Slumlords. Alexander Broicher
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Название: Slumlords

Автор: Alexander Broicher

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783947373130

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СКАЧАТЬ wieder los!« Es regte meinen Vater auf.

      »Ich halte das nicht mehr aus!«

      »Einen alten Baum verpflanzt man nicht!«, bellte er zurück.

      Womit er nicht nur sich meinte, sondern zwei alte Jugendfreunde, die hier auch seit über 40 Jahren wohnten. Mit denen er sich zum Skat und zum Saufen traf. Oder zum Reden über die alten Zeiten, als sie zusammen eine kleine Gang waren, die in der Nähe immer Klauen gingen. In Supermärkten und in Klamottenläden.

      Ich hätte meine Mutter sofort mitnehmen und bei mir unterbringen können, nur leider war meine Küche eine Backstube für Kokain. Und Mama würde niemals meinen Vater unversorgt zurücklassen, denn er war nahezu unfähig, etwas anderes als Tütensuppe zu kochen, Wäsche zu waschen oder die Bude turnusmäßig zu reinigen. Er hing an diesem versifften Ghetto wie ein Junkie an der dreckigen Nadel. Ihn hier wegzubewegen wäre für ihn wie ein Alkoholentzug. Mit einer stinknormalen Bude in einem ruhigen Viertel brauchte ich ihn nicht zu ködern, da musste ich schon kistenweise Champagner auffahren, um den trägen Sack von WhiskyCola runter zu kriegen. Seinem geliebten Arme-Leute-Gesöff. Doch bevor meine Mutter hier vor die Hunde ging, spendierte ich ihr lieber einen Monat in einem Luxushotel in der Innenstadt. Um Zeit zu gewinnen, in der ich ein cooles Apartment für meine Eltern anmieten konnte. Was mich scheiße viel Kohle kosten würde. Meine Eltern. Hakan. Die Inkasso-Schläger. Julia. Mein Lifestyle. Frankfurt verschlang immer nur Geld, Geld, Geld.

      6

      Ein gewohnheitsmäßiger Kokser zog eine Line in etwa einer Sekunde in seinen Schädel. Das war exakt die Zeit, die ein Trading-Computer der Investmentbanker brauchte, um fünfzig geschäftliche Transaktionen hintereinander durchzuführen. Eine fucking Sekunde! Hochfrequenzhandel war ein Business voll auf Speed. Es klang so unmenschlich wie mein Handy, das mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf schepperte. Fuck! Ich hatte vergessen, es auszumachen. Bestimmt meinte ein überspannter Yuppie, ich würde für eine Nase jetzt quer durch die Stadt zu ihm fahren, damit er sich was reinfegen kann. Einfach ausschalten war kacke, also ging ich ran.

      »Ich habe sie«, erklärte mir Hakan atemlos.

      »Was? Die Kohle?«, murmelte ich verpennt.

      »Die Adresse«, keuchte er. »Von der Society-Nutte.«

      Luisa Strahlenberg. Shit. Er machte also ernst. »Hör zu, diese zwei Deutsch-Russen haben mich besucht«, versuchte ich, ihn von seinem Film abzulenken. »Nette Leute. Die haben mir 500 für dich geboten.«

      »Hast du einen Keller?«

      »Unten im Haus. Wo sich so ein Keller eben meistens befindet.«

      »Nee, Mann. Ich brauche ein leer stehendes Gebäude, wo ich die Frau verstecken kann, bis die Millionen fließen.«

      »Hakan«, ich versuchte es auf die Freundschaftliche, »Entführer werden fast immer bei der Geldübergabe geschnappt. Oder die bauen dir einen Sender in die Tasche ein und orten dich.«

      »Du hast Recht«, sagte er. »Man wird fast immer geschnappt. Aber eben nicht immer.« Dann legte er auf.

      Dies war genau das Problem mit den Dauerkoksern, dass sie einen Tunnelblick kriegten und einen obendrein mit reinzogen in eine geplante Entführung. Und das bloß, weil man einem alten Kumpel helfen wollte. Der mich wahrscheinlich in seiner beschissenen Lage für ein paar Gramm Kokain verraten und verkaufen würde.

      Das kühl eingerichtete Café »Dow Jones« war gegen elf Uhr noch leer. In gut einer Stunde würden die Banker zum Mittagstisch einfallen, dann wollte ich weg sein. Ich bestellte das französische Frühstück Deluxe und nahm mir ein Fashion Magazine, das im Zeitschriftenregal stand. Hundert Seiten bunter Bilder mit Girls und Boys und Mode. Es erinnerte mich, der Controllerin eine SMS zu schicken. Julia antwortete nach ein paar Minuten, dass sie sich auf heute Abend freue. Ich hatte bei einem Italiener einen Tisch reserviert. Italien war ihr Lieblingsland. Sie hatte sogar mal einen Sprachkurs gemacht. Meine Kenntnisse waren da eher begrenzt: Pasta. Amore. Ficki-ficki.

      Dann rief Harro an. Er wollte am Freitag einen Tisch für drei Personen in der Bar reservieren. Ganz offiziell. Bedeutete, er würde vorbeikommen und drei Gramm abholen. Ich schätzte vorausschauende Kunden. Und Harro machte bei mir einen stabilen Jahresumsatz. Bestimmt 7000. Schon deshalb hatte ich kein Interesse daran, dass mir Hakan mit einer Amokaktion dazwischenfunkte. Es würde mich einen äußerst solventen Stammkunden kosten, wenn Harro ein fettes Lösegeld abdrücken musste, statt davon mein Kokain zu kaufen. Allmählich wurde Hakans Zustand geschäftsschädigend. Vielleicht sollte ich Harro einen versteckten Hinweis geben, dass Gerüchte im Umlauf waren, dass eine reiche Frau aus der Frankfurter Society entführt werden sollte? Aber dann würde er mich so lange aushorchen, bis ich Namen nannte. Und Hakan wollte ich nicht anschwärzen. Er war eine arme Sau. Auf zwei Gramm am Tag. Aber ich konnte ihn auch nicht einfach so machen lassen. Ich holte die Visitenkarte der Geldeintreiber aus dem Handschuhfach und blickte einen Moment auf die Handynummer. Dann verwarf ich den Gedanken, legte sie wieder zurück und schlug die Klappe zu.

      Frauen wie Julia fühlten sich im Umfeld von Geld und Erfolg am wohlsten, also hatte ich ein Restaurant ausgesucht, in dem es vor erfolgreichen Wichsern und ihren Tussies nur so wimmelte. Um äußerlich mithalten zu können, hatte ich meinen besten Anzug an. Dunkelgrau, eng geschnittenen. Prada. 1300 Euro. Dazu ein Hemd von Boss. Unterhosen von Calvin Klein mit fettem Schriftzug am Bund. Parfüm von Chanel. Socken von Fila. Schwarze Schuhe von einem englischen Label. Und ich würde für uns den teuersten Wein der Karte bringen lassen. Das musste Julia beeindrucken.

      Ich holte sie mit meinem SUV ab und kutschierte mein sexy Date zum »Mondo«. Ich wusste, dass sie schon immer mal hinwollte, es war der angesagteste High-End-Italiener der Stadt. Hier saßen sie alle rum: Die Fondsmanager, Venture Capitalists, Etat-Direktoren, Chief Executives, CFOs, Consultants, Kontakter, Headhunter, Business Angel, Sales Manager, Supervisor, General Manager, Vice Presidents, Heads of Strategy, Chairmen und Broker. Frauen waren meist nur als Dekoration mit am Tisch. Nicht so bei mir. Meine künstliche Blondine hatte eine eigene Karriere. Sie trug ein recht auffälliges Mintgrün als Abendkleid, das ihr einladend eng am Körper klebte. Ich stand gar nicht so auf Kurzhaarige, aber zu Julia passte es exorbitant. Allerdings hatte sie für eine Lady ganz schön kräftige Hände. Der Nagellack war farblich auf ihre Garderobe abgestimmt. Der Lippenstift hingegen war knallrot. Hoffentlich war er kussecht. Ich hatte keine Lust auf Schmierspuren an meiner Vorhaut.

      Julia blickte sich dauernd möglichst unauffällig um, ob sie hier einen Prominenten oder zumindest eine Lokalgröße entdeckte. Gleichzeitig bemühte sie sich mir den Eindruck zu vermitteln, mit ihrer Aufmerksamkeit bei meinen Gesprächsthemen zu sein: den sechs Staffeln »Breaking Bad« auf DVD, dem Frankfurter Nachtleben, dem Komfort meines amerikanischen Geländewagens und ihrem atemberaubenden Kleid. Sie bedankte sich für das Kompliment mit einem Top-Lächeln ihrer gebleachten Zähne.

      »Ich stamme aus Thüringen«, erzählte sie mir. Wir stießen an.

      »Weißt du, wie man Mädchen aus der Region nennt?«, stellte sie mir nach dem Schluck Sancerre eine Quizfrage. »Puffbohnen!«, kicherte sie.

      Ich lächelte die Zugereiste aus dem Nachbarland höflich an. »Und was verschlägt eine Puffbohne nach Frankfurt?«

      »Die Männer! Bei uns laufen doch nur Arbeitslose rum.«

      Okay, das konnte man ihr nicht verübeln. Frauen hatten nun mal keinen Bock, ihre Kerle dauerhaft finanziell durchzufüttern. Aber mir gefiel an Julia auch, dass sie ihr eigenes Geld verdiente.

      »Ich mag Frauen wie СКАЧАТЬ