Название: Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag
Автор: Andreas Haller
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги о Путешествиях
Серия: MM-Reiseführer
isbn: 9783956548581
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Das Herz der repräsentativen Neustadt ist die Piazza del Plebiscito. Der entfernt an den ungleich berühmteren Petersplatz in Rom erinnernde, 25.000 m2 große Platz erhielt zur Zeit der Franzosenherrschaft sein heutiges Gesicht. Namentlich gemahnt sie an die Volksabstimmung am 21. Oktober 1860, in deren Folge das Königreich beider Sizilien ins vereinigte Königreich Italien inkorporiert wurde. Eingerahmt wird der verkehrsberuhigte Platz von der Basilica San Francesco di Paola auf der einen und vom Palazzo Reale auf der anderen Seite. Nur einen Steinwurf entfernt moderiert ein weiterer wichtiger Kulminationspunkt, die Piazza del Municipio, den Übergang zum Hafenbereich. Auch hier ziehen zwei wuchtige Gebäuderiegel die Blicke auf sich: der Maschio Angioino (Castello Nuovo) mit seinen charakteristischen Rundtürmen und auf der anderen Seite der neoklassizistische Palazzo San Giacomo, der heute das Rathaus beherbergt. In der Epoche der griechischen Besiedelung lag genau an dieser Stelle der Hafen, was mittelbar die seit Jahren existierende Baustelle erklärt: Denn bei Grabungsarbeiten für die Metro entdeckte man Überreste aus der Antike, die sorgfältig zu einem neuen Stadtbahn-Haltestellenmuseum hergerichtet werden. Architektonisch ebenfalls bemerkenswert ist der Hafenterminal aus der Epoche des Faschismus (Stazione Marittima). Der 1934−1936 erbaute Komplex gilt als exzellentes Beispiel für den Italienischen Realismus (razionalismo italiano) und fungiert heute als Entree für Kreuzfahrtgäste, die hier an Land gehen. Neapel zählt heute zu den zehn wichtigsten Kreuzfahrtdestinationen im Mittelmeerraum.
Andere wichtige Plätze sind die Piazza Dante und die Piazza Bellini. Sie liegen nur einen Steinwurf voneinander entfernt und markieren die Schnittstelle zwischen Neu- und Altstadt. Während die Piazza Dante wegen der verkehrsgünstigen Lage ein häufig gewählter Treffpunkt ist, konzentriert sich rund um die Piazza Bellini das Nachtleben.
Chiesa di Sant’Anna dei Lombardi
Die der hl. Anna geweihte Kirche liegt am Übergang der Altstadt zur Neustadt und gilt als bestes Beispiel toskanischer Renaissance in der Stadt am Golf. 1411 begonnen, fungierte der Sakralkomplex in der Folge als eine Art „Hofkirche“ der Aragonier unter Leitung der Olivetaner (ein benediktinischer Zweigorden). Im Zweiten Weltkrieg wurde der Komplex durch Bomben stark beschädigt. Unter den namhaften Künstlern, die hier ihre Spuren hinterließen, ist v. a. Giorgio Vasari zu nennen, dessen 1550 erschienene „Vite“ (Künstlerbiografien) bis heute als Standardwerk der Kunstgeschichte gelten. In der Sakristei schuf der Maestro 1544 die Wandgemälde. Die schmucken Intarsienarbeiten wiederum stammen von Fra Giovanni da Verona. Sehenswert ist auch das Oratorium mit der Cappella del Compianto aus dem Jahr 1492. Die Skulpturengruppe aus Cartapesta mit Jesus Christus, Maria, Evangelisten und Heiligen stammt von Guido Mazzoni aus Modena. Auch die Seitenkapellen des Hauptschiffs lohnen einen ausführlicheren Blick.
♦ Kirche: Mo−Fr 8.30−19, Sa 9−19, So 9.30−13 und 15−19 Uhr. Kloster und Museum: Tägl. außer So 9.30−18.30 Uhr. 5 €, erm. 3 €. Piazza Monteoliveto.
Stazioni dell’arte
Auf dem Weg von der Piazza Garibaldi zum Nationalmuseum nimmt die Metrolinie 1 nicht direkten Kurs, sondern macht um die Altstadt einen weiten Bogen. Viele Attraktionen der repräsentativen Neustadt sind über die Metrostationen auf diese Weise gut zu erreichen. Ein weiterer Anreiz, der für die Benutzung der U-Bahn spricht, sind die kunstvoll gestalteten Haltestellen. Für das Projekt Stazioni dell’arte gewann die Schirmherrin, die Region Kampanien, seit 2006 namhafte Architekten und Designer. Die Vorgabe lautete, dass die Kunst stets den Kontext zum jeweiligen Stadtviertel suchen muss, in dem sich die Metrohaltestelle befindet. 2012 kürte der britische „Daily Telegraph“ die Station „Toledo“ − zugänglich von der Via Toledo − zur schönsten U-Bahn-Haltestelle Europas. Ebenfalls einen Besuch wert sind die Haltestellen „Università“, „Museo“ und „Materdei“.
Via Toledo: Kunst in der Metro
Palazzo Zevallos Stigliano
Das imposante Barockpalais ließ Mitte des 17. Jh. der spanische Kaufmann Giovanni Zevallos erbauen, der zuvor für das Filetgrundstück die damals beachtliche Summe von 12.500 Dukaten berappen musste. Heute ist das Haus im Besitz des Bankhauses Intesa Sanpaolo, das im Obergeschoss eine Galerie eingerichtet hat. Herausragendes Gemälde unter den Schätzen vom 17. bis frühen 20. Jh. ist das „Martyrium der hl. Ursula“ (Martirio di Sant’Orsola). Es handelt sich mutmaßlich um das letzte Bildnis aus der Hand des Barockmalers Caravaggio. Der Besuch lohnt sich auch wegen der vorbildlich restaurierten Prunksäle. Sehenswert im Erdgeschoss ist zudem der glasüberdachte Innenhof.
♦ Di−Fr 10−19, Sa/So bis 20 Uhr. 3 €, bis 18 J. frei. Via Toledo 185, www.gallerieditalia.com.
Galleria Umberto I
Die Passage zwischen Via Toledo und Teatro San Carlo gehört zum Pflichtprogramm jedes Sightseeing-Programms. Sie entstand 1887−1890 nach dem stilistisch-architektonischen Vorbild der Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand. Voraus ging ein 1985 verabschiedetes Stadterneuerungsgesetz, das nach neun Choleraepidemien endlich die unhaltbaren hygienischen Zustände zu eliminieren helfen sollte. In den Innenfassaden sind hin und wieder Symbole der Freimaurer zu erkennen, im Fußboden sind unterhalb der Glaskuppel Mosaike mit Darstellungen der Tierkreiszeichen eingelassen. Managementfehler führten dazu, dass − trotz der ausgezeichneten Lage − einige Geschäfte und Büros in der Passage nicht vermietet sind.
Basilica San Francesco di Paola
Die Fertigstellung der Piazza Plebiscito (→ Link) erlebte Joachim Murat nicht mehr. Dessen Nachfolger und Vorgänger, der Bourbone Ferdinand IV., ließ auf dem planierten Grundstück, auf dem zuvor ein in der Franzosenzeit geschleiftes Kloster gestanden hatte, die Kirche im klassizistischen Stil errichten. 1836 weihte der Papst eigenhändig den Sakralbau ein, der ein wenig an das Pantheon in Rom erinnert. Die monumentale Größe der Kuppel erschließt sich Betrachtern am besten von innen; schlanke Säulen mit korinthischen Kapitellen säumen die Rotunde.
♦ Tägl. 8.30−12 und 16−19 Uhr. Piazza Plebiscito.
Galleria Borbonica
Den Abstieg in den „Bauch Neapels“ bietet nicht nur die Altstadt, sondern auch die Neustadt − und zwar an gleich mehreren Stellen. Hauptsehenswürdigkeit ist ein 430 m langer Fluchttunnel aus bourbonischer Zeit vom Stadtpalast nach Santa Lucia. Er liegt 25 m unter der Erde und sollte ein rasches Entkommen der Könige in der notorisch unruhigen Epoche politischer Umwälzungen ermöglichen. СКАЧАТЬ