Ekkehard. Joseph Victor von Scheffel
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Название: Ekkehard

Автор: Joseph Victor von Scheffel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783966510820

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СКАЧАТЬ Lilie des Meeres aus dem blauen Grunde auf, dort ein dunkler Wald von Cypressen, hier die riesige Wölbung der hagia Sophia, auf und ab das weite Vorgebirg des goldenen Horns; gegenüber am asiatischen Gestade grüßt eine zweite Stadt, und als blaugoldner Gürtel schlingt sich das schiffbelastete Meer um den Zauber – o Herrin, auch im Traum vermag ich hier im schwäbischen Land den Glanz jenes Anblicks nicht wieder zu schauen.

      Und dann, wenn die Sonne niedergestiegen und über flimmernden Meereswellen die Nacht aufgeht, der Königsbraut zu Ehren alles im blaufahlen Glanz griechischen Feuers, – jetzt fahren wir in Hafen ein, die große Kette, die ihn sonst absperrt, löst sich dem Brautschiff, Fackeln sprühen am Ufer, dort steht des Kaisers Leibwache, die Waräger mit ihren zweischneidigen Streitäxten, und die blauäugigen Normänner, dort der Patriarch mit zahllosen Priestern, überall Musik und Jubelruf, und der Königssohn im Schmucke der Jugend empfängt die Verlobte; nach dem Palast von Blacharnae wallt der Festzug...

      Und all diese Herrlichkeit habe ich versäumt, spottete Frau Hadwig. Praxedis, dein Bild ist nicht vollständig. Und schon des andern Tages kommt der Patriarch und erteilt der abendländischen Christin einen scharfen Glaubensunterricht, was von all den Ketzereien zu halten, die auf eurem verstandesdürren Erdreich aufsprießen wie Stechapfel und Bilsenkraut, – und was von den Bildern der Mönche und dem Konzilschluss zu Chalcedon und Nicaea; dann kommt die Großhofmeisterin und lehrt die Gesetze der Sitte und Bewegung: so die Stirn gefaltet und so die Schleppe getragen, diesen Fußfall vor dem Kaiser und jene Umarmung der Frau Schwiegermutter und diese Höflichkeit gegen jenen Günstling und jene gigantische Redensart gegen dieses Untier: Eure Gravität, Eure Eminenz, Eure erhabene und wunderbare Größe! – was am Menschen Lebenslust und Kraft heißt, wird abgetötet, und der Herr Gemahl gibt sich auch als gefirnisstes Püppchen zu erkennen, eines Tages steht der Feind vor den Toren oder der Thronfolger ist den Blauen und Grünen des Zirkus nicht genehm, der Aufstand tobt durch die Straßen, und die deutsche Herzogstochter wird geblendet ins Kloster gesteckt... Was frommt's ihr dann, dass ihre Kinder schon in der Wiege mit dem Titel Alleredelster begrüßt wurden? Praxedis, ich weiß, warum ich nicht nach Konstantinopolis ging.

      Der Kaiser ist der Herr der Welt, sprach die Griechin; was der Wille seiner Ewigkeit ordnet, ist wohlgetan; so hat man mich gelehrt.

      Hast du auch schon darüber nachgedacht, dass es dem Menschen ein kostbares Gut ist, sein eigener Herr zu sein?

      Nein, sprach Praxedis.

      Das angeregte Gespräch behagte der Herzogin.

      Was hat denn, fuhr sie fort, Euer Byzantiner Maler für einen Bescheid heimgebracht, da er mein Konterfei fertigen sollte?

      Die Griechin schien die Frage überhört zu haben. Sie hatte sich erhoben und stand am Fenster.

      Praxedis, sprach Frau Hadwig scharf, antworte!

      Da lächelte die Gefragte mild und sagte: Das ist schon eine lange Zeit her, aber Herr Michael Thallelaios hat wenig Gutes von Euch gesprochen. Die schönsten Farben habe er bereit gehalten, so erzählt' er uns, und die feinsten Goldblättchen, Ihr seiet ein reizend Kind gewesen, wie man Euch zum Gemalt werden vor ihn führte, und es hab' ihn feierlich angemutet, als sollt' er seine ganze Kunst zusammennehmen, wie damals, als er die Mutter Gottes fürs Athoskloster malte. Aber die Prinzessin Hadwig hätten geruht, die Augen zu verdrehen, und wie er eine bescheidene Einwendung erhoben, hätten Eure Gnaden die Zunge gewiesen und beide Hände mit gestreckten Fingern an die Nase gehalten und in anmutig gebrochenem Griechisch gesagt, das sei die rechte Stellung.

      Der Herr Hofmaler nahm Veranlassung, vieles über den Mangel an deutschen Landen dran zu knüpfen, und hat einen hohen Schwur getan, dass er zeitlebens dort kein Fräulein mehr malen wolle. Und der Kaiser Basilius hat auf den Bericht hin grimmig in seinen Bart gebrummt...

      Lass seine Majestät brummen, sprach die Herzogin. Und flehe zum Himmel, dass er jeder andern die Geduld verleihen möge, die mir damals ausging. Ich habe noch nicht Gelegenheit gehabt, einen Affen zu sehen, aber allem zufolge, was glaubwürdige Männer erzählen, reicht Herrn Michaels Ahnentafel zu jenen Mitgliedern der Schöpfung hinauf.

      Sie hatte inzwischen die Armspange angelegt, es waren zwei ineinander verstrickte Schlangen, die sich küssen, jede trug ein Krönlein auf dem Haupt... Da ihr unter dem vielen Geschmeiden jetzt ein schwerer silberner Pfeil unter die Hände geraten war, so musste auch er seinen Aufenthalt im Gefängnis des Schreins mit anderem Platze vertauschen. Er ward in die Maschen des goldfadigen Haarnetzes gezogen.

      Als wollte sie des Schmuckes Wirkung prüfen, ging Frau Hadwig mit großen Schritten durchs Gemach. Ihr Gang war herausfordernd. Aber der Saal war leer: selbst die Burgkatze war von dannen geschlichen. Spiegel waren keine an den Wänden. Der Zustand wohnlicher Einrichtung überhaupt ließ damals manches zu wünschen übrig.

      Praxedis' Gedanken waren noch bei der vorigen Geschichte. Gnädige Gebieterin, sprach sie, er hat mich doch gedauert.

      Wer?

      Des Kaisers Sohn. Ihr seid ihm im Traum erschienen, sagt er, und all sein Glück hab' er von Euch erhofft. Er hat auch geweint...

      Lass die Toten ruhen, sprach Frau Hadwig ärgerlich. Nimm lieber die Laute und sing mir das griechische Liedlein:

Konstantin, du armer Knabe, Konstantin, und lass das Weinen!

      Sie ist zersprungen, war die Antwort, und alle Saiten zu Grund gerichtet, seit die Frau Herzogin geruhten, sie...

      Sie dem Grafen Boso von Burgund an den Kopf zu werfen, ergänzte Hadwig. Dem ist nicht zu viel geschehen, 's war gar nicht notwendig, dass er uneingeladen zur Leichenfeier Herrn Burkhards kam und mir Trost zusprechen wollte, als wär' er ein Heiliger. Lass die Laute flicken.

      Sag mir indes, du griechische Goldblume, warum hab' ich heut den festlichen Schmuck angelegt?

      Gott ist allwissend, sprach die Griechin, ich weiß es nicht. Sie schwieg. Frau Hadwig schwieg auch. Da trat eine jener schwülen inhaltsvollen Pausen ein, wie sie der Selbsterkenntnis vorangehen. Endlich sprach die Herzogin: Ich weiß es auch nicht!

      Sie schlug missmutig die Augen nieder: Ich glaube, es geschah aus Langerweile. Der Gipfel unseres Hohentwiel ist aber auch ein gar zu betrübtes Nest – zumal für eine Witwe. Praxedis, weisst du ein Mittel gegen die Langeweile?

      Ich habe einmal von einem weisen Prediger gehört, sprach Praxedis, es gäb' mannigfaltige Mittel dawider: Schlafen, Trinken, Reisen – das Beste sei Fasten und Beten.

      Da stützte Frau Hadwig ihr Haupt auf die lilienweiße Hand, sah die dienstbereite Griechin scharf an und sprach: Morgen reisen wir!

      Des anderen Tages fuhr die Herzogin samt Praxedis und großer Gefolgschaft im lichten Schein des Frühmorgens über den Bodensee. Der See war prächtig blau, die Wimpel flaggten lustig, und war viel Kurzweil auf dem Schiff. Wer sollt' auch traurig sein, wenn er über die kristallklare Wasserfläche dahinschwebt, die baumumsäumten Gestade mit Mauern und Türmen ziehen im bunten Wechsel an ihm vorbei, fern dämmern die schneeigen Firnen und der Widerschein des weißen Segels verzittert im Spiele der Wellen?

      Keines wusste, wo das Ziel der Fahrt. Sie waren's aber so gewohnt.

      Wie sie an der Bucht von Rorschach anfuhren, hieß die Herzogin einlenken. Zum Ufer steuerte das Schiff, übers schwanke Brett stieg sie ans Land. Und der Wasserzoller kam herbei, der dort den Welschlandfahrern das Durchgangsgeld abnahm, und der Weibel des Marktes und СКАЧАТЬ