Die Rückkehr des Sherlock Holmes. Arthur Conan Doyle
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Название: Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027239177

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СКАЧАТЬ Angaben zu warnen.«

      »Ich wünsche nur die Wahrheit zu sagen,« fiel unser Klient ein: »Ich bitte nur, mich anzuhören, damit Sie die reine Wahrheit erfahren.«

      Lestrade sah nach der Uhr. »Ich will Ihnen eine halbe Stunde Zeit lassen.«

      »Ich muß vorausschicken,« begann Farlane, »daß ich Herrn Oldacres Verhältnisse absolut nicht gekannt habe. Sein Name war mir allerdings bekannt, weil meine Eltern vor vielen Jahren mit ihm verkehrt hatten, sich später aber von ihm zurückgezogen haben. Ich war daher gestern nachmittag nicht wenig überrascht, als er in meinem Bureau erschien. Aber ich war noch mehr überrascht, als er mir den Grund seines Besuches mitteilte. Er hatte mehrere beschriebene Blätter aus einem Notizbuch in der Hand – hier sind sie.« Er legte sie vor uns auf den Tisch.

      »›Das ist mein Testament,‹ sagte er. ›Ich bedarf Ihrer Hilfe, Herr Farlane, damit es in die vorschriftsmäßige gesetzliche Form gebracht wird. Ich will mich unterdessen setzen!‹

      »Ich nahm die Abschrift vor, und Sie können sich mein Erstaunen vorstellen, als ich merkte, daß er mir unter einigen Vorbehalten sein ganzes Vermögen vermachte. Er war ein eigenartiger, kleiner, zappeliger Mann mit grauem Haar und weißen Augenwimpern, und als ich zu ihm aufblickte, sah er mich vergnügt an. Ich traute meinen Sinnen kaum, als ich seine Bestimmungen las. Auf meine verwunderten Fragen antwortete er mir jedoch, er sei Junggeselle und habe keine lebenden Verwandten, er habe in seiner Jugend meine Eltern sehr gut gekannt und von mir stets als von einem ordentlichen jungen Manne gehört, sodaß er versichert sein könne, daß sein Geld in gute Hände käme. Ich konnte nur ein paar Worte des Dankes stammeln. Das Testament wurde gesetzmäßig geschlossen und unterzeichnet, und mein Schreiber fungierte als Zeuge. Es steckt in diesem blauen Umschlag hier in meiner Tasche. Die Zettel enthalten, wie ich schon gesagt habe, nur den Entwurf des Herrn Oldacre. Er teilte mir dann weiter mit, daß er noch verschiedene Schriftstücke – Mietskontrakte, Eigentumsurkunden, Hypotheken und sonstige Papiere, in die ich Einsicht nehmen müsse, zu Hause in seiner Wohnung habe. Er bat mich, zu diesem Zwecke gleich am Abend zu ihm nach Norwood hinauszukommen und das Testament mitzubringen, damit alles geordnet würde; er könnte eher keine Ruhe finden. ›Sagen Sie Ihren Eltern kein Wort, mein Lieber, bis die Angelegenheit ganz geregelt ist. Wir wollen ihnen dann eine kleine Ueberraschung bereiten.‹ Auf dieser Forderung bestand er sehr hartnäckig und nahm mir mein Wort ab.

      »Sie können sich denken, Herr Holmes, daß ich keine Lust hatte, ihm seine Bitten abzuschlagen. Er wollte mir wohl, und ich hatte daher nur das Bestreben, seinen Wünschen bis ins kleinste zu entsprechen. Ich telegraphierte nach Hause, daß ich am Abend ein wichtiges Geschäft vorhabe und nicht wüßte, ob ich kommen könnte. Herr Oldacre hatte mich für neun Uhr zum Essen eingeladen, weil er kaum vor dieser Stunde zu Haus sein würde. Es war nicht ganz leicht, seine Wohnung zu finden, sodaß es gegen halb zehn wurde, ehe ich sie erreichte. Ich traf –«

      »Einen Augenblick!« unterbrach ihn Holmes. »Wer öffnete Ihnen die Tür?«

      »Eine Frau in mittleren Jahren, vermutlich seine Haushälterin.«

      »Dieselbe hat wahrscheinlich der Polizei auch Ihren Namen angegeben?«

      »Doch wohl,« antwortete Farlane.

      »Bitte, weiter.«

      Unser Klient wischte sich den Schweiß von der Stirne und fuhr dann fort: –

      »Diese Frauensperson führte mich in ein Empfangszimmer, wo ein frugales Abendbrot aufgetragen war. Nach dem Essen nahm mich Herr Oldacre mit in sein Schlafzimmer, wo ein schwerer Geldschrank stand. Er schloß auf und nahm eine Menge Papiere heraus, die wir zusammen durchgingen. Es dauerte bis zwischen elf und zwölf Uhr, ehe wir fertig wurden. Er sagte dann zu mir, wir dürften die Wirtschafterin nicht stören, und geleitete mich an das Balkonfenster, das während der ganzen Zeit offen gestanden hatte.«

      »War die Jalousie heruntergelassen?« fragte Holmes.

      »Ich bin nicht ganz sicher, glaube aber, daß sie nur halb unten war. Jawohl, ich entsinne mich, wie er sie aufzog, um das Fenster aufmachen zu können. Ich hatte meinen Stock noch nicht. Er fügte jedoch: ›Schadet nichts, mein Lieber; ich werde Sie hoffentlich in der nächsten Zeit häufiger bei mir sehen, ich heb’ ihn auf, bis Sie wiederkommen‹. Ich ließ ihn also zurück. Der Schrank stand noch offen und die Papiere lagen, in Bündel zusammengeschnürt, auf dem Tische, als ich das Zimmer verließ. Es war so spät, daß ich nicht mehr nach Blackheath zurück konnte. Ich blieb daher die Nacht in einem nahen Hotel und ahnte nichts Böses, bis ich heute früh die schreckliche Geschichte in der Zeitung las.«

      »Wollen Sie noch einige Fragen stellen, Herr Holmes?« sagte Lestrade, der während der merkwürdigen Erzählung ein paarmal den Kopf geschüttelt hatte.

      »Eher nicht, bis ich in Blackheath gewesen bin.«

      »Sie meinen in Norwood,« verbesserte Lestrade.

      »Jawohl; das meinte ich,« erwiderte Holmes mit seinem rätselhaften Lächeln. Lestrade hatte schon häufiger erfahren müssen, als ihm lieb sein mochte, daß dieser scharfe Verstand noch vieles zu durchschauen vermochte, was ihm undurchdringlich erschienen war. Er sah meinen Gefährten neugierig an.

      »Ich möchte gleich noch ein paar Worte mit Ihnen sprechen, Herr Holmes,« sagte er. »Nun, Herr Farlane, vor der Tür stehen zwei von meinen Leuten und warten auf Sie, der Wagen ist draußen vor dem Haus.« Der unglückliche junge Mensch erhob sich und ging mit einem letzten flehentlichen Blick zur Türe hinaus. Die Schutzleute stiegen mit ihm in die Droschke, während der Inspektor zurückblieb.

      Holmes hob die losen Blätter, die den Entwurf des Testaments enthielten, vom Tische auf und betrachtete sie mit zunehmendem Interesse.

      »Dieses Schriftstück gibt uns einige Anhaltspunkte, Herr Lestrade,« sagte er endlich. »Sehen Sie es sich einmal genauer an.« Er schob ihm die Blätter hinüber.

      Der also Angeredete sah ihn erstaunt an.

      »Ich kann nur die ersten Zeilen, die in der Mitte der zweiten Seite und ein paar am Schluß lesen; die sind ganz deutlich geschrieben,« sagte er, »aber sonst ist die Schrift sehr schlecht, und an drei Stellen vollständig unleserlich.«

      »Was schließen Sie daraus?« sagte Holmes.

      »Ja, was schließen Sie denn daraus?«

      »Daß es in einem Eisenbahnzug geschrieben ist; die gute Schrift bedeutet die Stationen, die schlechte die Fahrt und die sehr schlechte die Durchfahrt durch Kreuzungsstellen. Ein gewandter Sachverständiger würde sofort erkennen, daß der Schreiber auf einer Vorortlinie gefahren ist, weil nur in der unmittelbaren Nähe einer Großstadt die Haltestellen so schnell aufeinander folgen. Wenn man annimmt, daß er auf der ganzen Strecke geschrieben hat, so muß er einen Schnellzug benutzt haben, der zwischen Norwood und London-Bridge nur einmal hält.«

      Lestrade fing an zu lachen.

      »Sie gehen mir zu weit zurück, wenn Sie Ihre Theorien entwickeln, Herr Holmes. Was hat das mit der Sache zu tun?«

      »Nun, es bestätigt und ergänzt die Aussage des jungen Herrn, daß Oldacre das Testament gestern unterwegs aufgesetzt hat. Es ist immerhin auffallend – nicht wahr? – daß jemand ein so wichtiges Schriftstück im Eisenbahncoupé niederschreibt. Es geht daraus hervor, daß er der Sache keinen besonderen praktischen Wert beilegt. Das kann nur ein Mann tun, der nicht daran denkt, diesen Willen jemals zu verwirklichen.«

      »Und doch hat er zu gleicher Zeit damit СКАЧАТЬ