Du hast mich hoffentlich nicht verarscht!“ Kempinski saß breitbeinig auf seinem Klappstuhl, im Mund eine Zigarette und in der Hand die Bierflasche. Dann sah Pörschke den Rubin in der Rückenflosse des toten Karpfens stecken.
„Und den hast du so gefangen, wie er da liegt?“ Pörschke wechselte Blicke zwischen Kempinski und dem Fisch. „Hör zu, Mani! Wir sind nicht immer einer Meinung, aber wenn du mich hier täuschen willst, werde ich auf der nächsten Versammlung deinen Ausschluss aus dem Verein beantragen. Und glaube nicht, dass die von Haltern einen solch hinterfotzigen Kandidaten in ihren Reihen haben wollen.“
Kempinski blieb gelassen.
„Begreifst du nicht, was hier los ist? Beim Abangeln morgen werden wir noch mehr davon fangen. Das war nicht der Einzige. Da draußen schwimmen mindestens vierhundert Karpfen rum, warum sollte ich ausgerechnet den mit dem Schmuck gefangen haben? Wir sollten das Abangeln absagen und die Sache –“
„Du spinnst“, fiel Pörschke ihm ins Wort. „Absagen! Kommt überhaupt nicht infrage. Wir müssen uns was СКАЧАТЬ