Название: Sammelband 3 Thriller: Neue Morde und alte Leichen
Автор: Thomas West
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Триллеры
isbn: 9783745205671
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Jack stopfte sich den Rest seines Bagels zwischen die Zähne. Wieder ein Nicken. Doch diesmal sah er Ricky an dabei. Seine braunen Augen hatten etwas Starres. Bei aller Gleichgültigkeit, die in ihnen lag, schienen sie dennoch zu lachen. Er sah Ricky an, als wollte er sagen: Auch Pirelli – nur Geduld – auch Pirelli bekommt sein Fett noch ab.
Seite an Seite liefen sie zum Schulportal. „Wann machen wir weiter?‟, wollte Jack wissen.
„Heute Nachmittag.‟
„Okay. Um fünf bin ich bei dir.‟
5
Die Feuerwehr hatte längst das Feld geräumt. Ein halbes Dutzend Fahrzeuge standen auf dem Zufahrtsweg vor der Hausruine – mein Sportwagen, Orrys und Clives Dienstwagen, und vier Fahrzeuge unserer Kollegen vom Erkennungsdienst. Sie suchten das zerstörte Wochenendhaus nach Spuren ab. Der putzige Flachbau war völlig ausgebrannt.
„Sie glauben also, es war ein ganz normaler Einbrecher?‟ Ich lehnte gegen meinen Sportwagen und vernahm den Besitzer des Hauses, einen gewissen Dr. Jerry Richards, Afroamerikaner und Assistenzarzt im Beekman Downtown Hospital.
„Was weiß denn ich?‟ In einer Geste der Ratlosigkeit breitete der Mann die Arme aus.
Das tat er ständig. Und ständig blickte er sich nach seinem ausgebranntem Haus um, seufzte und schüttelte den Kopf.
„Ich sah ihn durch den Garten schleichen. Und plötzlich tauchte er vor dem Fenster auf und stieg ins Zimmer ...‟ Er winkte ab. „Habe ich doch schon erzählt.‟
Wieder blickte er sich nach dem Haus um, wieder seufzte er. „Jesus ... wenn ich es nicht mehr geschafft hätte – wenn ich im Haus geblieben wäre ...‟ Die Haustür, zersplitterte Glasscheiben und angekohlte Bretter lagen im Kies vor dem Haus. Durch die glaslosen Fensterrahmen konnte man die Kollegen bei der Arbeit sehen.
„Es hätte mich auch erwischt, wenn ich drin geblieben wäre. Stellen Sie sich nur mal vor, ich hätte mich im Haus versteckt.‟ Er unterbrach sich. Sein Blick flog zwischen Milo und mir hin und her. „Hat der Kerl überlebt?‟
„Bis jetzt.‟ Ich zuckte mit den Schultern. „Sie haben ihm ein Bein amputiert. Er liegt auf einer chirurgischen Intensivstation in Benson Hurst. Verbrennungen dritten Grades. Wenn er den Montag durchsteht, ist er über dem Berg, sagen die Ärzte.‟
„Arschloch ...‟ Richards schüttelte den Kopf. „... ist doch wahr – warum tut er so was?‟
„Das wüssten wir auch gern, Dr. Richards. Er heißt übrigens Larry Hershel. Haben Sie den Namen je gehört?‟ Dass der gute Hershel über ein atemberaubend langes Vorstrafenregister verfügte, verschwieg ich dem Doktor.
„Hershel, Hershel?‟ Richards schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. „Nie gehört.‟
„Seit wann hielten Sie sich in ihrem Wochenendhaus auf?‟
„Seit gestern Vormittag. Bin gleich nach dem Nachtdienst ’rausgefahren.‟
Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Jesus! Stellen Sie sich vor, meine Familie wäre mitgefahren! Nicht auszudenken ...!‟ Der Mann stand ganz unter dem Eindruck, Glück im Unglück gehabt zu haben. „Ich könnte tot sein, meine ganze Familie könnte tot sein!‟
„Ist Ihnen etwas aufgefallen, als Sie gestern Vormittag ins Haus kamen – ein eingeschlagenes Fenster, Kratzspuren am Türfalz, irgend etwas?‟
„Keine Ahnung – ich hab mich erst mal aufs Ohr gelegt. Und am Nachmittag war ich am Strand. Keine Ahnung, mir ist nichts aufgefallen.‟
Einer der Kollegen von der Spurensicherung trug einen sperrigen Gegenstand in einem durchsichtigen Plastiksack aus dem Hals. Ein verkohltes, rohrartiges Gerät mit geschmolzenem Stativ. Das Ding erinnerte mich an einen Granatwerfer.
„Jesus!‟, brüllte Richards los. Er rannte zu dem Spezialisten. „Mein Teleskop!‟ Er sprang um den Kollegen herum und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Schien ein Chirurg der temperamentvolleren Sorte zu sein.
„Mein schönes Teleskop! Nagelneu! Und die Kamera! Sehen Sie sich die Bescherung an! Achtzehnhundert Dollar im Eimer!‟
„Seien Sie froh, dass wir Sie nicht in so einem Zustand hier ’raustragen müssen!‟ Der Beamte vom Erkennungsdienst blieb trocken bis an die Schmerzgrenze. Er deutete auf den verkohlten Schrott in seinem Beutel.
Milo steckte seinen Notizblock ein. Nebeneinander schlenderten wir am Gartenzaun entlang.
„Ein Mann dringt in ein Haus ein‟, dachte mein Partner laut. „Er schießt auf den Besitzer und sprengt sich anschließend selbst in die Luft – das kannst du von mir aus den Pressegeiern von der New York Post erzählen, aber nicht mir.‟
„Hab ich das getan?‟ Ich versenkte die Hände in den Hosentaschen und blickte über den Gartenzaun zu der Hausruine. „Ich glaub’s doch selbst nicht. Der Zufall ist zwar ein mächtiger Regisseur – nur fällt es mir schwer zu glauben, dass eine Bombe ausgerechnet in dem Augenblick ein Haus in Schutt und Asche legt, in dem ein Einbrecher einsteigt und der Besitzer es fluchtartig verlässt. Wenn Hershel je wieder auf die Beine kommt, wird er sich eine Menge Fragen gefallen lassen müssen.‟
„Auf das Bein.‟
„Wie bitte?‟
„Wenn er wieder auf das Bein kommt, wird er sich eine Menge Fragen gefallen lassen müssen.‟ Milo war ziemlich bissig an diesem Montagvormittag. Der nervenaufreibende Einsatz am Abend zuvor hatte uns zwar zwei beachtliche Fische ins Netz gehen lassen – der Ägypter hatte sich als Mitglied einer islamistischen Terrorgruppe entpuppt, und der Sprengstoffspezialist Curseley würde die nächsten Jahre keinen Verbrecher mehr mit explosiver Ware versorgen – aber in dem Fall, an dem wir eigentlich arbeiteten, waren wir keinen Schritt weiter gekommen.
„Erst die Telefonzelle in der 18th Straße, dann der Eisstand in der Lower East Side, dann der Wagen am Tompkins Square, dann die Yacht, und jetzt vielleicht noch ein Wochenendhaus ...‟ Ich lehnte mich gegen meinen Sportwagen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Kannst du da irgendeine Systematik erkennen?‟
„Nitroglycerin. Sonst fällt mir nichts ein.‟ Mit einer Kopfbewegung deutete Milo auf die Ruine. „Mit was das schöne Häuschen in die Luft gesprengt wurde, wissen wir noch nicht.‟
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