Название: Zombie Zone Germany: Auf Sendung
Автор: Hanna Nolden
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Zombie Zone Germany
isbn: 9783958693975
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»Hast du das Handy?«, wollte Nikki nach einem kurzen Gruß in den Raum wissen.
Vier andere Personen hielten sich derzeit im Zimmer auf; die Gemeinschaftshäuser waren so etwas wie der soziale Treffpunkt für die Lebenden. Hier hielt man das Kaffeekränzchen ab, auch wenn Kaffee mittlerweile knapp geworden war.
Zwei Frauen unterhielten sich am Fenster, ein Mann blätterte in einer Zeitschrift, die schon seit zwei Jahren nicht mehr aktuell war, und ein weiterer schraubte an irgendetwas herum, dem Sam keine nähere Beachtung schenkte.
Im Lager hatten sie sich zu einer Zweckgemeinschaft zusammengefunden, aber engen Kontakt hatte er nur zu Nikki geknüpft. Man brauchte irgendjemanden, vermutete er.
Er zog das Handy aus der Hosentasche, in der er es verstaut hatte, und ging zu der kleinen Anrichte direkt neben einer der Steckdosen, wo er das Ladekabel aufbewahrte. Er schloss das Smartphone ans Stromnetzwerk an. Schon nach ein paar Sekunden vibrierte es sanft in seiner Hand und der Bildschirm leuchtete auf. Der Hintergrund war in neutralem Blau gehalten. Es wäre ihm falsch vorgekommen, ein Foto aus glücklicheren Zeiten zu verwenden, wenn es inzwischen nur noch Untote zu fotografieren gab.
Er kniete auf dem Boden, und neben ihm hatte Nikki sich in einem eleganten Schneidersitz niedergelassen. Sie wirkte ruhig und gelassen, aber er konnte die leichte Anspannung in ihren Schultern sehen. Selbst in der Sicherheit des Lagers war ihr Körper in ständiger Bereitschaft, augenblicklich die Flucht anzutreten. Sam selbst konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal richtig locker gewesen war. Eine ausgiebige Massage stand bei ihm auf Platz zwei seiner derzeitigen Wunschliste.
Gemeinsam beobachteten sie, wie sein Daumen den Code eingab und das Netzwerk auswählte. Natürlich war alles um sie her nach und nach zusammengebrochen, das Internet genauso wie das Fernsehen und Radio. Doch so nah an der Grenze drang ein schwaches Signal zu ihnen durch, übermittelt von ihren unerbittlichen Bewachern auf der anderen Seite, die den ganzen Tag im Netz surfen und mit Freunden chatten konnten, die alle noch lebten.
Natürlich war der Zugang verschlüsselt, aber selbst ohne technische Ausrüstung war es ein Leichtes für Sam gewesen, sich in das Netzwerk zu hacken. Für irgendwas musste ein Informatikstudium ja schließlich gut sein, auch wenn die IT-Branche in Deutschland sich derzeit eher totlief.
»Wir sind drin«, verkündete er, als sein Handy ihm mitteilte, dass er nun Internetzugang hatte.
»Verschwendet ihr Gören schon wieder unseren Strom?«, rief der Mann mit der Zeitschrift zu ihnen hinüber.
Kurz sah Sam von seinem Handy auf und verdrehte die Augen.
Der Mann hieß Gerhard. Er war seit ungefähr hundert Jahren Rentner und hatte die Zombies nur überlebt, weil er sich sehr gut auf den Dritten Weltkrieg vorbereitet hatte. Er wohnte nur zwei Häuser weiter und las derzeit entweder einen Artikel über das britische Königshaus oder Diättipps für Frauen über vierzig.
»Wir verschwenden ihn nicht«, stellte er klar und loggte sich in seinen Social Media Account ein.
Er klickte auf das kleine Zeichen, das ihm anbot, ein Bild hochzuladen.
Eilig scrollte er durch die Fotos, die Nikki heute von ihm geschossen hatte.
Während sie ihm über die Schulter blickte, wählte er eines, auf dem er den Spaten sehr dramatisch erhoben hielt; ein weiteres, auf dem die Gedärme des Untoten eindrucksvoll zur Geltung kamen; und ein letztes mit der Großaufnahme des verwesten Gesichts seines Angreifers.
Er fand, die Bilder hatten Stil und sahen aus wie aus einem ordentlichen, nicht ganz so billig produzierten Horrorfilm.
Jedes einzelne versah er mit #ZombieZoneGermany. Es war der Hashtag, der sie berühmt gemacht hatte. Seines Wissens nach postete niemand sonst Bilder, die tatsächlich echt waren. Nikki und Sam hatten nicht bloß eine Menge eingeschworener Fans, sondern auch eine beträchtliche Zahl Laufkundschaft von Neugierigen. Sie waren jetzt jemand; sie existierten. Sie lebten noch, und die Welt sah ihnen dabei zu.
»Wir leisten hier einen wichtigen Dienst an der Menschheit«, erklärte Sam beleidigt. »Es ist wichtig, die Leute aufzuklären. Es ist wichtig, dass wir mit der Außenwelt in Kontakt treten.«
Er sagte das für Gerhard, aber wahrscheinlich auch für sich selbst. Es war wichtig, eine Aufgabe zu haben. Es war wichtig, zu glauben, dass es einen Unterschied machte, ob man lebte oder starb. Denn wenn man einmal aufhörte, an diesen Unterschied zu glauben, war es vom Gehen zum Schlurfen nur noch ein kleiner Schritt.
Gerhard schnaubte abfällig.
»Warum tut ihr euch nicht mit dem neuen Spinner hier zusammen, dann könnt ihr euch alle drei im Dienst an der Menschheit fressen lassen.«
Erst jetzt sah Sam genauer zu dem Mann hinüber, der immer noch an irgendetwas zu basteln schien. Tatsächlich hatte er ihn hier noch nie zuvor gesehen; vermutlich gehörte er zu dem einstmals weißen Van draußen vor der Tür.
Er war ungefähr Mitte vierzig, hatte kurzes, dunkles Haar und eine kräftige Statur. Seine Kleidung sah aus, als wäre sie einmal sehr teuer gewesen und hätte dann aufgegeben. Alles an ihm schrie »Führungsebene«, von den Bartstoppeln am Kinn einmal abgesehen, die eine Rasur dringend ratsam erscheinen ließen.
Aber es war nicht der Mann selbst, der dafür sorgte, dass Sams Augen sich plötzlich weiteten. Beinahe benommen vor Andacht stand er auf und trat zu dem Neuankömmling hinüber.
In seiner Arbeit versunken versuchte der gerade, ein Stativ zu reparieren, das nur noch über zwei von drei Beinen verfügte. Offenbar hatte man eines amputieren müssen.
Daneben auf dem Boden lag eine wunderschöne, schwarze Fernsehkamera, die nicht den geringsten Kratzer aufwies. Auf den hellen Dielen schien sie beinahe zu glänzen.
»Was ... was machen Sie da?«, wollte Sam wissen.
Er wendete den Blick erst von der Kamera, als der Mann zu ihm aufsah und lächelte. Um seine Augenwinkel herum zeigten sich bereits viele Fältchen, und seine Stimme war ausgeglichen und tief.
»Nachrichten«, sagte er gelassen. »Ich mache Nachrichten, mein Junge.«
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