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СКАЧАТЬ Sie parkten ihre Autos nicht weit entfernt von ihren Angelplätzen, ließen jedoch die Wagenfenster ausnahmslos offen. Gegenüber der Schleuse markierten einige kleine Hügel eine, aufgrund ihrer bescheidenen Höhe, nicht unüberwindbare Grenze. In der ganzen Gegend um uns herum gab es keine Häuser oder Gebäude irgendwelcher Art, Form oder anderer Nutzungsbestimmung. Ein paar Schritte weit vom Ufer des Kanals entfernt, auf der uns gegenüberliegenden Seite, erfüllte ein wilder Sturzbach die Luft mit dem Getöse seines rauschenden Wassers, das seinen Lauf stellenweise etwas änderte, wegen der großen Felsblöcke, die hier und da im Flussbett lagen. Die Blätter, die sich von den Zweigen der am Rand stehenden Bäume loslösten, schaukelten ein bisschen durch die Luft, fielen ins Wasser und wurden dann von der Strömung fortgerissen. Die Steine, mit eleganten, behenden und kreisenden Bewegungen umspült, lagen überrascht da, still und unfähig die Talfahrt der Blätter aufzuhalten oder auch nur zu verlangsamen. Welch ein Tanz!

      Es war früher Nachmittag, die Sonne stand hoch am Himmel und erwärmte die Luft, aber man spürte die Hitze nicht. Die Luftfeuchtigkeit war gering, trotz der Nähe zu dem Wasserlauf. Urs zeigte sein übliches, nettes Lächeln. Er forderte uns auf, es uns bequem zu machen und entschuldigte sich, dass er uns ein paar Minuten allein lassen musste, um den Aperitif zuzubereiten. Aus dem Innern des Hauses, durch das kleine, halb offene Fenster, kam das dumpfe Geräusch des Messers, mit dem Doris beim Schneiden von Käsewürfeln und in Gewürzöl getauchtem, geröstetem Brot, herumhantierte. Das Messer schien auf eine Arbeitsplatte aus Naturstein zu stoßen, und zwar in derartig regelmäßigen Abständen, dass man denken konnte, sie würden durch eine Maschine erzeugt und nicht durch einen menschlichen Arm. Meine Frau und ich sahen uns an und schwiegen. Wir fühlten uns ungeheuer schläfrig und entspannt. Nur zwei Stunden Aufenthalt an diesem Ort und wir hatten bereits die Verbindung zur Realität des Stadtlebens verloren, das uns kaum noch anzugehören schien.

      „Aber gibt es denn all das tatsächlich? Oder träume ich vielleicht?“, rief Sonia leise aus, möglicherweise, um nicht von den Besitzern gehört zu werden, die unsere Worte sowieso nicht verstanden hätten.

      „Es ist eine unglaubliche Wirklichkeit und ich hatte gedacht, es gäbe sie nicht mehr. Jetzt aber entfaltet sie sich hier vor unseren Augen, mit all seinen Einzelheiten. Dem ist nichts hinzuzufügen! Genießen wir es doch, mein Schatz. Alles und nur für uns!“ antwortete ich und hielt ihre Hände fest umspannt.

      Urs tauchte wieder auf, mit zwei Flaschen in der Hand, eine mit Weißwein und die andere, bereits geöffnete, mit einem eher dickflüssigen, tiefroten Wein. Er erklärte uns, dass es sich um einen Brombeerlikör handelte, der auf seinem Grund und Boden hergestellt wird, einen sehr hohen Alkoholgehalt hat und dass er gewöhnlich benutzt wurde, um andere Weine zu verschneiden, oder für Cocktails, Aperitifs oder Desserts. Auch dass er selten so getrunken wurde, wie er war, wegen seines leicht säuerlichen Geschmacks. Er goss circa einen Zentimeter dieses Likörs in die Gläser, füllte dann mit Weißwein auf, was ein Gemisch von einer ganz ähnlichen Farbe wie Roséwein ergab. Der beißende, aber sehr angenehme Geschmack bewahrte den Alkoholgehalt des Likörs fast unverändert, nur etwas abgemildert durch den merklich ausgewogeneren Geschmack des Weißweins. Doris kam aus dem Haus und trug triumphierend eine Platte mit Käsesnacks auf Brot, die sie vor ein paar Minuten zubereitet hatte. Nach den üblichen guten Wünschen begannen wir von allem zu kosten und ließen uns dabei von den Geschmäcken, den Düften, dem zarten und unaufdringlichen Gesang der Vögel, dem Rauschen der sich aneinander reibenden Blätter der Bäume, dem Hauch eines Lüftchens, das man langsam zu schätzen begann und der Luft etwas Biss verlieh, vollkommen mitreißen. Ein kleines, weißes Wölkchen hier und da trübte den Himmel, der bis zu diesem Moment blau gewesen war, und entkräftete so die grenzenlose Monochromie. Wir sprachen über viele Dinge, unser Leben in der Stadt, unsere Arbeit. Urs und Doris erzählten aus ihrer Vergangenheit und veranschaulichten die Wege und Entscheidungen, die sie in dieses Paradies geführt hatten. Ihre Gemütszustände gelangten direkt in unsere Herzen, von ihren Worten ans Ziel begleitet. Sie liebten diesen Ort, fühlten sich Teil davon. Und das Licht, das in ihren Augen glänzte, ihr Lächeln und die Fröhlichkeit, die sie in jeder Situation zeigten, bestätigten uns das jeden Augenblick, auch in den folgenden Tagen. Sie lebten ein echtes Leben, eines in seiner Einfachheit erfülltes Leben. Ein Bild werde ich nie vergessen können, das sich wie mit Feuer in meinen Kopf eingebrannt hatte, während ich Urs beobachtete. Mit den Händen umspannte er sein halb volles Stielglas, das auf dem Tisch stand. Sein Blick, verloren auf den Horizont gerichtet, ließ ein leises Lächeln entstehen, das von den Gedanken herkam, die ihm in dem Augenblick durch den Kopf gingen. Sicherlich Gedanken erlesener Wichtigkeit und frei von Problemen jeglicher Art. Im Glas malte die Sonne Flecke aus Licht und Schatten, belebt durch das Schwappen des Weines, das die Bewegungen der Hand verursachten. Urs führte das Glas zum Mund, ohne es auch nur anzusehen; er war geradezu in seine Pläne versunken, beinahe geistesabwesend. Im Gegensatz dazu sprach Doris unaufhörlich und ihr Redeschwall wurde nur minimal durch eine Zigarette unterbrochen, die sie automatisch inhalierte.

      Schließlich verabschiedeten wir uns, dankten ihnen und zogen uns zurück ins Haus, um ein wenig auszuruhen, in Erwartung der abendlichen Kühle. Nach nur einem Tag hatten wir schon so viele Eindrücke gesammelt, dass wir sie sogar nachts, in unseren Träumen wieder erleben konnten.

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