Mythor 3: Die Goldene Galeere. Paul Wolf
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Название: Mythor 3: Die Goldene Galeere

Автор: Paul Wolf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mythor

isbn: 9783845397559

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СКАЧАТЬ während der Caer sprach, entdeckte Mythor einen hölzernen Eimer, der an einem Tau befestigt war. Er holte ihn mit schnellen Bewegungen ein und schleuderte ihn dann weit über die Reling. Kein Geräusch war zu hören, als der Eimer ins Wasser fiel. Mythor wollte den Eimer sofort wieder einholen. Aber er schien irgendwo festzuhängen, denn obwohl er mit aller Kraft an dem Tau zog, gab es nicht nach. Als Calcos ihm zu Hilfe kam und sie mit vereinten Kräften zogen, riss das Tau unvermittelt.

      Im selben Moment gab es eine Reihe dumpfer Laute wie von brechendem morschen Holz.

      »Die Ruder!«, rief Calcos aus.

      Mythor sah im Nebel hinter der Reling irgendetwas splittern, und er hatte tatsächlich den Eindruck, als würden die dicken Riemen brechen. Etwas spritzte auf und quoll dann dickflüssig über die Reling. Langsam floss es über das leicht schräge Deck auf sie zu.

      »Wie zähflüssig es auch ist, es ist Meerwasser«, sagte Calcos zu dem zögernden Mythor, der es daraufhin mit beiden Händen schöpfte. Das Salzwasser, das gerade noch so dick wie Honig gewesen war, wurde in seinen hohlen Händen wieder dünnflüssig. Ohne zu zögern, träufelte er es auf Herzog Krudes Hals, während Nyala in fiebriger Hast die Schlinge damit einrieb.

      »Es hilft«, sagte sie zwischendurch. »Die Schlinge wird lockerer.«

      Mythor schöpfte noch zweimal beide Hände voll Meerwasser, bis deutlich zu erkennen war, dass die Schlinge des Herzogs Hals nicht mehr einschnürte.

      »Vater lebt«, sagte Nyala. »Aber er hat das Bewusstsein verloren.«

      Während Mythor sich die feuchten Hände an seiner Halsschlinge abwischte und bald merkte, dass sie daraufhin nachgab, wandte er sich Calcos zu, der in den undurchdringlichen Nebel starrte und sagte:

      »Da kommt etwas Grauenvolles auf uns zu. Ich spüre die Bedrohung, die davon ausgeht.«

      »Hat es etwas mit der Goldenen Galeere zu tun?«, fragte Mythor.

      Der Caer wandte sich um.

      »Was weißt du von der Goldenen Galeere?«

      »Ich habe Drundyr davon sprechen gehört«, antwortete Mythor. »Was hat es damit auf sich?«

      »Die Goldene Galeere ist ein Geisterschiff, über das es unzählige Geschichten gibt«, antwortete Calcos. »Die Legende besagt, dass sie Prinz Nigomir aus Eislanden gehören soll. Das ist ein geheimnisumwittertes Land im hohen Norden. Es heißt, dass Nigomir aus rasender Eifersucht seine heißgeliebte Stiefschwester Karen niedergestochen hat und dann auf seiner Goldenen Galeere vor der Rache seines Vaters, König Irken, geflohen ist. Auf Geheiß des Königs wurde der Prinz jedoch verfolgt und in die Düsterzone getrieben. Als die Goldene Galeere in der Zone der Düsternis verschwand, da wurde der Fluch des Königs wirksam. Seither geistert die Goldene Galeere mit diesen Seelenlosen über die Meere und spukt in den Köpfen der Seeleute. Viele wollen das Geisterschiff gesichtet haben, aber noch niemandem gelang es, sich ihm zu nähern oder gar seinen Fuß an Bord zu setzen.«

      Die Durduune durchlief eine heftige Erschütterung. Calcos rutschte auf den glitschigen Planken aus und fiel der Länge nach hin. Sein Schrei erstarb, als sich seine Halsleine spannte. Das Schiff wurde ein zweites Mal erschüttert. Diesmal war wie fernes Donnergrollen das Krachen berstenden Holzes zu vernehmen. Die Ruderer verließen schreiend ihre Bänke und liefen durcheinander. Die Stimme des Kapitäns verhallte ungehört.

      »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Mythor an Nyala gewandt, die ihres Vaters Kopf in ihren Schoß gebettet hatte. Sie blickte ratlos und hilfesuchend zu Mythor auf.

      »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Aber wir können unmöglich schon die Insel erreicht haben. Vielleicht lässt das Meer irgendeinen seiner Schrecken gegen dieses verfluchte Schiff los. Aber egal was passiert, du musst uns retten, Mythor! Als Sohn des Kometen darfst du nicht zulassen, dass mein Vater umkommt. Sein Volk braucht ihn.«

      Mythor zerrte mit aller Kraft an der Halsleine. Aber mit dem Erfolg, dass Nyala vor Schmerz aufschrie und ein Ruck durch den Körper des Herzogs ging. Was mit Calcos geschah, das sah er nicht, denn ihm wurde schwarz vor Augen, als sich gleichzeitig die Schlinge um seinen Hals spannte. Er gab sein Unterfangen, die Leine mit roher Kraft zu zerreißen, sofort wieder auf.

      Als sich sein Blick klärte, sah er, wie Kapitän Yardin einen seiner Männer zur Reling stieß. Der Seemann schwang eine Schnur, an der ein faustgroßes Gewicht hing. Er warf das Lot über die Reling und ließ die Schnur nach. Mythor erkannte, dass er die Meerestiefe messen wollte.

      »Wie tief?«, fragte Kapitän Yardin, als der Seemann das Lot wieder einholte.

      »Fünf Faden etwa«, kam die Antwort, während der Caer das Lot wieder auswarf. Gleich darauf sagte er: »Vier Faden nur noch, Kapitän. Wir laufen auf Grund auf ... Da!«

      Der Nebel brach auf einmal auf, und Mythor sah, wie sich steuerbords aus den diffusen, vom Fackelschein erhellten Schwaden ein bizarres Gebilde herausschälte. Im ersten Moment hatte er den Eindruck einer Moorlandschaft mit geknickten Bäumen, aus deren Stümpfen sich schlangenartige Kletterpflanzen rankten. Die geborstenen Stämme lagen kreuz und quer und stachen spitz in die Höhe. Irgendwelche Pflanzen, die in trompetenförmigen Trichtern endeten, wanden sich und zuckten in Richtung des Schiffes, als seien sie von unheimlichem Leben erfüllt. Die Durduune trieb steuerbords geradewegs darauf zu.

      »Eine Insel!«, rief irgendjemand.

      »In diesem Gewässer gibt es keine Inseln«, erwiderte Kapitän Yardin. »Das ist ein Vallsave!«

      Von den Heckaufbauten erklang ein Schrei, der sich mit dem Krachen berstenden Holzes vermischte. Mythor sah, wie das Seitenruder brach, als es gegen ein Hindernis stieß. Der Steuermann wurde von dem schwingenden Ruder getroffen und über Bord geschleudert. Sein Schrei erstarb in einem Gurgeln.

      Mythor blickte zu Drundyr, der seinen Platz am Altar noch immer nicht verlassen hatte. Der Caer-Priester kniete nun und hatte die dünnen Arme emporgereckt, so als wolle er damit höhere Mächte zu seinem Schutz einfangen. Drundyr schien in einer eigenen Welt zu leben und von den Geschehnissen ringsum nichts zu bemerken.

      Da traf ein neuerlicher Schlag die Durduune, der viel heftiger war als die beiden vorangegangenen. Einige Männer gingen über Bord. Die Bordwand vor Mythor wurde eingedrückt, und er sah, wie sich spitze, gezackte Stacheln von Übermannslänge durch die dicken Bohlen bohrten. Das ganze Schiff wurde an Backbord hochgehoben. Mythor rutschte auf den schrägen Planken ab und wurde gegen den Mast gedrückt. Er hatte sich von dem Aufprall noch nicht erholt, als ihn zwei schwere Körper trafen. Er erkannte, dass es sich um Nyala und um Herzog Krude handelte. Unwillkürlich griff er nach der Tochter des Herzogs und drückte sie schützend an sich, als das Schiff sich zur Seite neigte.

      Aber er wartete vergeblich darauf, dass es kenterte. Der Schiffskörper verfing sich an mächtigen Stacheln, die den Rumpf durchbohrten, als sei er aus Pergament. Nyala schrie gellend und klammerte sich an Mythor.

      Wieder wurde die Durduune erschüttert. Doch diesmal widerstand sie der Belastung nicht. Der Bug wurde unter mächtigem Druck nach oben gedrückt, das Heck mit den Altaraufbauten sackte ab. Und auf Höhe des Mittelmastes barst das Schiff über die ganze Breite in zwei Teile. Der Mast neigte sich und brach an seinem Fuß ab. Mythor duckte sich und drückte gleichzeitig Nyalas Kopf auf die Planken. Für die Dauer eines langen Atemzugs spannten sich die Halsleinen so fest, dass Mythor meinte, die Schlinge würde ihn köpfen. Bevor ihm jedoch die Sinne schwanden, erkannte er, wie ein Brecher ihn erfasste und ihn über die ausgezackte Bruchstelle von Bord schwemmte.

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