Название: Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt
Автор: Blaise Pascal
Издательство: Bookwire
Жанр: Афоризмы и цитаты
isbn: 9783843803175
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Von Weitem betrachtet sind eine Stadt und eine Landschaft ebendies: eine Stadt und eine Landschaft. Doch je näher man kommt, umso mehr handelt es sich um Häuser, Bäume, Ziegel, Blätter, Gräser, Ameisen usw. ad infinitum. All das ist in der Bezeichnung »Landschaft« enthalten. (99)
Ungerechtigkeit
Es ist gefährlich, dem Volk zu sagen, die Gesetze seien nicht gerecht, denn es hält sich an diese Gesetze nur deshalb, weil es glaubt, sie seien gerecht. Deshalb muss man dem Volk zugleich auch sagen, dass man sich an die Gesetze halten muss, schlicht, weil sie Gesetze sind, genauso, wie man der Obrigkeit nicht deshalb gehorchen muss, weil sie gerecht ist, sondern einfach deshalb, weil sie die Obrigkeit ist. Hierdurch beugt man jeglichem Aufruhr vor, wenn man das vermitteln kann und wenn man vermitteln kann, dass dies die Definition der Gerechtigkeit im eigentlichen Sinne ist. (100)
Ungerechtigkeit
Die Rechtsprechung ist nicht für den da, der Recht spricht, sondern für den, über den Recht gesprochen wird. Es ist gefährlich, dies dem Volk zu sagen. Doch das Volk vertraut euch allzu sehr. Das wird ihm nicht zum Schaden gereichen und kann euch nützlich sein. Man muss es also öffentlich kundtun. Pasce oves meas [»Weide meine Schafe«; Joh 21,17], non tuas [nicht deine]. Ihr schuldet mir eine Weide. (101)
Wenn ich die kurze Dauer meines Lebens betrachte, das von der Ewigkeit davor und danach aufgesogen wird – memoria hospiis unius diei praetereuntis10 – den kleinen Raum, den ich einnehme, und selbst den, den ich sehe, den Raum, der vom Abgrund der unendlichen Unermesslichkeit der Räume verschlungen wird, die ich nicht kenne und die ihrerseits mich nicht kennen, dann gerate ich in Schrecken und Erstaunen darüber, dass ich gerade hier und nicht vielmehr dort bin. Denn es gibt überhaupt keinen Grund dafür, ausgerechnet hier und nicht dort, jetzt und nicht zu einer anderen Zeit zu sein. Wer hat mich hierher gestellt? Auf wessen Anordnung und Walten geht es zurück, dass gerade dieser Ort und diese Zeit für mich bestimmt sind? (102)
Wenn unsere Daseinsverfassung wirklich glücklich wäre, dann müssten wir uns nicht zerstreuen, um nicht daran zu denken. (104)
Widerspruch
Stolz, der alles Elend aufwiegt: Entweder verheimlicht er sein Elend, oder er deckt es auf und rühmt sich, es zu kennen. (105)
Man muss sich selbst erkennen. Wenn das nicht dazu dienen sollte, das Wahre zu finden, dann hilft es wenigstens, sein Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Und nichts wäre richtiger als dies. (106)
Das Gefühl, dass die tatsächlichen Vergnügungen falsch sind, und die Unkenntnis davon, dass die ausbleibenden Vergnügungen vergänglich sind, sind die Ursache der Unbeständigkeit. (107)
Ungerechtigkeit
Sie haben kein anderes Mittel zur Befriedigung ihrer Begierde gefunden, als anderen Unrecht zu tun. (108)
Der Prediger11 zeigt auf, dass der Mensch ohne Gott hinsichtlich aller Dinge in Unwissenheit und zwangsläufig unglücklich ist. Denn es heißt unglücklich sein, wenn man will und nicht kann. Der Mensch will nun aber glücklich und bezüglich einigem an Wahrheit Gewissheit haben, und dennoch kann er einerseits nicht wissen und andererseits kann er auch das Verlangen nach Wissen nicht austilgen. Nicht einmal zweifeln kann er. (110)
Elend
Salomo und Ijob haben das Elend des Menschen am besten gekannt und am besten davon gesprochen: Der eine war der glücklichste, der andere der unglücklichste Mensch; der eine wusste um die Vergänglichkeit der Freuden aus Erfahrung, der andere um die Wirklichkeit der Übel. (22)
Elend
Die Zerstreuung ist das Einzige, was uns über unser Elend hinwegtröstet, und dabei ist sie doch gerade unser größtes Elend. Denn sie ist es ja, die uns grundsätzlich davon abhält, über uns selbst nachzudenken, und sie lässt uns, ohne dass wir es merken, in die Irre laufen. Ohne sie würden wir in Langeweile versinken, und diese Langeweile würde uns dazu zwingen, ein zuverlässigeres Mittel zu suchen, um ihr zu entkommen. Doch die Zerstreuung verschafft uns Amusement und bewirkt, dass wir, ohne es zu merken, zu Tode kommen. (33)
7 »Es bleibt nichts mehr, was uns wirklich gehörte; was wir unser Eigen nennen, gehört der Kunst [ist ein Kunstprodukt].« (Cicero, De finibus, 5, 21) – Aufgrund von Senatsbeschlüssen und des Votums des Volkes werden Verbrechen begangen.« (Seneca, Epistulae, 95) – »Wie uns einst die Laster zu schaffen machen, so machen uns nun die Gesetze zu schaffen.« (Tacitus, Annales, III,25).
8 »Da er die Wahrheit, die ihn frei macht, nicht kennt, ist es für ihn von Nutzen, dass er getäuscht wird.« (Augustinus, De civitate Dei, IV,27). Pascal zitiert hier nicht ganz korrekt, offensichtlich aus dem Gedächtnis, denn die entsprechende Stelle lautet exakt: Cum veritatem qua liberetur inquirat, credatur ei expedire quod fallitur. »Während er nach der Wahrheit, die ihn frei macht, forscht, glaubt man, dass es ihm nützt, wenn er getäuscht wird.«
9 Das Kloster Port Royal war das Zentrum der religiösen Strömung des »Jansenismus«. Um dieses Kloster herum bildete sich auch eine Gemeinschaft von Laien, die mit dieser Ausprägung des Katholizismus, die im Anschluss an Augustinus die Souveränität der Gnade Gottes betonte, sympathisierten. Blaise Pascal war eine führende Gestalt dieser Bewegung.
10 Vgl. Weish 5, 14: »Die Hoffnung des Frevlers […] wird schwinden […] wie die Erinnerung an einen flüchtigen Gast.«
11 Gemeint ist das Buch Kohelet im Alten Testament.
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