Die beliebtesten Weihnachtsklassiker. Martin Luther
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Название: Die beliebtesten Weihnachtsklassiker

Автор: Martin Luther

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027237555

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СКАЧАТЬ fünfte Szene, eintritt der hocherzürnte Vater: Treffe ich Sie hier, mein Herr, – wir sprechen uns nachher!‹ – Ich überlegte mir schon: in diesem Falle lade ich alles auf den Herrn Professor der Theologie, Geheimrat Schwarzen, ab. Ich habe niemals Lampen zwischen Löwen gestellt ...«

      »Und nun haben Sie eingesehen, daß es keine Liebesgeschichte ist.«

      »Wenn überhaupt, dann eine einseitige –«

      »Es ist eine alte Freundschaft.«

      »Der Graf ist doch nicht alt.«

      »Aber die Prinzessin sehr jung.«

      »Er versteht die Prinzessin zu behandeln. Ich komme mir dieser jungen Dame gegenüber beständig wie ein blöder Bauernjunge vor.«

      »Warum schüchtert Sie eigentlich die Prinzessin so ein – das bin ich von Ihnen gar nicht gewöhnt.«

      »Weil ich eine solche Schnauze habe. Nein, Herr Geheimrat, Sie verkennen mich – in mir schlummert die Demut. Prinzessinnen bin ich auch nicht gewöhnt. Es gab die weder auf meinem äußerst nahrhaften väterlichen Bauerngut noch im Jenenser V. C. Auch hat mich meine Praxis noch nicht an Europas Höfe geführt – ich fand die Stellen zu meinem Erstaunen schon besetzt. Aber das ist es nicht. Wenn hohe Damen krank sind, so ist da ein Fall wie der andere – nur der eine vielleicht lukrativer.«

      »Ach, damit kommen Sie mir nicht: Sie, mit Ihrem nahrhaften väterlichen Hofe im Hintergrund können sich jede Noblesse leisten. Und müssen's. Wer von diesem Planeten einen großen oder kleinen Teil besitzt, gehört zu den Feldherren.«

      »Daß Sie so denken, freut mich riesig, Herr Geheimrat, in der Stille meiner Seele denke ich auch so. Nur darf man's nicht überall laut werden lassen. Bitte, fragen Sie Fräulein Zittelmann – dort geht sie – sie hat wieder ein wahres Ungetüm von Hut auf – ob sie einen Bauernschwiegervater wünscht.«

      »Mit einem solchen Gänschen müssen Sie gerade nicht exemplifizieren. Aber ich erfahre immer noch nicht, warum Sie die Prinzessin so einschüchtert. Mir kommt sie bescheiden und fast demütig vor. Sie hebt ja wie die Ottilie in den Wahlverwandtschaften den Herren die Bücher auf.«

      »Das wird sie wohl tun. Und sehr anspruchslos. Aber es ist immer, als spreche ich eine andere Sprache ... Ich entschuldige mich fortwährend und wegen allem – der reine Lakai! Sie ist vornehm, sie ist so entsetzlich vornehm! Sagen Sie, ist sie vielleicht zu einer Königin bestimmt?«

      »Unmöglich ist es nicht.«

      »Also! Nun müssen Sie doch einen kleinen Abstand zwischen einer Majestät und einem Bernhagener Bauernsohn gelten lassen. Meinen Sie, sie verliere auch nur auf Sekunden ihre Hoheit? – Meinen Sie, ich vergäße mich je an der mir so ungewohnten Titulatur? – Sie ist jetzt so schwach, ihren Kopf bringt sie nicht mehr in die Höhe, – ich habe sie quälen müssen. Keinen Augenblick ist sie weniger königlich als den andern. Ich habe mir im Leben nicht ausgedacht, wie Königinnen in solchen Situationen nun wären. Aber ich fühl's immer wieder: So sind Königinnen. Der lange Graf, – der kann mit ihr umgehen. Haben Sie gesehen, wie er ihr den Willen ließ, als sie die Arznei nehmen sollte, und ihr zuredete, sie brauche es nicht zu nehmen, wenn sie nicht wolle ...«

      »Ich fand das seltsam. Ich dachte mir, er weiß gar nicht, wie viel daran hängt, ob sie es nimmt oder nicht.«

      »Sie haben nur seine Augen nicht gesehen. Ich sah sie zufällig. Die sagten jedenfalls für sie deutlich genug: Du weißt, was du sollst, aber du sollst wissen, daß du deine Freiheit hast.«

      »Und gerade in dem Freiheithaben bringt man die schönen und großen Herzen an ihre Pflicht,« sagte der Geheimrat. »Und nun leben Sie wohl, Herr Doktor, ich meine, Sie verstehen recht gut mit Prinzessinnen umzugehen.«

      Der Gotthardexpreßzug rast durch tief verschneite Täler, in die die schweren Wolken hineinhängen. Dunkelschwarze Tannen, dunkle Seen mit vereisten Ufern, Krähen und Rabenzüge, frierende Stationsmeister, die auf und ab stampfen, und denen der Rauch aus dem Munde mit ihren Worten geht. Und die Räder haben alle eine Melodie und die singen sie unaufhörlich. Klirrende Fenster und stöhnende Windstöße, die ihre Flügel an die Fenster schlagen, alle kennen sie die Worte und wiederholen sie dem Fürsten, der allein in seinem kleinen dahinfliegenden Gefängnisse sitzt. Wie eine Zelle ist's, in der er nun schon eine Ewigkeit lang fährt, seit er sich in Berlin hineingeworfen hat, als der Zug schon beinahe in Bewegung war. Die Worte hatten ihm aus dem blaugesiegelten Papier entgegengestarrt, als er mit der Fürstin zum Balle des englischen Gesandten hatte fahren wollen. Er hatte es schon dem zusammengefalteten Papier angesehen, daß es einen Dolchstoß enthalte, noch ehe er es geöffnet. Und er bekommt ja so viele Telegramme. So viele, daß die Fürstin sagen kann:

      »Muß das jetzt sein?«

      Er reicht es ihr wortlos: Ich bin sehr trank und bitte Dich, lieber Vater, zu mir zu kommen. Rosmarie.

      Die Fürstin: »Ach, wie unangenehm! Ob es denn wirklich so schlimm ist? Dann hätte doch Miß Granger depeschiert. Vielleicht ist's nur eine von ihren Phantastereien. Ich meine, wir telegraphieren zurück an Miß Granger, wir bäten um weitere Nachricht. Die schrieb mir doch heute, Rosmarie sticke sehr fleißig an einer Decke. Und du weißt, wen wir heute abend treffen wollten, und wie viel daran liegt.«

      Der Fürst hört schon längst nicht mehr, er stürzt hinauf, und sie hört ihn nach seinem Leibjäger und dem Kursbuch rufen. Da steigt die Fürstin in ihrer rauschenden diamantflimmernden Pracht in ihr blauatlassenes Coupé. Einen Augenblick wartet sie noch, aber es dringt eine Eisluft herein, – sie winkt dem Lakaien, der Schlag fliegt zu, und das Coupé rollt davon. – Der Fürst hat sich um nichts mehr bekümmert, als daß er den Nachtexpreß noch bekomme, und nun fährt er dahin, und die Worte begleiten ihn. Eine Nacht und einen Tag und wieder eine Nacht, immer die gleichen Wände, ob der Zug durch eisige Winterwüsten oder nun am Meeresbrausen neben Palmenkronen hinfährt. Was kann in einer Stunde geschehen – was in so langer Zeit! Ach, wie die alten Ängste aufleben! Und was sie getrennt in letzter Zeit, das ist zurückgetreten, oder nein, es ist, als habe es sein Kind mit noch mehr Ketten an sein Herz verfestigt. Wenn er ihr unrecht getan hätte? Nein, das hat er nicht – nun wieder haben die Worte ihr Spiel mit ihm.

      Und nun graut der letzte Morgen über einem fremden wilden Meere, aus dem gelbe kahle zerrissene Felsen aufsteigen. Der Fürst geht in seinem Abteil wie ein unruhiges gefangenes Tier hin und her. Jetzt eine Station, hohe, morgengraue Palmen, ein blaues Leuchten auf dem Wasser. Da ist die Braunecker Livree. –

      Nein, sie könnten den Mann nicht mit der schlimmsten Nachricht ihm entgegengeschickt haben. Das gibt ihm Kraft auszusteigen. Wie wenn er aus einem Schiff stiege, so zittert der Boden.

      Der Diener hat sogar ein kleines Briefchen: »Ich begrüße Dich, lieber Vater, als Deine dankbare Rosmarie.«

      Der Fürst braucht nicht den Diener zu fragen, das Billett sagt ihm genug. Bei den Löwen, etwas nervös und übernächtig, erwartet ihn der Doktor.

      »Kann ich meine Tochter sehen?«

      »Gewiß, Durchlaucht.«

      »Bitte, begleiten Sie mich, ich muß doch ein wenig Toilette machen.«

      Ein Zimmer ist für den Fürsten gerichtet.

      Der Kammerdiener, den der Fürst mitgebracht hat, hat mit blitzartiger Schnelligkeit verschiedenes ausgepackt, und der Doktor sieht mit Erstaunen, wie sich das kleine Zimmer füllt mit Gegenständen, die man jetzt und in den verschiedensten Umständen brauchen könnte.

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