Jupiter 6: Gravo-Schock. Hubert Haensel
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Название: Jupiter 6: Gravo-Schock

Автор: Hubert Haensel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Perry Rhodan - Jupiter

isbn: 9783845350196

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СКАЧАТЬ Murkisch das Artefakt als »Schatz eines alten, guten Gottes« bezeichnete, dann bestimmt nicht nur, weil ihm das einfach so in den Sinn kam. Denn die einzige Gottheit, die der Hyperphysiker anerkannte, war das Streben nach wissenschaftlicher Erkenntnis.

      Bull zwang sich wieder in die Gegenwart zurück, klopfte in verhaltenem Rhythmus gegen die vermeintliche Porzellanwand. Die Bewegung strengte an. Als wollten die Finger an dem Kubus festkleben.

      »Okay.« Bull versuchte, alles aus seinen Gedanken zu verdrängen, was ihn beeinflusste. »Künstliche Schwerkraft ist einfach zu erzeugen, das schafft jedes Volk, sobald es die interstellare Raumfahrt betreibt. Ich nehme an, in einem der Würfel sind Schwerkraftgeneratoren angelaufen. Im günstigsten Fall können wir also die Quelle anmessen.«

      Bislang waren alle Versuche fehlgeschlagen, den seltsamen Turm aus unterschiedlich großen Quadern zu analysieren. Vielleicht ergab sich nun ein brauchbarer Ansatzpunkt.

      »Du veränderst dich zwar, aber besser wäre es, du würdest dein Geheimnis preisgeben.«

      Bull bediente sich nun der Sprache der Lemurer. Vor mehr als fünfzigtausend Jahren hatte sich die Erste Menschheit über die Milchstraße und die Nachbargalaxis Andromeda ausgebreitet. Ohne diese Epoche wäre die Welt, wie die Terraner sie kannten, eine andere gewesen, denn viele Hinterlassenschaften hatten die Zeit überdauert.

      »Mag sein, dass du mich nicht verstehst.« Er zuckte mit den Achseln. »Lemurisch ignorierst du also auch. Was bist du? Ein selbstständig agierender Roboter? Oder lediglich ein einfaches Transportsystem? Dann frage ich mich allerdings, was für eine Fracht du mit dir herumträgst.«

      Das Ding blieb stumm.

      Bull wechselte zur Sprache der Mächtigen, die sogar in fernen kosmischen Bereichen verstanden wurde. »Eine Menge Fragen stellen sich, wenn ein geheimnisvolles Objekt urplötzlich in unserem Sonnensystem erscheint. Solange wir die Absicht dahinter nicht kennen, werden wir diesen Zustand nicht akzeptieren. Unsere Sicherheit hat Priorität. Auch wenn es sehr angenehm ist, dich in unserer Nähe zu wissen.«

      Sein Blick sprang über den tiefen Graben hinweg, mit dem das Artefakt bis zum untersten Würfelsegment freigelegt worden war. Rundgänge und Treppenstufen umgaben die Quader. Brückenelemente aus Eis erlaubten es, den Graben an etlichen Stellen zu überqueren. Auf gewisse Weise erinnerte ihn der in sich verschobene Turm deshalb an eine Spinne, die dick und fett in ihrem Netz lauerte. Ein seltsamer Gedanke war das – völlig unpassend.

      Auf einer der Eisbrücken sammelten sich Personen. Bull konnte nicht erkennen, was vorgefallen war. Wenn er sich nicht täuschte, lag dort jemand am Boden. Aber wie konnte das sein? Von dem Artefakt ging doch keine Gefahr aus, sondern nur Gutes. Hier konnte niemand Schaden nehmen.

      Sein kritischer Verstand meldete sich zurück. Hier stimmte etwas nicht. Das Artefakt war gut. Aber jemand war in seiner Nähe zusammengebrochen. Das war schlecht. Die Fakten passten nicht zusammen.

      »Bringt ihn oder sie ins nächste Zelt!«, ächzte er. »In der Eiseskälte könnt ihr nichts anderes unternehmen!«

      Keiner der Beteiligten schien ihn zu hören.

      Bull löste sich von dem Quader – und zögerte. Das Gefühl, etwas unbeschreiblich Schönes zu verlieren, machte es ihm schwer.

      Er lachte heiser.

      »Du versuchst, alle in deiner Nähe zu beeinflussen!« Nach wie vor bediente er sich der Sprache der Mächtigen. »Nicht mit mir! Es hätte mir schon auffallen müssen, als Immel von einer Reliquie sprach.«

      Dass er so viel redete, entsprang seiner inneren Zerrissenheit. Nun, da er sich von dem Würfel abwandte, wurde sein Zwiespalt deutlicher, der Wunsch, dem Artefakt nahe zu sein, obwohl ihn sein Instinkt warnte.

      Glücklich? Zugegeben, er fühlte sich immer noch zufrieden, Glück war indes etwas anderes, war ...

      ... zu wissen, dass der Zellaktivator unterhalb seines linken Schlüsselbeins zuverlässig arbeitete. Dass der eineinhalb mal zwei Zentimeter messende, dünne Chip nicht nur Krankheiten von ihm fernhielt, sondern jeden Alterungsprozess verhinderte.

      Ist das alles?, dachte Bull verwirrt. Bin ich so bescheiden geworden?

      War der Wunsch nach Unsterblichkeit wirklich bescheiden? Vor allem: Gab es Dinge, die einem Menschen mehr bedeuten konnten? Bull fragte sich, wie viele in der Hoffnung, das ewige Leben zu erlangen, in den Tod gegangen waren.

      Er wandte sich vollends um.

      Nach den ersten beiden Schritten auf dem schmalen Eisband hielt er zögernd wieder inne. Ein Schwindelgefühl machte ihm zu schaffen und wollte ihn zwingen, sich erneut an dem Quader abzustützen.

      Da kennst du den alten Bull schlecht! Verdammt schlecht sogar. Wenn du ein Kräftemessen suchst, das kannst du haben!

      Er biss sich kräftig auf die Zunge, drei Mal, bis es blutete. Der Schmerz und der leicht metallische Geschmack klärten seine Gedanken. Es gelang ihm, die Beeinflussung zu überwinden.

      Er konzentrierte sich auf den nächsten Schritt. Seine Benommenheit wich einem heißen Aufwallen unter der Haut. Sekunden später spürte er die belebenden Impulse des Aktivatorchips – und fragte sich, ob das Artefakt ihn verstanden hatte.

      Bull schritt schneller aus und stieg einige Eisstufen höher. Auf der Brücke drängten sich mittlerweile mindestens fünfzehn Personen. Zwei Roboter schwebten von der anderen Seite heran.

      Mit einem Schwall von Störgeräuschen meldete sich der Helmfunk.

      *

      »Reginald, endlich!« Hannan O'Haras Seufzen klang erleichtert, als hätte sie sich Sorgen gemacht.

      Im Helmdisplay sah Bull nur ein verzerrtes Bild der Kommandantin, eigentlich nicht mehr als ihr hochgestecktes Haar und dass sie mit beiden Händen versuchte, ihre Frisur zurechtzurücken. Prompt fragte er sich, weshalb die Frau so hartnäckig darauf verzichtete, ihre Haarfülle mit den üblichen Antigravklammern zu bändigen. Genau das wäre angebracht gewesen. O'Haras Anruf erinnerte ihn zugleich daran, dass er nicht nur wegen des Artefakts nach Ganymed gekommen war.

      »Gibt es Probleme?«, wollte er wissen.

      Was die Kommandantin der CHARLES DARWIN II antwortete, blieb unverständlich. Bull sah O'Haras Gesicht wie in einem Zerrspiegel vor sich. Im einen Moment schwollen ihre Augen riesig an und sezierten ihn beinahe, dann schien ein Pferdegebiss nach ihm zu schnappen.

      Reginald Bull versuchte, die Wiedergabe zu ignorieren. Mit ihrem dunklen Teint und den vollen Lippen entsprach die Frau dem gängigen Schönheitsideal. Ihre einzige Marotte war das toupierte Haar.

      »Probleme?« O'Hara klang schrill, als werde eine Aufzeichnung extrem schnell wiedergegeben. »In Jupiternähe ist eine hyperenergetische Schockwelle durch den Raum getobt.« Die Stimme rutschte mit jedem Wort tiefer in den Bass. »Nicht nur der Funkverkehr wurde lahmgelegt, auch die Triebwerke versagten minutenlang. Probleme ist eine etwas schwache ...«

      »Wie weit ist die DARWIN von Ganymed entfernt?«

      Die Kommandantin reagierte nicht darauf. Die Bildsequenz wirkte, als sei sie eingefroren. Einen Lidschlag später erlosch die Wiedergabe.

      »Reginald Bull ruft die CHARLES DARWIN II! Was ist los bei euch?«

      Schweigen.

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