Frankenstein. Mary Shelley
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Название: Frankenstein

Автор: Mary Shelley

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788726539394

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СКАЧАТЬ das von den übrigen Räumen durch eine Galerie und eine Treppe getrennt war, hatte ich die Werkstatt für meine düstere Schöpfung eingerichtet. Meine Pupillen traten schier aus den Augenhöhlen, um jede Einzelheit meiner Arbeit zu überwachen. Der Seziersaal und das Schlachthaus lieferten einen großen Teil meines Materials; oft wandte sich meine menschliche Natur mit Ekel von meiner Beschäftigung ab, während ich mit ständig zunehmender Hast mein Werk dem Abschluß näherte.

      Die Sommermonate vergingen, in denen ich mit ganzer Seele an der Verfolgung eines Ziels werkte. Es war eine äußerst schöne Jahreszeit; niemals spendeten die Felder eine reichere Ernte, noch bescherte der Wein eine üppigere Lese, doch meine Augen waren blind für die Reize der Natur. Dieselbe Einstellung, die mich zur Vernachlässigung meiner Umwelt zwang, ließ mich auch meine Angehörigen und Freunde vergessen; sie waren ja viele Meilen entfernt, und ich hatte sie seit geraumer Frist nicht mehr gesehen. Mir war klar, daß sie mein Schweigen beunruhigte, und ich entsann mich gut der Worte meines Vaters: »Ich weiß, daß du an uns mit Liebe denken wirst und wir regelmäßig von dir hören, wenn du mit dir selbst zufrieden bist. Verzeihe mir, wenn ich jede Unterbrechung in deiner Korrespondenz als einen Beweis dafür werte, daß du deine anderen Pflichten ebenso vernachlässigst.«

      Ich konnte mir daher die Gefühle meines Vaters deutlich vergegenwärtigen; dennoch wollte ich mein Sinnen und Trachten nicht von meiner Beschäftigung losreißen, die an sich Ekel erregte, meine Phantasie aber unwiderstehlich an sich fesselte. Ich beschloß, alles aufzuschieben, was mit Liebe und Zuneigung zu tun hatte, bis das gewaltige Werk, das alle gewohnten Eigenheiten meiner Natur verschlang, vollendet wäre.

      Ich bezichtigte meinen Vater in Gedanken auch der Ungerechtigkeit, falls er meine Nachlässigkeit dem Laster oder der Schuld zuschriebe. Heute bin ich überzeugt, daß er mit seiner Meinung recht hatte. Ein vollkommenes menschliches Wesen sollte stets eine ausgeglichene und friedliche Gesinnung bewahren und nie einer Leidenschaft oder einem vorübergehenden Wunsch erlauben, seine Gelassenheit zu stören. Ich glaube nicht, daß das Streben nach Wissen eine Ausnahme von dieser Regel bildet. Wenn das gewählte Studium die früheren Neigungen zu schwächen und den Geschmack an einfachen Freuden ohne Beimengung zu vergällen beginnt, dann ist es sicherlich widernatürlich für den menschlichen Geist. Richtete sich jedermann nach diesem Verhaltensmaß, gestattete kein Mensch irgendeiner Überspanntheit die Einmischung in den Frieden seiner häuslichen Beschaulichkeit, wäre Griechenland nicht versklavt worden, Cäsar hätte sein Reich gerettet, Amerika wäre gemächlicher entdeckt und darum Mexiko und Peru nicht zerstört worden.

      Aber ich vergaß, daß man im interessantesten Teil einer Geschichte nicht moralisieren soll! Ihre Blicke mahnen mich an die Fortsetzung.

      Mein Vater bedachte mich in seinen Briefen mit keinem Vorwurf und nahm von meinem Schweigen nur insofern Notiz, als er sich über meine Beschäftigung ausführlicher denn je erkundigte. Winter, Frühling und Sommer verflossen über meiner qualvollen Arbeit; doch sah ich weder die Blüten noch die entfalteten Blätter (vormals höchst erfreuliche Anblicke für mich), so ausschließlich war ich von meinem Werk in Anspruch genommen. Die Blätter jenes Jahres waren vertrocknet, ehe mein Gebilde seiner Vollendung entgegenging; nun zeigte mir jeder Tag klarer, wie gut es mir gelungen war. Mein Enthusiasmus wurde durch meine Furcht gedämpft, und ich betrachtete mich oft eher als einen Sklaven, zu Bergwerksarbeit oder irgendeinem anderen peinvollen Tun verurteilt, als einen mit seinem Lieblingsgegenstand beschäftigten Künstler. Jede Nacht ergriff mich ein leichtes Fieber, und ich wurde geradezu unerträglich nervös. Das Fallen eines Blattes erschreckte mich, und ich wich meinen Mitmenschen wie ein schuldbeladener Verbrecher aus. Manchmal sorgte ich mich selbst um meinen Zustand; ich war tatsächlich ein Wrack geworden! Nur die Zähigkeit meiner Absicht hielt mich noch aufrecht. Meine Mühen hoffte ich bald zu beenden; ich glaubte, daß Bewegung und Vergnügen danach die beginnende Krankheit vertreiben könnten. Ich vertröstete mich auf die Zeit nach der Vollendung meines Schöpferwerkes.

      5. KAPITEL

      In einer düsteren Nacht im November bekam ich das Ergebnis meiner Mühen zu Gesicht. Mit einer fast an Todesangst grenzenden Furcht trug ich die lebenspendenden Mittel zusammen, um damit dem leblosen Ding, das zu meinen Füßen lag, den Lebensfunken anzufachen. Schon war es ein Uhr morgens, der Regen plätscherte trübselig gegen die Fensterscheiben, meine Kerze flackerte nur noch, als ich beim Glimmen des verlöschenden Dochtes sah, wie sich das trübe, gelbe Auge des Geschöpfes öffnete. Es atmete stoßweise, während eine zuckende Bewegung die Glieder durchfuhr.

      Unbeschreiblich ist mein Empfinden über diese Katastrophe, unbeschreiblich auch das erbärmliche Geschöpf, das ich unter unendlicher Qual und Mühsal gestaltet hatte. Seine Gliedmaßen standen im rechten Verhältnis zueinander, und darum hatte ich ihr Aussehen für schön gehalten. Schön! – Großer Gott! Seine gelbliche Haut spannte sich knapp über seine Muskeln und Adern, sein Haar wallte glänzend schwarz hernieder, seine Zähne schimmerten perlenweiß. Diese Üppigkeit bildete aber nur einen desto schrecklicheren Gegensatz zu seinen wässerigen Augen, deren Farbe von den umrahmenden weißen Augenhöhlen kaum zu trennen war, zu seinem runzeligen Gesicht, zu seinen flachen, beinahe schwarzen Lippen.

      Die verschiedenen Ereignisse im Leben sind nicht so wandelbar wie die Empfindungen der menschlichen Natur. Ich hatte fast zwei Jahre lang gerackert, nur zu dem Zweck, einem leblosen Körper Leben einzuflößen. Ich hatte für dieses Ziel mit meiner Ruhe und Gesundheit bezahlt. Ich hatte es mit einer übermäßigen Leidenschaftlichkeit ersehnt – und als ich es erreichte, verschwand die Schönheit des Traumes. Statt dessen erfüllten atemloser Schrecken und Abscheu mein Herz. Unfähig, den Anblick des von mir geschaffenen Wesens zu ertragen, rannte ich aus dem Raum. In meinem Schlafzimmer lief ich lange Zeit auf und ab, da ich mich nicht zum Schlafen zwingen konnte. Endlich siegte die Müdigkeit über die erlittene Aufregung; ich warf mich in meinen Kleidern aufs Bett und suchte einige Augenblicke des Vergessens zu finden. Es war vergebens; zwar schlief ich wirklich ein, aber ich wurde von den wildesten Träumen heimgesucht. Mir war, als sähe ich Elisabeth, in der Blüte ihrer Gesundheit, die Straßen Ingolstadts durchwandeln. Erstaunt und erfreut umarmte ich sie; aber unter meinem ersten Kuß wurden ihre Lippen fahl, der Farbe des Todes gleich. Ihre Gestalt verwandelte sich, und plötzlich hielt ich den Körper meiner toten Mutter in den Armen. Ein Leichentuch umhüllte ihren Leib, und ich sah die Würmer zwischen den Falten des Stoffes kriechen. Ich fuhr entsetzt aus dem Schlaf hoch; kalter Schweiß bedeckte meine Stirn, meine Zähne klapperten, und mein ganzer Körper schüttelte sich. Da erblickte ich im matten, bläulichen Mondschein, der sich seinen Weg durch die Fensterläden bahnte, das jämmerliche Geschöpf, das elende Gebilde meines Ehrgeizes. Es hob den Vorhang des Bettes auf, und seine Augen (falls sie die Bezeichnung verdienen) waren auf mich gerichtet. Es öffnete seinen Rachen und stieß einige unartikulierte Laute aus, wobei eine Art Grinsen seine Wangen verzerrte. Vielleicht sprach es, aber ich hörte nicht zu; seine Hand war ausgestreckt, um mich festzuhalten, aber ich entkam und eilte die Treppen hinab. Ich flüchtete mich in den Hof, der zu dem Haus gehörte, in dem ich wohnte. Dort blieb ich die restliche Nacht, schritt in größter Erregung hin und her, lauschte aufmerksam und vermerkte jeden Laut, in der Furcht, er künde das Nahen der dämonischen Gestalt an, der ich unseligerweise Leben verliehen hatte.

      Kein Sterblicher vermöchte die Schrecklichkeit dieses Anblicks zu ertragen. Eine wiederbelebte Mumie konnte nicht so häßlich sein wie dieses schreckliche Geschöpf. Ich hatte es vor Augen gehabt, solange es noch unfertig war; zwar schien es damals ungefüge zu sein, aber als die Muskeln und Gelenke sich schließlich bewegen konnten, wuchs es sich zu einem Wesen aus, wie es nicht einmal Dante erfunden hat.

      Ich verbrachte eine erbärmliche Nacht. Manchmal hämmerte mein Puls so schnell und heftig, daß ich das Zucken jeder Ader zu spüren vermeinte; dann wieder sank ich schier zu Boden vor Müdigkeit und äußerster Schwäche. Inmitten dieser Schrecknisse brannte in mir die Bitterkeit der Enttäuschung. Die Träume, die so lange meine Nahrung und meine angenehme Erholung gewesen waren, wandelten sich nun zur Hölle. Es war ein blitzschneller Wechsel und ein vollständiger Absturz.

      Endlich СКАЧАТЬ