Perry Rhodan 2648: Die Seele der Flotte. Christian Montillon
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Название: Perry Rhodan 2648: Die Seele der Flotte

Автор: Christian Montillon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Perry Rhodan-Erstauflage

isbn: 9783845326474

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СКАЧАТЬ Oracca musterte sein Gegenüber, der Blick blieb auf dem Augendorn hängen. Die verschrumpelten Augäpfel schienen fast aus den Höhlen kullern zu wollen. Die dürren Lippen, kaum mehr als blutleere Hautlappen, zogen sich über den Zähnen zurück. Die Musterung ging weiter, bis das holografische Wesen schließlich ein Seufzen von sich gab. »Du bist befleckt.«

      »Ich ...« Ramoz brach ab, rang sichtlich nach Worten. »Wie auch immer, aber ich bin zurück.« Ein tiefer Atemzug, dann: »Zurück bei meiner Flotte.«

      Rhodans Einschätzung nach klang er unsicher, sprach ins Leere. Er pokert.

      »Du bist der Erste seit langer Zeit«, sagte der Oracca. »Die Alten sind uralt geworden.«

      Ramoz schwieg.

      Rhodan vermutete, dass sich die letzte, scheinbar zusammenhanglose Äußerung auf das Volk der Oracca bezog. Högborn Trumeri hatte von den Oracca als von Uralten gesprochen, Überbleibseln des Plans, als Volk die Unsterblichkeit zu erringen. Allerdings hatte er sich in dieser Hinsicht recht bedeckt gehalten. Vielleicht stand die Aussage des Kuttenträgers damit auch in keinem Zusammenhang; der Terraner konnte sich mit dieser Einschätzung ebenso gut täuschen.

      »Es ist viel zu lange her«, fuhr der Oracca fort. »Wie hast du den Kalten Raum gefunden?«

      Der Kalte Raum – eine überaus treffende Bezeichnung für dieses Versteck im All. Gebannt vom Auftauchen des Holos, hatte Rhodan es vernachlässigt, in Bewegung zu bleiben. Die Kälte stach wie mit Eisnadeln in Haut und Fleisch. Als er sich bewegte, schienen die Muskeln vor Schmerz zu zerreißen. »Kannst du etwas tun«, fragte er das Holo, »um uns zu ...«

      »Schweig, Kretin!«, herrschte der Oracca ihn an, um mit sanfter Stimme fortzufahren: »Ramoz, wieso bist du mit ihm gekommen und mit den anderen? Das war ein Fehler!«

      »Ich bin ... befleckt«, wiederholte der Humanoide die eigenartige Aussage des Oracca.

      Befleckt durch den Augendorn?, fragte sich Rhodan. Oder durch unwürdige Begleiter? Möglicherweise auch auf eine völlig andere Art, die sie bislang nicht verstehen konnten. Durch fehlende Erinnerung etwa.

      »Noch einmal – wie hast du den Kalten Raum gefunden?«

      Ramoz schwieg. Ihm blieb nichts anderes übrig; er wusste keine Antwort.

      Ennerhahl, der mit seiner Lichtzelle außerhalb des Verstecks geblieben war, hatte diesen Kalten Raum als eigenständiges Miniaturuniversum beschrieben. Seiner Einschätzung nach war es entstanden, weil sich eine der unzähligen Feldlinien des natürlichen Psionischen Netzes aufgebläht und auf diese Weise einen Raum neben dem Raum geschaffen hatte.

      Es ließ sich grundsätzlich mit einer Raum-Zeit-Nische vergleichen, die man auf normalem Weg nicht erreichen konnte, freilich stellte dieses Miniaturuniversum ein wesentlich komplexeres Phänomen dar. Selbst Ennerhahl konnte mit all seinen »Mitteln und Möglichkeiten«, die er so gern unverbindlich in Gespräche einstreute, nicht in das Versteck eindringen.

      Rhodan erschauerte, als er daran dachte, dass er sich gewissermaßen im Psionischen Netz befand – oder dahinter. Seine menschliche Vorstellungskraft versagte, obwohl er schon viel erlebt hatte und die Norm- ebenso wie Präferenzstränge des Psionischen Netzes aus seiner Zeit als Gänger des Netzes gut kannte. Doch das lag lange zurück, und auch damals war ihm etwas wie dieses Versteck niemals begegnet.

      »Du schweigst?« Die holografische Gestalt klang verächtlich.

      »Wie lange war niemand hier?«, fragte Ramoz unvermittelt.

      »Eine eigenartige Frage.« Der Oracca hob eine Hand, um damit die Kapuze der Kutte weiter über das Gesicht zu ziehen, sodass es fast völlig im Schatten verschwand. Nun leuchteten die Augen im Dunkeln rot wie die einer Katze, die das letzte Umgebungslicht brachen und reflektierten. »Und das von dir, Ramoz?«

      »Ich ...«

      »Schweig! Wir müssen herausfinden, wer du wirklich bist.«

      »Aber das weißt du. Du hast mich erkannt und kennst meinen Namen.«

      »Das genügt nicht. Du kennst dein Ziel.« Ein Flackern lief durch das Holo, und es löste sich auf.

      Mittlerweile war der gesamte Metallboden der Zentrale von einer Schicht aus glitzerndem Reif überzogen, nur nicht dort, wo die Füße des Oracca ihn berührt hatten.

      »Nein«, flüsterte Ramoz. »Ich kenne es nicht ...« Sein Blick wanderte rundum, blieb an Mondra hängen. »Ich kenne es nicht«, wiederholte er.

      »Er will, dass wir in das Schiff eindringen, an das wir angedockt haben«, gab sich Perry Rhodan überzeugt.

      Nur war dies völlig utopisch. Sie konnten sich kaum bewegen vor Kälte, und weder der SERUN noch die Bordtechnologie von MIKRU-JON schienen helfen zu können, nicht einmal der Anzug der Universen.

      Eine Gestalt stieg plötzlich aus der Öffnung des Antigravschachts.

      Nemo Partijan, dessen Unbeschwertheit inzwischen ebenfalls verschwunden war, hielt sich den Rücken, als litte er dort entsetzliche Schmerzen, und ging nach vorne gekrümmt. »Die Kristalle«, presste er hervor. »Ich spüre es buchstäblich im Kreuz – die Kristalle sind der Schlüssel!«

      Der Wissenschaftler aus dem Stardust-System ging einen letzten Schritt, ehe er zusammenbrach und sich auf dem Boden wand.

      Fast wäre die zweite Gestalt über ihn gestolpert, die nur Sekunden nach ihm aus dem Antigravschacht trat, doch Mikru wich im letzten Moment aus.

      Der Anblick der holografischen Projektion der jungen Frau, über die MIKRU-JON mit seinen Passagieren kommunizierte, versetzte Rhodan einen Schock. Die scheinbar menschliche, zerbrechliche Frau, die ihm nur bis zur Schulter reichte, starrte ihn aus geröteten Augen an.

      Aus der Nase rann Blut in einem steten Strom; es verschmierte bereits den gesamten Mund. Dicke Tropfen fielen vom Kinn und lösten sich auf, ehe sie den Boden erreichten – sie waren nicht real, hatten nur aufgrund von Prallfeld-Technologie berührbare Gestalt.

      Und doch litt Mikru sichtlich unter Schmerzen und ... zerfiel.

      »Wir müssen etwas tun, Perry!« Mikru ächzte, hob die Hand, wischte sich Blut vom Mund. Als sie dabei die Haare über der Schläfe berührte, fiel ein ganzes Büschel aus. »Du musst etwas tun, mein Pilot!«

      Rhodan eilte Mikru entgegen, so schnell es sein eigener, geschwächter Zustand zuließ. Wir sind schöne Helden, dachte er beiläufig. Kaum genug Kraft, um uns auf den Beinen zu halten ...

      Ehe er Mikru erreichte, fiel die zierliche Frau im wahrsten Sinne des Wortes in sich zusammen. Sie stürzte zu Boden, und ihre Gliedmaßen brachen ab. Wie eine Puppe zerfiel sie in ihre Einzelteile. Ein Bein rollte zur Seite. Aus der Bruchstelle schlugen irisierende Funken aus blendendem Licht.

      Rhodan schnürte es vor Grauen die Kehle zusammen.

      Arme und Beine Mikrus flimmerten und lösten sich auf, der Rumpf folgte. Bis zuletzt blieben die Augen, die in einem bizarren Nichts schwebten, umgeben von blutigen Fasern, und ihn flehentlich anstarrten: Rette mich!

      Schließlich verschwanden auch sie, und mit einem Mal schien es noch kälter zu werden.

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