Der Weihnachtsmann und ich. Jana Hensel
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Название: Der Weihnachtsmann und ich

Автор: Jana Hensel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Weihnachtserzählungen der edition chrismon

isbn: 9783960382126

isbn:

СКАЧАТЬ Vater ziemlich weit oben auf den Zettel mit den Weihnachtsmannregeln geschrieben. Für Arthur zumindest schienen damit aber alle Fragen, die er an den Weihnachtsmann hatte, beantwortet. Er wünschte mir einen guten Tag und bat mich, vorsichtig zu sein, es würde bald anfangen zu schneien und auf den Gehwegen glatt werden. Dann wandte er sich zur Tür, um zurück in seinen Laden zu gehen. Weil ich aber so erleichtert war, dass er mich nicht erkannte, und seine Fragen mich nur ein klein wenig aus der Fassung gebracht hatten, fragte ich ihn zum Abschied übermütig, ob denn die „Berliner Zeitung“ schon wieder ausverkauft sei? Verwundert drehte er sich noch einmal um und kniff die Augen zusammen, als wäre er kurzsichtig. Dann ging er in seinen Laden, kam mit einer Ausgabe der „Berliner Zeitung“ von heute zurück und überreichte sie mir mit den Worten: „Geschenkt, mein Lieber. Weihnachtsmänner müssen bei mir nicht bezahlen.“ Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Schnell wandte ich mich zum Gehen und schwenkte zum Abschied die zusammengerollte Zeitung über meinem Kopf hin und her.

      Der lange Glasbau des Kindergartens war schon zu sehen, als mir die Regel mit der Klingel einfiel. Mein Vater und ich hatten uns oft darüber gestritten, ob man als Weihnachtsmann klingelte oder an die Tür klopfte. Allerdings behauptete er immer, dass das nicht stimmte. So wie er immer behauptete, wir seien früher zum Gottesdienst gegangen, und ich ihm sagte, dass das nicht stimmte. Ich hatte als Kind nie neben meinem Vater in einer Kirchenbank gesessen. Wenn ich zu Weihnachten mit meiner Großmutter, seiner Mutter, aus der Kirche kam, wartete er zu Hause ungeduldig auf unsere Rückkehr. Zu behaupten, ich hätte ihm in Bezug auf die Klingel-Regel niemals widersprochen, war seine Art, die Dinge geradezurücken. Aber das war im Augenblick unwichtig. Niemand würde mich im Kindergarten hören, wenn ich im Erdgeschoss an die breite Glastür klopfte. Also würde ich die Klingel benutzen, meinem Vater später davon erzählen und vielleicht würden wir uns ein wenig darüber streiten.

      Wie Arthur vorausgesagt hatte, begann es zu schneien. Nicht so große, flauschige Flocken, wie Kinder sie auf ihre Bilder malten, wenn sie Schnee zeichneten, sondern kleine Flöckchen. Rasch bildete sich eine hauchdünne pudrig-glitzernde Schicht auf dem roten Stoff des Weihnachtsmannkostüms. Langsam und etwas gebeugt ging ich auf das Gebäude des Kindergartens zu, damit es aussah, als wäre der Sack, den ich auf meinem Rücken trug, noch viel schwerer als er in Wirklichkeit schon war. Dann hob ich die Hand und grüßte zu den Fenstern hinauf, an denen die Kinder standen, um den Weihnachtsmann von Weitem näher kommen zu sehen. Ich entdeckte Paul zwischen ihnen. Aufgeregt hatte er seine Nase an die Scheibe gepresst. Genau wie ich, damals, als ich meinen Vater vom Fenster aus beobachtete, wie er über die verschneiten Wege unseres Viertels stapfte, und ich noch nicht wusste, dass er der Weihnachtsmann war.

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