Pinien sind stumme Zeugen. Will Berthold
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Читать онлайн книгу Pinien sind stumme Zeugen - Will Berthold страница 18

Название: Pinien sind stumme Zeugen

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788711727003

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СКАЧАТЬ lachen beide.

      Endgültig ist der Demobilisierte in Zeitnot. Er springt unter die Dusche, trocknet sich ab, schlüpft in den Anzug von gestern, hastet in sein Apartment zurück, zieht die Uniform an, wie er annimmt, heute zum letzten Mal im Leben. Er begutachtet sich im Spiegel. Eigentlich ist das maßgeschneiderte olivgrüne Tuch genauso ungebügelt wie sein Gesicht.

      Colonel Wringler wartet schon seit dreizehn Minuten in der Halle. Mit hochrotem Kopf kommt er Steel entgegen, versucht schnaubend Verständnis für die Verspätung vorzutäuschen.

      »Sorry, Sir«, sagt der Erwartete, »aber Sie wissen ja, die Indianer greifen immer im Morgengrauen an …«

      »Macht gar nichts«, quittiert der Wichtigtuer die seltsame Entschuldigung. »Aber das Flugzeug – wissen Sie, eine Kuriermaschine – wartet nicht eine Minute. Es wäre doch peinlich, sie zu versäumen und den Minister zu versetzen.«

      »Weiß Gott«, entgegnet der Gerügte und grinst.

      Der Fahrer jagt durch Manhattan, als wäre der Gerichtsvollzieher hinter ihm her. Sie erreichen die Zubringermaschine sogar noch ein paar Minuten zu früh; sie startet auf die Minute pünktlich. Glatter Flug. Glatte Landung. Dann eine Überraschung am Ziel: Am Fuß der Bodentreppe steht Craig Ginty und winkt schon von weitem.

      Die beiden umarmen einander erfreut und spröde.

      »Die Bundespolizei hat dich nicht vergessen, Bob«, erklärt Craig dann, als sie in den Hubschrauber umsteigen, der sie in das Pentagon bringt. »Präsident Hoover persönlich hat mich als offiziellen FBI-Vertreter zu deinem Ehrentag abgestellt.«

      »Besser dich als einen anderen«, spöttelt Steel, offensichtlich ganz der alte. »Freut mich, dich zu sehen. Du bist ja jetzt ein ganz hohes Tier bei der Bundespolizei.«

      »Ich bin die Treppe hinaufgefallen«, bestätigt Ginty. »Ich leite das Ressort Falschgeldbekämpfung.«

      »Congratulations«, entgegnet der Gast. »Meine alte Abteilung.« Der alte Kumpel wirkt zerfahren, Unruhe plissiert sein Gesicht. Ein Vielfraß, der wie ein Magenkranker wirkt. »Sorgen?« fragt ihn der Ankömmling.

      Craig nickt stumm.

      »Mit der Familie?«

      »Das auch«, antwortet der FBI-Experte mit einem unechten Lachen. »Meine Frau droht ständig, sich scheiden zu lassen, weil sie mich nie zu sehen bekommt.«

      »Also berufliche Schwierigkeiten?«

      »Sagen wir einmal: Probleme«, erwidert Ginty.

      Sein Blick fällt auf Colonel Wringler.

      Bob Steel erfaßt, daß der Freund und Helfer von einst vor einem Dritten nicht weitersprechen wird.

      Der Verteidigungsminister läßt sich nicht anmerken, daß er in Eile ist; er gestaltet die Feierstunde bündig und würdig. Außer Robert S. Steel werden ein General und ein Colonel geehrt. Der Politiker zeichnet mit knappen Worten ihre Verdienste auf. Auf einmal nimmt sich auch James A. Partaker, vielbeschäftigter Spiritus rector der Agency, Zeit, an der Veranstaltung teilzunehmen.

      Wiewohl der CIC-Captain als Abwehroffizier in gewisser Hinsicht der obersten Spionage-Institution der USA untersteht, erscheint Steel die Anwesenheit der grauen CIA-Eminenz nun doch ein bißchen zuviel der Ehre. Er beginnt sich zu fragen – mehr belustigt als besorgt – was dahinter stecken könnte. Sein Verdacht, er sei in New York beobachtet worden, scheint doch kein Hirngespinst gewesen zu sein. Jedenfalls hat er begriffen, daß Washington etwas von ihm will.

      Händedruck. Überreichung der Beförderungsurkunde. Einladung zum Mittagessen. Zwei Ordonnanzen nieten ihm die Muscheln der Stabsoffiziere auf die Schulterstükke seiner Uniformjacke, und der Mann aus Arizona fragt sich, ob ihm das Mittagessen deshalb besser munden würde.

      Es wird in dem kleinen hervorragenden Gäste-Kasino aufgetragen, und es ist vorzüglich und vernünftig: Salate, Steaks, Gemüse, Fruchtsaft – aber der frischgebackene Major ahnt, daß ihm der Hauptgang erst nach dem Dessert serviert werden wird.

      Es beginnt mit Avancen, die ihm dieser brandgefährliche Partaker nach der offiziellen Verabschiedung von den anderen in seinem Office beim Kaffee macht. »Ich will Ihnen mal was sagen, Major Steel. Ich habe versucht, mit Hilfe Craigs in zwei Tagen Ihre gesammelten Werke zu überfliegen, dreißig Dossiers also. Das ist natürlich unmöglich, aber ich kann Ihnen jetzt schon zu Ihrer hervorragenden Arbeit gratulieren.«

      »Danke, Sir …«

      »Es war eine Verantwortungslosigkeit ohnegleichen, daß man Ihre Sonderkommission vorzeitig auflöste.«

      »Ich hab’ wiederholt und energisch dagegen protestiert, Sir.«

      »Das weiß ich«, erwidert der CIA-Vice. »Es ist auch bekannt, daß Sie sich unter Umgehung des Dienstweges an General Clay persönlich um Hilfe gewandt haben und nur deshalb mit einem Rüffel davongekommen sind, weil man Sie noch dringend benötigte. Besonders gefiel mir an Ihrer Arbeitsmethode, daß Sie sich nie von Vorschriften aufhalten ließen, wenn Sie in Fahrt waren.«

      »Wenn Sie das so sehen, Sir«, kontert Major Steel mit deutlicher Schadenfreude, »hätte man mich eigentlich heute gleich zum General befördern müssen.«

      »Wenn du auf die Uniform keinen Wert legst«, greift Ginty ein, »dann kannst du es werden. Einer mit drei Sternen. Heute noch.«

      »Besten Dank, Craig«, begegnet Steel der unverständlichen Verheißung. »Aber meine militärische Laufbahn ist beendet – ich hab’ andere Pläne.«

      »Bedauerlich.« Partaker übernimmt wieder seinen Part. »Das Angebot, das wir Ihnen unterbreiten werden, können Sie gar nicht ablehnen.« Einer Antwort seines Gastes zuvorkommend, setzt er hinzu: »Ich muß Ihnen jetzt das Staatsgeheimnis Nummer Eins anvertrauen: Die Befürchtungen, die Sie seinerzeit hatten, diese Nazi-Bande könnte mit den Dollarnoten das gleiche veranstalten wie mit den Pfundscheinen, ist eingetreten. Hier«, sagt er und entnimmt seiner Brieftasche zwei Hunderter Greenbacks als Demonstrationsobjekte: »Sehen Sie sich zuerst die Nummern an …«

      Ein Experte wie Steel weiß selbst bei flüchtiger Untersuchung, woran Fälschungen zu erkennen sind. Er betrachtet beide Seiten der zwei Banknoten und nickt grimmig mit dem Kopf, fletscht die Zähne.

      »Überrascht, Major Steel?«

      »Ganz und gar nicht«, entgegnet der Beförderte mit entsetzter Genugtuung. »Ich hab’ immer damit gerechnet. Es steht in den Akten, daß bereits unter den Nazis Greenbacks in Millionenhöhe gefälscht und nicht mehr in den Umlauf gebracht wurden.«

      »Sie nehmen also an, daß es sich bei den Herstellern dieser Produkte um die Falsifikateure des KZ Sachsenhausen bei Oranienburg handelt?«

      »Um sie oder auch deren Nachfolger«, erklärt Steel ohne Zögern. »Unternehmen Bernhard‹, zweite Auflage. Eine dritte Möglichkeit schließe ich aus. Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, daß man die Druckplatten, Blüten, Pressen und was sonst zur Ausrüstung von Falschmünzern gehört, nicht einfach auf dem Grund des Toplitzsees liegenlassen kann. Nach unseren höchst penibel geführten Ermittlungen wurden sowohl die fertigen Scheine wie die Geräte zu ihrer Herstellung in dem stillen Gewässer versenkt.« Er unterbricht sich und fragt: »Wo sind diese Lardos eigentlich aufgetaucht?«

      »Zuerst in der СКАЧАТЬ