Du kommst mir mit Hinterlist, Haegstadbauer?
(Duckt sich hinter den Baum und spitzt hervor.)
Ein einzelner Bursch bloß! Er scheint erschreckt.
Er sieht sich scheu um. Er verdeckt und versteckt
Was unter dem Kittel. Eine Sichel! Er ballt
Die Faust um den Skistab. Und jetzt? Umkrallt
Seine Rechte den Sichelgriff; – holt aus –! Schwapp!
Hieb er sich da nicht den Finger ab!
Den ganzen Finger! Er blutet wie ein Schwein.
Da setzt er, die Faust in ‘nem Tuch, querwaldein.
(Erhebt sich.)
Der war wohl besessen! Ohne Not einen Finger!
Blank weg! Und sind dir so kostbare Dinger!
Hallo, jetzt schwant mir’s –! Ein Finger auf dem Block,
Heißt es, macht frei von des Königs Rock.
So war’s. Er sollt’ in den Krieg, nach der Pflicht,
Und wollt’ lieber hier bleiben auf seiner Schollen –
Aber deshalb für immer ihn abtrennen sollen?
Es denken, es wünschen; ja; selber eswollen; – –
Aber estun! Nein, das fass’ ich nicht!
(Schüttelt den Kopf und geht dann wieder an seine Arbeit.)
(Eine Stube unten bei Aase.)
(Alles ist in Unordnung; Kisten und Kasten stehen offen; Alltagszeug liegt verstreut herum; im Bett eine Katze.) (Aase und die Häuslersfrau sind eifrig dabei, zusammenzupacken und Ordnung zu schaffen.)
Aase (rennt nach der einen Seite.)
Kari, hör’ zu?
Die Frau. Was gibt’s?
Aase (auf der andern Seite.) Hör’ zu –!
Wo liegt denn –? Wo find’ ich –? Vielleicht weißt Du –?
Ich bin ganz verdattert! Was wollt’ ich denn doch? –
Den Schlüssel zum Kasten!
Die Frau. Der steckt doch im Loch.
Aase.
Was rumpelt da draußen?
Die Frau. Die letzte Fuhr’
Wird nach Haegstad gekarrt.
Aase (weinend.) Ach, würd’ ich doch nur
Mit hinaus gekarrt in der schwarzen Kiste!
Ach, das ist ein Leben! Du lieber Christe!
Das heiß’ ich mir einen Zusammenbruch!
Was der Haegstad verschont, hat der Schuldvogt bekommen.
Nicht die Kleider am Leib habt Ihr ‘ausgenommen!
Pfui, pfui über Euch und den eiskalten Spruch!
(Setzt sich auf die Bettkante.)
Jetzt sind wir also verarmtes Gelichter.
Ruppig war der Bauer; noch ruppiger der Richter; –
Da gab’s keine Hilfe, da gab’s kein Erbarmen;
Peer war nicht da; kein Mensch half mir Armen.
Die Frau.
Hier könnt Ihr doch hausen bis an Euren Tod.
Aase.
Ja; die Katz’ und ich kriegen ‘s Gnadenbrot.
Die Frau.
Mutter, der Peer kam Euch teuer zu stehn!
Aase.
Peer? Da hast Du’s bei mir versehn!
Kam nicht die Ingrid heil heim zuletzt?
An den Teufel hätt’ man sich halten müssen, –
Der hat’s, und kein andrer, auf dem Gewissen,
Der hat meinen Jungen auf all das gehetzt!
Die Frau.
Sollt’s nicht am End’ wer dem Pfarrer sagen?
Es geht ihm schlechter, als Ihr vielleicht wißt.
Aase.
Glaub’s auch schier, daß es so besser ist
(Fährt auf.)
Aber nein! Ich will nicht noch fremde Leut’ plagen!
Ich helf’ ihm, das ist meine heilige Pflicht;
Wenn’s die Mutter nicht tut, wer andrer tut’s nicht.
Die Joppe hier wurd’ ihm geschenkt. Werd’ ich flicken.
Möcht’ ihnen jetzt bloß noch das Bettfell abzwicken!
Wo sind denn die Strümpf’?
Die Frau. Dort, beim andern Wuste.
Aase (wühlt herum.)
Herrje, was ist das? Eine alte, berußte
Kelle! Mit der tat er allerwegen
Knopfgießer spielen, schmelzen und prägen.
War einmal Fest hier; – kommt der Junge herein,
Will ein Stück Zinn. Sagt mein Jon: Zinn? Nein!
Aber eine König-Christians-Kron’;
Silber; so ziemt sich’s Jon Gyntens Sohn.
Gott verzeih’s ihm; doch hitzt’ ihm der Wein nun den Sinn,
So kam’s ihm auf Gold nicht mehr an denn auf Zinn.
Hier sind ja die Strümpf’. Na,die Löcherkett’!
Da heißt’s stopfen, Kari!
Die Frau. Glaub’s auch, Bäuerin.
Aase.
Wenn dies dann gemacht ist, so tracht’ ich ins Bett;
Ich fühl’ so ein Ziehen und Zucken und Pressen –
(Erfreut.)