Truth about Lies. Aly Martinez
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Название: Truth about Lies

Автор: Aly Martinez

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Truth about Lies

isbn: 9783968160177

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      Mit nackten Füßen tapste ich über den abgenutzten Hartholzfußboden des kurzen Flurs. Es war nicht die absichtlich herbeigeführte Art von Abnutzung, die diese winzige Wohnung charmant und rustikal erscheinen lassen sollte, sondern eher die Art, die besagte, dass es mindestens drei Jahrzehnte her war, dass jemand diesen Bodenbelag mit etwas anderem als Verachtung behandelt hatte. Aber selbst eine Flasche Holzöl konnte keine Wunder wirken. Und in den zwölf Jahren, die ich hier lebte, hatte ich so ziemlich alles ausprobiert.

      Ich hielt meinen Bademantel mit einer Hand geschlossen und klopfte an die Tür des Mädchenzimmers. Sie hassten es, einen so kleinen Raum zu teilen, aber nachdem ich dem ständigen Gezänk und Streit in den letzten sechs Wochen zugehört hatte, war ich mir sicher, dass ich es noch mehr hasste. In einer Wohnung mit zwei Schlafzimmern und achtzig Quadratmetern waren unsere Schlafmöglichkeiten begrenzt.

      "Mädchen, steht auf! Ich habe verschlafen. Ihr werdet zu spät zur Schule kommen."

      Schweigen. Zum Teufel, war das nicht zwei Uhr morgens gewesen, als sie noch um einen Lockenstab kämpften?

      "River. Savannah. Auf. Jetzt! Ich kann euch heute Morgen nicht fahren, wenn ihr den Bus verpasst." Ich klopfte lauter an ihre Tür, aber mit dreizehn und sechzehn Jahren hätten sie auch weiterschlafen können, wenn ich mit einer Abrissbirne im Miley-Cyrus-Stil in ihr Zimmer gekracht wäre. "Mädchen! Kommt schon, Mädels! Ich habe keine Zeit für so was. Steht auf und zieht euch an!" Ich rüttelte an dem Türknauf und stellte fest, dass er sich in meiner Hand drehte.

      Panik stieg in mir auf und ich bekam eine Gänsehaut, als sich die Tür knarrend öffnete.

      Keine Sperre. Kein Riegel. Keine Kette.

      Nichts, um diese beiden unschuldigen Kinder vor den Monstern zu schützen, die um uns herum lauerten.

      Mein Herz krallte sich in meine Kehle, als ich in den Raum stürzte. Der Anblick von Rivers dunklem Haar, das sich über ihr Kissen ergoss, und ihrer Wange, die kaum unter ihrer gepunkteten Bettdecke hervorlugte, verdrängte vorübergehend meine Ängste.

      Die Matratze auf dem Boden neben ihrer war jedoch herzzerreißend leer.

      "Wo ist sie?", rief ich und riss River die Decke weg. Sie war wie ein Burrito eingewickelt und fiel zu Boden.

      "Jesus, Cora", klagte sie und rieb sich den Schlaf aus ihren großen, braunen Augen.

      Ich hockte mich vor sie hin und drückte ihr mit einer Hand die Backen zusammen. Ich zwang sie, mich anzusehen und wiederholte langsam: "Wo...ist...sie?"

      Ihre Augen richteten sich auf Savannahs Schlaflager, ein ähnlicher Schrecken, wie er auch mich ergriffen hatte, blitzte in ihrem Blick auf. "Ich... ich weiß es nicht."

      "Ist jemand reingekommen?"

      Sie schüttelte den Kopf.

      "Bist du sicher?"

      Sie klang eher wie ein Kind, so hatte sie sich seit Jahren nicht mehr angehört, und quietschte: "Ja. Glaubst du vielleicht, dass er..."

      Sie brauchte es nicht zu sagen. Was diesen Alptraum anging, war ich ihr weit voraus.

      Ich sog einen, wie ich hoffte, beruhigenden Atemzug ein und versuchte, mich auf die logischste Erklärung zu konzentrieren.

      Aber wir führten kein logisches Leben. Das Schreckliche und Außergewöhnliche war viel normaler als das Gewöhnliche.

      Savannah lebte seit sechs Wochen bei mir, aber es war nicht das erste Mal, dass sie sich hinausgeschlichen hatte. Und, Gott, ich betete, dass sie sich nur rausgeschlichen hatte.

      "Es wird alles gut", beruhigte ich River mit einer Lüge.

      Ihre langen, schwarzen Wimpern schlugen auf und ab, als sie nickte. "Sie hängt wahrscheinlich im ersten Stock rum."

      Toll. Jetzt beruhigte sie mich.

      Ich klopfte ihr auf die Wange und erhob mich. "Du ziehst dich an und ich werde sie suchen gehen. Pack eure beiden Lunchpakete ein. Okay?"

      "Ja", flüsterte sie, statt wie üblich zu streiten.

      Nach einem kurzen Halt, um die Gebäudeschlüssel aus dem feuerfesten Safe in meinem Schrank zu holen, ging ich zur Vordertür hinaus. Der kalte Beton war unangenehm unter meinen Füßen, als ich die Treppe hinunter marschierte. Ich hatte es erst in den zweiten Stock geschafft, als eines der neuen Mädchen, deren Namen ich mir noch nicht gemerkt hatte, versuchte, mich aufzuhalten.

      "Cora!"

      "Nicht jetzt", unterbrach ich sie.

      Sie lehnte sich über das Metallgeländer, als ich hinunterrannte. "In meinem Zimmer tropft Wasser von der Decke."

      Ich zuckte mit den Schultern. Das Gebäude war schon am Zerfallen so, wie es war; wir brauchten keine Flut, um den Prozess zu beschleunigen.

      "Ruf Hugo an!", antwortete ich, ohne langsamer zu werden.

      "Er ist damit beschäftigt, Kerris Klimaanlage zu reparieren."

      "Vergiss die Klimaanlage. Sofern Hugo dieses Gebäude nicht mit seinen bloßen Händen aufrecht hält, hat eine Überschwemmung Vorrang vor allem anderen."

      "Richtig", höhnte sie und verschwand.

      In meiner Eile, in den ersten Stock zu kommen, nahm ich eine Kurve zu eng und rammte mir das Geländer in die Seite. Selbst mit der Bräune, die ich dank einer Frühlingshitzewelle hatte, würde das einen höllisch blauen Fleck hinterlassen. Aber Schmerzen waren für mich nichts Neues. Blutergüsse leider auch nicht.

      "Cora!", rief Brittany, als ich an ihrer offenen Wohnungstür vorbeistürmte.

      "Nicht jetzt!", antwortete ich.

      Sie joggte, um mit mir Schritt zu halten. "Ava ist noch nicht zu Hause."

      Ich starrte zu der Wohnung am Ende des Flurs. "Dieser reiche lateinamerikanische Typ hat sie über Nacht mitgenommen.“

      "Was!", schrie sie. "Warum hat sie mir nichts gesagt?"

      Ich rollte mit den Augen. "Äh, weil der erwähnte reiche Typ dich vor ein paar Wochen über Nacht mitgenommen hatte und nicht noch einmal nach dir gefragt hat, als er Marcos gestern Abend eine E-Mail schickte.“

      "Diese verdammte Schlampe!"

      Ich blickte über meine Schulter und sah, wie sie stock-steif mit geschürzten Lippen in der Mitte des Außenflurs stand.

       Hervorragend.

      "Darüber reden wir später", sagte ich und hämmerte mit den Fäusten an die Tür von Apartment 108. Der Geruch von Gras, der aus der Ritze am Boden wehte, gab mir einen Hoffnungsschimmer. "Chrissy, mach auf!" Ich fummelte an meinem Schlüsselbund auf der Suche nach dem richtigen Schlüssel.

      Angela stolzierte aus ihrer Wohnung nebenan heraus und lehnte sich mit der Schulter an den Türpfosten. Sie war immer noch vollständig bekleidet, mit einem kaum vorhandenen Rock und einem bauchfreien Top.

      "Alles in Ordnung, Cora?", fragte sie.

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