Название: Valentin
Автор: Regina Mars
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Club der dichten Dichter
isbn: 9783969690079
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»Er ist nicht langweilig. Er hat Stil.« Er zwang sich, Rob fest in die Augen zu schauen. »Im Gegensatz zu … zu anderen Leuten.«
»Wen meinst du denn?« Rob legte den Kopf schief. Ein lauerndes Grinsen erschien. »Doch nicht etwa mich, oder?«
»D-dir fehlt doch nur noch ein Goldkettchen, damit du wie ein Lude aussiehst«, brachte Valentin hervor.
Meckerndes Lachen erklang. Zebulon. Wann hatte Zebulon zuletzt gelacht? Musste lange her sein, er klang wie ein eingerosteter Rasenmäher. Selbst in Milans Gesicht erschien sowas wie ein Schmunzeln.
Robs Mund verzog sich zu einem dreckigen Grinsen. »Valentin, du schurkischer Fiesling«, sagte er und griff sich ans Herz. »Pass auf, dass du mich nicht zum Weinen bringst.«
»Tut mir leid.« Valentin senkte den Kopf und ärgerte sich sofort. »Ich meine … Du hast angefangen.«
»Weiter so, Valentin.« Milan prostete ihm zu. »Keine Rücksicht auf Rob. Der hat alles verdient, was ihm zustößt.«
»Das habe ich. Und noch viel mehr.« Stolz hob Rob sein Glas an die Lippen.
Zebulon schnaubte und holte zu einer längeren Geschichte über das Töten des Egos und das Geschenk der Demut aus.
Später erinnerte Valentin sich an diesen Stammtisch als den letzten, bevor das Unglück über ihn hereinbrach. Das Unglück namens Jayson Käsebier.
2. Jayson Käsebier
»Du bist … Sie sind mein neuer Mitbewohner?« Valentin starrte das furchtbare Wesen vor sich an. »Aber …«
»Du reicht. Ich heiße Jayson.« Eine fleischige Pranke schoss vor. Valentin starrte darauf und wusste einen Moment lang nicht, was zu tun war.
Das durfte nicht wahr sein. Das … das war nicht wahr. Frank würde ihm sowas nicht antun.
Tat er aber. Die im Flur verstreuten Trainingsgeräte waren der Beweis. Valentin war gleich über eine Hantel gestolpert und gegen seinen neuen Mitbewohner geprallt. Was nicht viel besser war als auf den Boden zu fallen. Die Holzdielen sahen weicher aus als das … Ding vor ihm. Das Muskelding in dem entsetzlichen neongrünen Shirt und den viel zu engen schwarzen Shorts. Böse Erinnerungen stiegen in Valentin auf. Erinnerungen, wie drei Kerle, die genau so breit waren, seine Schultasche hin und her warfen. Wie einer von ihnen, dessen Haare ebenso abrasiert waren, ihn eine Streberschwuchtel nannte. Und wie baumstammdicke Arme ihm die Luft aus den Lungen pressten, wenn er versuchte, sich zu wehren.
Breite Zähne erschienen, als Jayson lächelte. Okay, das war ganz nett. An diesem Lächeln musste Valentin sich festhalten.
»Jayson.« Er versuchte, ebenfalls zu lächeln, auch wenn er sich nach Heulen fühlte. »Schön, dass du … da bist.« Nicht schön. Gar nicht schön! Was hatte Frank sich dabei gedacht? Dieser angebliche Altenpfleger war ein solariumgebräunter Dorfproll. Er konnte den brandenburgischen Dialekt raushören, egal, wie sehr der sich bemühte, hochdeutsch zu reden. So einer würde den ganzen Tag furchtbaren Kirmestechno hören, lautstark trainieren und garantiert … Partys feiern!
Nein, dachte Valentin. Nicht in meiner Wohnung. Ich bin immer noch der Hauptmieter. Genau.
Obwohl es gerade aussah, als würde seine ruhige, gemütliche Altbauwohnung mit dem engen Flur und den hohen Wänden in ein Vorstadt-Fitnessstudio verwandelt. Die beiden Kumpels, die Jayson Käsebier mitgebracht hatte, trampelten immer noch die Treppen hoch und runter und schleppten immer neue Foltergeräte rein.
»Sorry, dass es hier so aussieht.« Jayson grinste und rieb sich über die kurzen blonden Stoppeln. »Sobald ich alles aufgebaut habe, ist der Flur leer. Dauert höchstens noch ein, zwei Tage.«
»Ah.« Valentin lächelte schwach. »Äh. Du … trainierst also.« Eine blödere Beobachtung hätte er nicht machen können.
Blödheit schien Jayson nicht zu stören. Der spannte den Bizeps an und lachte glücklich. »Na klar! Nicht schlecht, was? Ich hab seit letzter Woche 'nen neuen Trainingsplan, der sollte mir drei Prozent mehr Brustumfang einbringen. Weißt du, normalerweise mach ich Standard-Dreier-Splits, aber langsam will ich auf's nächste Level. Massephase, Baby!«
»Was, äh, wie bitte?«
Eine lange Erklärung verschiedener Trainingstechniken folgte. Valentin sah sich um. Hanteln und Metallstangen überall. Selbst der Geruch seiner Wohnung hatte sich verändert. Statt nach altem Holz roch es nun nach Gummimatten und frischem Schweiß. Das kam eindeutig von seinem neuen Mitbewohner, der so nah stand, dass sein männlicher Geruch bis zu Valentin drang. Verärgert registrierte Valentin, dass der Duft ihm direkt zwischen die Beine fuhr. Ein angenehmes Ziehen entstand in seinem Inneren und er musste einen Schritt zurück treten, um sich nicht ablenken zu lassen. Es war höchste Zeit, dass er wieder Sex hatte. Zeit, es erneut hinter sich zu bringen. Nach dem nächsten Treffen würde er mit Rob in die Manobar gehen. Der lud ihn sowieso ständig dazu ein, als wäre gefühlloser Geschlechtsverkehr das Größte. Das stimmte nicht, das war die Liebe. Die Liebe, die Valentin für Professor Südberg verspürte, und die der vielleicht eines Tages erwidern würde … sobald Valentin sich traute, ihn anzusprechen. Also richtig anzusprechen, nicht nur seine Hausarbeit abzuliefern, verschämt »Hier, bitte« zu murmeln und …
»Sorry!«, lärmte einer von Jaysons Kumpels und trampelte vorbei. Er drängte Valentin an die Wand des schmalen Flurs. Direkt gegen Jayson. Schweißgeruch umfing ihn und seine Nase landete auf warmer Haut. Dem Hals seines neuen Mitbewohners. Einen Herzschlag lang spürte er dessen Puls an seiner Nasenspitze. Dann packten breite Pranken seine Schultern.
»Hoppla.« Jayson lachte. »Dustin, du Trampeltier! Pass uff!« Schien ihm nicht viel auszumachen, umgewalzt zu werden. Valentin hasste es. Zumindest raste sein Herz und er wischte die Hände an seiner Hose ab. Die hatten instinktiv zugepackt und Jaysons nackte Arme erwischt. Warum trug der Kerl kein Hemd? Klar war es Frühling, aber von Frühlingswetter keine Spur. Hinter den alten Fenstern sah man nur Grau.
»War nicht so gemeint, du Püppchen!« Dustin winkte und verschwand in Franks Zimmer. Nein, es war jetzt Jaysons Zimmer. Valentin hatte einen Mitbewohner namens Jayson Käsebier! Das Entsetzen schlug über ihm zusammen.
Entschlossen richtete Valentin sich auf und räusperte sich. »Jayson.« Du kannst hier nicht einziehen, wollte er sagen. Aber so mutig war er nicht. »Wir sollten ein paar Regeln aufstellen.«
»Feste Trainingszeiten?« Jayson legte den Kopf schief. Nie hatte ein Mann weniger wie Professor Südberg ausgesehen. Keine Adler-, sondern eine Stupsnase, Sommersprossen und ein Gesicht, wie ein erwachsen gewordener Kinderstar. Rund und naiv und … dumm. Helle Augen, die wirkten, als wäre dahinter absolute Leere. »Oder was meinst du? In meiner letzten WG haben wir immer am Wochenende geputzt. Hier auch?«
»Ja«, sagte Valentin fest. »Jedes Wochenende putzen wir das Bad und saugen den Boden. Das ist mir sehr wichtig.«
Warum lächelte Jayson jetzt. »Kein Problem, ich putz gerne. Und zu zweit ist es eh lustiger, oder?«
Nein, war es nicht! Allein wäre es lustig, na ja, oder wenigstens СКАЧАТЬ