Название: Chefarzt Dr. Norden Box 7 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Chefarzt Dr. Norden Box
isbn: 9783740969448
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»Also, ich höre! Wie konnte das passieren?«
Matthias spielte mit dem Kugelschreiber in seinen Händen.
»Ursprünglich wurde die Patientin mit einer Fischvergiftung eingeliefert. Ich will ja nicht angeben, aber Anette Pastor hat es unserer Arbeit zu verdanken, dass sie überhaupt noch am Leben ist«, versuchte er, sich herauszureden.
»Diese Mühe wäre um ein Haar umsonst gewesen.«
Matthias kannte Daniel gut und lange genug, um zu wissen, dass dieser leise Ton Gefahr bedeutete. Quasi Alarmstufe rot. Deshalb verstand er ihm Nachhinein auch nicht mehr, welcher Teufel ihn ritt, als er sagte:
»Ist dir noch nie ein Fehler passiert?«
Die Antwort ließ nicht auf sich warten.
»Oh doch! Und nicht nur einer.« Daniel lehnte sich vor. Sein Blick war eisig. »Aber nicht, weil ich unkonzentriert war. Die Notoperation heute Nacht hättest du verhindern können. Aber offenbar war die Patientin nicht interessant genug, um dich von deinen privaten Problemen abzulenken. Das hätte ins Auge gehen können.«
Zu gern hätte Matthias geleugnet. Alles abgestritten. Doch die Hitze auf seinen Wangen verriet ihn.
»Du hast ja recht«, gab er sich endlich seufzend geschlagen. Machte ein paar Schritte nach rechts und wieder zurück. Blieb wieder neben dem Stuhl vor dem Schreibtisch stehen. »Es kommt nicht wieder vor.«
Dr. Norden schüttelte den Kopf.
»Und du denkst, das genügt?«
»Was erwartest du von mir? Soll ich auf Knien um die Klinik rutschen? Mir die rechte Hand abhacken?«
Jedem anderen hätte Daniel Hochmut unterstellt. Oder Zynismus. Nicht so Matthias. Dazu kannte er ihn gut genug.
»Ich habe eine bessere Idee«, erwiderte er langsam. »Du wirst so lange nicht operieren, bis du dein Privatleben in Ordnung gebracht und wieder einen klaren Kopf hast. Alles andere ist mir zu gefährlich.« Er erhob sich und ging vor zur Tür. »Ich kann nicht immer darauf hoffen, dass dir ein aufmerksamer Kollege wie Benjamin Gruber auf die Finger schaut und für dich die Kohlen aus dem Feuer holt.« Er öffnete die Tür und wartete darauf, dass sich sein Freund in Bewegung setzte.
Matthias Weigand zögerte. Sah hinüber zu Daniel. Wenn möglich, war er noch blasser, die Ringe um seine Augen waren noch tiefer geworden. Langsam kam er zur Tür. Vor Daniel blieb er noch einmal stehen. Suchte nach Worten. Vergeblich.
»Wenn dir das nicht gelingt, werden sich unsere Wege trennen.« Dieser Satz fiel Dr. Norden nicht leicht. Aber er musste sein. »Zumindest die beruflichen«, fügte er hinzu, um seinen Worten ein wenig ihrer Schärfe zu nehmen.
Vergeblich. Wie unter einem Peitschenhieb zuckte Matthias Weigand zusammen. Ohne ein weiteres Wort lief er aus dem Zimmer.
Ganz so, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.
*
Im Bauch der Klinik rumorte es schon eine Weile, als Milan Aydin aus bleischwerem Schlaf erwachte. Im Zimmer war es stockfinster. Nur durch den Spalt in der Tür fiel ein Streifen Licht. Er setzte sich im Bett auf und prallte zurück. Im nächsten Moment sah er Sternchen.
»Verdammter Mist!«, fluchte er und presste die Hand an die Stirn. »Welcher Idiot hat Stockbetten erfunden?« Erst jetzt kam er auf die Idee, auf den Lichtschalter zu drücken. Die Deckenlampe flammte auf. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen an das gleißende Licht gewöhnt hatten.
Schließlich schwang er die Beine über die Bettkante und angelte sich den Rollstuhl. Ein Schwung, eine Drehung und schon landete er auf dem Sitzpolster. »Und jetzt erst einmal ein schönes Frühstück im ›Allerlei‹.«
Der Kiosk in der Ladenzeile der Klinik war nicht nur ein Anziehungspunkt für Patienten, Pflegepersonal und Ärzte. Auch kerngesunde Menschen, die nichts mit der Klinik zu tun hatten, kamen vorbei, um Kaffee- und Teespezialitäten und den besten Kuchen der ganzen Stadt zu genießen. Oder lag die Beliebtheit des Kiosks in seiner Lage begründet? Schließlich gab es sonst keine Gelegenheit in der Stadt, seinen Kaffee unter Palmen in der Nähe eines Wasserfalls zu genießen.
Auch Milan schätzte diese besondere Atmosphäre. Und war selbst an diesem frühen Morgen nicht allein mit dieser Leidenschaft, wie er feststellen musste. Schon von Weitem hörte er das Summen der Stimmen. Vor dem Kiosk ging es zu wie einem Bienenstock. Es herrschte ein Kommen und Gehen. Stühle wurden gerückt, Geschirr klapperte. Über allem lag ein Duft nach Vanille und Kaffee. Milan sah sich um. Es war zum Haareraufen. Alle Tisch waren besetzt. Seine Laune näherte sich dem Nullpunkt, als er eine Stimme hörte, die sein Herz höher schlagen ließ. Egal, wie sehr er sich auch dagegen wehrte. Mit einer geschickten Bewegung brachte er den Rollstuhl dazu, sich umzudrehen.
»Hier ist noch Platz.« Nicht weit entfernt von ihm saß Muriel an einem Tisch und lachte zu ihm herüber. »Einen Stuhl brauchst du ja nicht.«
»Es geht doch nichts über einen Happen Ecstasy zum Frühstück«, entfuhr es Milan, nachdem er sich einen Weg durch die Stühle gebahnt hatte.
Das Lachen blieb Muriel im Hals stecken.
»Du meine Güte. Hast du auf einer Boxerzeitung geschlafen?« Sie deutete auf den roten Fleck auf seiner Stirn.
Milan überging diese Frage geflissentlich.
»Was zum Teufel machst du hier? Du gehörst ins Bett.«
»Herumliegen und Löcher in die Luft zu starren, das ist nicht mein Ding«, erwiderte Muriel und schob ihm ihren Teller hin. »Ein Croissant? Die sind wirklich lecker.«
»Das, was ich jetzt brauche, ist ein dreifacher Espresso.« Er hob die Hand und rief die Kellnerin herbei, die seine Bestellung aufnahm. »Und danach bringe ich dich in die Radiologie«, verkündete er, als sie wieder allein waren.
Er sah Muriel dabei zu, wie sie ein Stück Croissant abriss und im Milchkaffee badete, ehe sie es in den Mund schob. Er war versucht, ihr den Brösel aus dem Mundwinkel zu küssen. Zum Glück war sein Verstand hellwach.
Muriel lachte.
»Tut mir leid, wenn ich dich enttäusche. Aber ich habe hier nichts mehr zu tun. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen und verschwinde von hier.«
Gut, dass Aydin in seinem Rollstuhl saß. Andernfalls wäre er vermutlich umgefallen vor Schreck.
»Was denn? Du willst dich aus dem Staub machen? Einfach so?«
Muriel streckte die Hand aus und strich über Milans stoppelige Wange.
»Verlieb dich nicht in mich!« Mit diesen Worten schob sie den Teller von sich und stand auf.
Als Milan sich nach ihr umdrehte, war sie zwischen den anderen Besuchern untergetaucht.
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