Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas Brandhorst страница 58

Название: Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)

Автор: Andreas Brandhorst

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Perry Rhodan-Taschenbuch

isbn: 9783845331966

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СКАЧАТЬ üblich, doch seltsamerweise trieb Negan-Parr die Soldaten nicht an. Er wirkte ungewöhnlich zufrieden, musterte seine Soldaten mit einem Blick, in dem sich Stolz und Versonnenheit vermischten. Immer wieder machte einer der Soldaten, was er für einen Scherz hielt. Zumeist eine grausame Bemerkung, und stets der Anlass für einen Kameraden, ihn an Grausamkeit zu überbieten. Nach und nach schälte sich für An-Keyt ein Bild des vorherigen Tages heraus: Der Trupp hatte im Peschtan-Rausch seine Opfer gesucht – und gefunden, dank eines Tipps des Söldners. Ein paar Dutzend Flachaugen hatten sich in nächster Nähe verkrochen, als hätte das Schicksal sie für den Trupp bestimmt. Sie aufzustöbern hatte nur wenige Subeinheiten benötigt, der Rest ... der Gedanke, dass auch nur ein Bruchteil dessen, mit dem sich ihre Kameraden brüsteten, der Wahrheit entsprach, drohte An-Keyt den Boden unter den Füßen wegzuziehen.

      Jemand packte sie an einer Flughaut. Schmerzhaft. An-Keyt riss ihre Stielaugen herum, erwartete, in Negan-Parrs Gesicht zu blicken. Der Vordenker musste doch noch die Geduld mit seinen trödelnden Soldaten verloren haben und würde nun an seinem Lieblingsopfer, ihr, An-Keyt, ein Exempel statuieren.

      Sie irrte sich. Es war nicht Negan-Parr. An-Keyt blickte in das Gesicht Belor-Thons. Die Stielaugen des Jungen bebten, die Pupillen waren enge, pulsierende Schlitze. »Was ist mit dir?«, fragte er fordernd. »Du bist so still.«

      An-Keyt versuchte vergeblich, sich aus seinem Griff zu befreien. Belor-Thon war viel stärker als sie.

      »Was soll schon mit mir sein?«, entgegnete sie. »Ich bin erschöpft, wie wir alle.«

      »Nicht wie wir alle. Du wirkst anders.«

      »Und wenn schon!«

      Der Junge sagte nichts, sein Griff blieb unnachgiebig. Er sah gealtert aus, gar nicht mehr wie das halbe Kind, das er vor ein paar Tagen noch gewesen war. In die Haut seines Wulsthöckers hatten sich feine Linien gegraben. Viele davon waren An-Keyt, die seinen Körper mittlerweile so gut kannte wie ihren eigenen, noch unbekannt, sie mussten frisch sein, keinen Tag alt.

      »Belor-Thon«, sagte sie, als der Junge sie weiter schweigend anstarrte. »Lass mich los. Bitte!«

      »Ich habe dich gesucht. Gestern Abend. Ich wollte mich mit dir paaren, den Tag feiern. Du warst nirgends.«

      »Ich ... ich war draußen. Ich wollte ein paar Momente allein sein.«

      »Ich habe auf dich gewartet. Lange. Du bist nicht gekommen.«

      »Und? Ich habe mir eben Zeit gelassen.«

      »So wie davor?«

      »Was meinst du damit?« Schrecken erfasste An-Keyt, ließ sie den Schmerz ihrer gequetschten Flughaut vergessen. Er erinnerte sich!

      »Bei der Züchtigung. Wo warst du?«

      »Ich ... ich ...«

      Plötzlich wurde Belor-Thon zur Seite gerissen wie eine Puppe. Ein letzter, stechender Schmerz, und An-Keyts Flughaut war frei.

      »Lass sie in Ruhe!«, herrschte Lef-Krar den Jungen an. Der Navigator türmte wie ein bedrohlicher Riese über ihm. An-Keyt mutete es an, als könne er den jungen Loower mit einem Ruck seiner muskulösen Tentakel entlang seines Rückgratscharniers auseinander reißen.

      Belor-Thon musste es ähnlich ergehen. »Aber ...«, setzte er an. Es klang eher nach einem Jammern als nach Protest.

      »Verschwinde!«, befahl ihm Lef-Krar. Er entließ Belor-Thon aus seinem Griff. Der Junge sackte zusammen und kroch zurück zu seinem Tornister, die Stielaugen unterwürfig gesenkt.

      An-Keyt blickte ihm hinterher, erfüllt von unbeschreiblicher Erleichterung. »Danke«, sagte sie, an den Navigator gewandt. Ihre Worte gingen ins Leere. Lef-Krar war längst wieder am anderen Ende des Raums und widmete sich dem Packen seiner Ausrüstung.

      Als sie versuchte, Blickkontakt aufzunehmen, drehte er die Stielaugen weg.

      Die letzten Ausläufer der Euphorie des Vortags, der »Züchtigung«, wie die Kameraden ihr Massaker nannten, klangen rasch ab, als der Vormarsch weiterging. Die Loower keuchten unter der Last ihrer Tornister, den nicht greifbaren und zugleich allgegenwärtigen Gliederschmerzen. Muskelkater, erzeugt durch die ungewohnte Anstrengung der Züchtigung, in seiner Wirkung verstärkt durch die Abbauprodukte des Peschtan, die in ihren Adern zirkulierten.

      »Verflucht! Hätte es nur den Arzt nicht gekostet!«, stieß Mirton-Kehn hervor und erntete allgemeine Zustimmung. Es war das erste Mal seit dem Hinterhalt, dass jemand ein Wort über Tolt-Sekolg verloren hatte. An-Keyt hatte geglaubt, dass die anderen ihn längst vergessen hatten.

      Vergessen oder nicht. Tolt-Sekolg war tot, und der Trupp hatte keinen Ersatz für ihn bekommen. Die Loower waren auf die rudimentären Diagnose- und Heilungsfunktionen ihrer Anzüge beschränkt. Eine zweifelhafte Segnung. Die Injektionen, die die Anzüge verabreichten, verpufften ohne wahrnehmbare Wirkung. An-Keyt beobachtete, wie Belor-Thon seinem Anzug befahl, die Injektion zu wiederholen. Die Proteste des Expertensystems ignorierte er. Belor-Thon erhielt seinen Schuss, und eine Zeitlang marschierte er, vor Stolz förmlich platzend, an der Spitze des Trupps, mit federnden Schritten, als seien seine Kräfte unerschöpflich.

      Sie waren es nicht.

      Unvermittelt zuckte der Junge zusammen, röchelte. Er fiel zurück, bis er eben noch in Sichtkontakt blieb, und arbeitete sich stöhnend weiter. Das linke Bein, das seinem Willen nicht mehr gehorchen wollte, zog er nach.

      Negan-Parr, ganz der vorbildliche Zweidenker, nahm keine Notiz von ihm, ließ weder das Tempo verlangsamen, noch erlaubte er es dem Jungen, sein Flugaggregat zu aktivieren. Der Junge hatte seinen Zustand selbst verschuldet, es war an ihm, die Konsequenzen zu tragen. Hielt er den Kontakt zum Trupp, würde die Erfahrung ihn stärken, dafür sorgen, dass er seine letzte derartige Dummheit begangen hatte. Fiel er zurück und den Flachaugen in die vielen Greifer, galt wenigstens Letzteres.

      Für An-Keyt stellte der Marsch keine besondere Anstrengung dar. Die vielen Marschtage an Bord der PAN-THAU-RA hatten ihre Beine noch stämmiger gemacht, als sie ohnehin von Natur aus waren. Und in ihren Adern brannten nicht die letzten Peschtan-Moleküle und ihre Abbauprodukte. An-Keyt war müde und erschöpft, aber ihre Erschöpfung war eine andere als die ihrer Kameraden.

      Ihre Erschöpfung und ihre Aufgabe.

      Während die übrigen Loower mit ihren widerspenstigen Körpern rangen, sich ganz auf den jeweils nächsten Schritt konzentrieren, dachte An-Keyt viele Schritte weiter, verlängerte sie im Geiste ihren Weg bis zum Ende. Seltsam, bislang hatte sie sich immer nur mit dem Ende an sich beschäftigt. Niemals damit, wie sie dorthin gelangten. An-Keyt hatte sich oft gefragt, was die Zukunft für sie und ihr Volk bringen mochte, Eindenker wie Zweidenker, aber ihre Überlegungen hatten immer später eingesetzt. Frühestens zu dem Zeitpunkt, an dem die PAN-THAU-RA sich in ihrer Gewalt befand und sie mit dem Sporenschiff aufbrachen, um den eigentlichen Krieg für das Leben zu beginnen. Das Vorher, der Zeitraum bis zur Eroberung des Schiffs, war ihr immer nur einen flüchtigen Gedanken wert gewesen. An-Keyt waren nur zwei Ausgänge möglich erschienen: Sie eroberten die PAN-THAU-RA, oder die Kosmokraten schöpften Verdacht und vereitelten den Schlag der Zweidenker.

      Die Kosmokraten hatten nicht eingegriffen. An-Keyt hielt den Gedanken als wichtige Grundlage fest. Die Höheren Mächte waren also nicht so mächtig, wie sie es niederen Wesen wie den Loowern glauben machen wollten, schloss sie. Der Feldzug für das Leben hatte demnach Aussichten zu gelingen, war nicht der Auftakt zu kollektivem Selbstmord, wie die Eindenker behauptet hatten.

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