Название: Es war, als hätt' der Himmel die Erde still geküsst
Автор: Joseph von Eichendorff
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Klassiker der Weltliteratur
isbn: 9783843804639
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Hier bin ich, Herr! Gegrüßt das Licht,
Das durch die stille Schwüle
Der müden Brust gewaltig bricht,
Mit seiner strengen Kühle.
Nun bin ich frei! ich taum’le noch
Und kann mich noch nicht fassen –
O Vater, du erkennst mich doch,
Und wirst nicht von mir lassen!
AN –
Eitelkeiten in dem sünd’gen Busen,
Nahest du der heil’gen Kunst,
Und geschminket betteln deine Musen
Um des Erdengeistes Gunst.
Falsche Metze und kein Mann!
Spitz’ und kitzle nur den Witz,
Aus dem Himmel fällt der Blitz,
Der zerschmettern dich und zünden kann!
ANDEUTUNGEN
(Ahnung und Gegenwart)
1. Freiheit
Frei, ihr Kanaillen, sag’ ich, sollt ihr sein,
Doch nicht, wie ihr es wollt, ihr Dumme, Blinde,
Versunken in des Aberglaubens Schein,
Nein, so wie ich’s heut’ eben dienlich finde.
2. Gleichheit
Wie? Niedrig wir, ihr hoch; wir arm, ihr reich?
Planierend schwirrt die Schere dieser Zeit;
Seid niedrig, arm, wie wir, so sind wir gleich
Und die Misere wird doch etwas breit.
3. Weltgeschichte
Inmitten steht die Sonn’ und wandelt nicht,
Ringsum sehnsüchtig kreisen die Planeten,
Die deckt heut Nacht, die will der Morgen röten,
Doch ewig heiter strahlt das ew’ge Licht.
4. Tagesgeschichte
Es rast der Sturm in der Historie Blättern,
Und jeder schnappt sich schnell draus sein Fragment.
Doch deutle nur! Der Herr in Zorneswettern
Geht über dich hinweg und führt’s zu End.
5. Wunder über Wunder
Du wunderst wunderlich dich über Wunder,
Verschwendest Witzespfeile, blank geschliffen.
Was du begreifst, mein Freund, ist doch nur Plunder,
Und in Begriffen nicht mit einbegriffen
Ist noch ein unermeßliches Revier,
Du selber drin das größte Wundertier.
SÄNGERGLÜCK
Herbstlich alle Fluren rings verwildern,
Und unkenntlich wird die Welt.
Dieses Scheidens Schmerzen sich zu mildern,
Wenn die Zauberei zerfällt,
Sinnt der Dichter, treulich abzuschildern
Den versunknen Glanz der Welt.
Selig Herze, das in kühnen Bildern
Ewig sich die Schönheit hält!
Dein Wille, Herr
Dein Wille, Herr, geschehe!
Verdunkelt schweigt das Land,
Im Zug der Wetter sehe
Ich schauernd Deine Hand.
O mit uns Sündern gehe
Erbarmend in’s Gericht!
Ich beug’ im tiefsten Wehe
Zum Staub mein Angesicht,
Dein Wille, Herr, geschehe!
ABEND
Schweigt der Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen
Wunderbar mit allen Bäumen,
Was dem Herzen kaum bewußt,
Alte Zeiten, linde Trauer,
Und es schweifen leise Schauer
Wetterleuchtend durch die Brust.
Es schauert der Wald vor Lust
Es schauert der Wald vor Lust,
Die Sterne nun versanken,
Und wandeln durch die Brust
Als himmlische Gedanken.
Gewalt’ges Morgenrot
Gewalt’ges Morgenrot,
Weit, unermeßlich – du verzehrst die Erde!
Und in dem Schweigen nur der Flug der Seelen,
Die säuselnd heimzieh’n durch die stille Luft. –
TOAST
Auf das Wohlsein der Poeten,
Die nicht schillern und nicht СКАЧАТЬ