Jakob Wolff - Die Teufelshand. Verena Jung
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Название: Jakob Wolff - Die Teufelshand

Автор: Verena Jung

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Jakob Wolff - Hexenmeister

isbn: 9783945230558

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СКАЧАТЬ doch er wollte sich nicht länger aufhalten lassen. Es funktionierte wie erwartet. Seine Vermieterin zückte ein Taschentuch aus ihrer Rocktasche und tupfte sich die Augenwinkel.

      »Mein armer Sebastian. Gott habe ihn selig. Er hätte dich gemocht und dich vermutlich begleitet. Er war oft und gerne auf Reisen.«

      »Er hätte dich nicht so häufig alleinlassen sollen. Aber du weißt ja, wie es mit uns ruhelosen Geistern ist. Man muss sie ziehen lassen. Dann erinnern sie sich an ihre Lieben zuhause und kehren wieder zurück.«

      Madeleine lächelte unter Tränen. »Da sagst du wahre Worte. Ich werde mich darauf freuen, dich wiederzusehen.«

      Jakob zählte die Miete für die aktuelle Woche ab und hielt ihr die Münzen hin, doch sie hob abwehrend die Hände.

      »Behalte es. Du bist jung und hast es viel nötiger als ich. Vielleicht findest du auf deiner Reise ja eine entzückende Braut, bringst sie mit und heiratest sie hier. Dann wirst du es brauchen.«

      »Aber Madeleine …«

      »Nichts da!«, unterbrach sie ihn. »Es ist erst Dienstag. Da kann ich dir nicht die Miete für eine komplette Woche abknöpfen.«

      »Dann wenigstens für die beiden Tage«, versuchte Jakob es. Ihm war nicht wohl dabei, sich von seiner Vermieterin aushalten zu lassen. Jedoch unterschätzte er ihre Sturheit.

      Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihm besser ins Gesicht zu sehen, und kniff die Augen zusammen. Mit erhobenem Zeigefinger kam sie einen Schritt auf ihn zu und sagte: »Junger Mann, du wirst gefälligst den Wunsch einer Dame respektieren.«

      Über dreihundert Jahre Lebenserfahrung erwiesen sich als nutzlos. Gegen eine resolute Frau wie Madeleine konnte er nichts ausrichten. Zugleich fand er sie gerade deshalb so sympathisch.

      Er nickte und steckte das Geld ein. »Also gut«, antwortete er und lächelte. »Ich werde mich gerne an dich erinnern, Madeleine.«

      »Oh, das werde ich auch, mein lieber Loup. Pass gut auf dich auf.«

      Jakob schlüpfte hinaus. Er hasste Abschiede. Von ihnen gab es zu viele in seinem langen Leben, obwohl er mittlerweile darauf zu achten versuchte, sie auf ein Mindestmaß zu beschränken. Aber für jemanden, der prinzipiell ewig leben konnte, ließen sie sich einfach nicht vermeiden.

      Er lenkte seine Schritte in südliche Richtung. Langsam lichtete sich der Betrieb auf den Gassen. Die Häuser standen nicht mehr dicht an dicht und der Staub in der Luft, aufgewirbelt durch unzählige Füße, Hufe und Wagenräder, senkte sich auf den Boden.

      Als Jakob Lyon zurückließ, beschäftigte eine Frage sein Denken. Wohin brachte ihn der Findungszauber? Er wühlte in seinem Gedächtnis nach den Städten im Süden, von denen er bereits gehört hatte. Marseille fiel ihm zuerst ein. Es war für seine Felder voller Blumen und Kräuter unter den Apothekern bekannt. Ob er so weit reisen würde?

       Zu schade, dass der Zauber so ungenau mit seinen Angaben ist. Es wäre deutlich leichter, erschienen mir einfach der Name meines Opfers und der Ort, wo es sich aufhält, vor Augen. So werde ich an jeder Abzweigung nachspüren müssen, ob sich mein Weg nicht geändert hat.

      Obwohl dies eine Unbequemlichkeit darstellte, die zudem Zeit kosten konnte, fand er diesen Ablauf auch spannend. Nicht zu wissen, wohin es ging, und sich darauf einzulassen, glich einem Abenteuer. Doch zunächst zupfte das unsichtbare Band des Zaubers ihn weiterhin nach Süden und er folgte ihm.

      Der Nachmittag brach an. Jakob war gut vorangekommen, was er dem Umstand zuschrieb, dass er sich in Gedanken von seinem Weg abgelenkt hatte. Mittlerweile fiel es ihm mit jedem weiteren Schritt schwerer, sich auf seine Theorien zu konzentrieren. Seine Füße erinnerten ihn an glühende Kohlen, kribbelten, wenn sie von seinem Körpergewicht entlastet wurden, und schmerzten, sobald er sie wieder belastete. Es war ein untrügliches Zeichen für ihn, dass er zu lange in seinem gemütlichen Zimmer bei Madeleine gewohnt hatte, und er sehnte sich nach einer Pause. Außerdem knurrte ihm der Magen, da er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte.

      Als er einen Bauern mit seinem Handkarren einholte, nutzte er seine Chance. »Liegt in der Nähe eine Herberge?«

      Der Mann wandte ihm misstrauisch das Gesicht zu und Jakob sah die gebräunte Haut eines Menschen, der viel im Freien arbeitete. Nach einem Moment des gegenseitigen Musterns blieb der Bauer schnaufend stehen und stellte seinen Karren ab. Er hob den Zeigefinger und deutete voraus.

      »Die Straße entlang kommst du nach Vienne. Da wird sich schon was finden«, erklärte er kurz angebunden, wobei er die Endungen der Worte so stark verschluckte, dass Jakob ihn nur mit viel Fantasie zu verstehen vermochte.

      Auf einen mürrischen Weggefährten wie diesen verspürte Jakob keine Lust. »Danke«, meinte er und beeilte sich, den Mann zurückzulassen.

      Weit kann es nicht sein, dachte er. Ich werde meine Augen offenhalten.

      Seine optimistische Stimmung trübte sich mit jedem Augenblick, als die Sonne sich anschickte, unterzugehen. Der Bauer hatte ihm nicht den Eindruck vermittelt, dass es sich bis Vienne dermaßen zog. Sollte er diese Nacht unter freiem Himmel nächtigen? Es wäre nicht das erste Mal, doch er verspürte keine Lust, auf dem harten Boden zu schlafen.

      Er biss auf die Zähne und ignorierte den schmerzhaften Protest seiner Füße. Irgendwann musste er einen Ort finden, an dem er übernachten konnte. In Gedanken versprach er sich selbst eine kühlende Salbe für seine malträtierten Fußsohlen. Zum Glück lag der Tiegel in seinem Tornister!

      Schließlich wurde seine Geduld belohnt. In der Ferne entdeckte er Fackelschein, der sich aus der Nähe betrachtet als Beleuchtung für den Hof einer Herberge herausstellte. Jakob seufzte erleichtert auf. Er freute sich auf eine herzhafte Mahlzeit, Linderung für seine Füße und vor allem ein Bett.

      Kapitel 2

      

      Am nächsten Morgen saß er ausgeruht und mit eingecremten Fußsohlen beim Frühstück. Er hatte länger als üblich geschlafen und war einer der letzten Gäste. Das Schaben der Löffel in den Näpfen mit einem nicht zu bestimmenden, faden Getreidebrei durchdrang die Stille. Dadurch lenkte sich Jakobs Aufmerksamkeit auf zwei Stimmen. Es schien sich um das Ehepaar zu handeln, das die Herberge führte und das im angrenzenden Raum diskutierte.

      »Ich fasse es nicht! Wie konntest du nur?«, hörte Jakob den Vorwurf einer Frau hinter dem Vorhang, der den Gastraum vom Hinterzimmer trennte.

      »Sollte ich sie abweisen?«, kam es von dem Mann zurück und seine Stimme wirkte unterwürfig und verzweifelt.

      »Du weißt, dass ich solches Pack nicht dulde!«

      »Es waren Soldaten Napoleons. Ich hätte sie beleidigt, wenn ich sie wegen ihres Gefangenen weggeschickt hätte.«

      »Das ist mir gleich. Ich will keine Kriminellen hier haben. Die sollen ihre Verbrecher woanders unterbringen. Hättest sie ja zur nächsten Herberge schicken können!«

      »Aber Sophie, sie waren müde und hungrig.«

      »Das ist nicht unser Problem. Soll Napoleon doch ein Gefängnis in der Nähe Lyons bauen. Dann schleppen mir seine Soldaten dieses Lumpenpack nicht mehr in die Stube.«

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