Die Ankündigung. Nancy Mehl
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Название: Die Ankündigung

Автор: Nancy Mehl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Kaely-Quinn-Krimi

isbn: 9783775175098

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СКАЧАТЬ nie mit jemandem wie ihr zusammengearbeitet. Sie hatte nicht nur ein unglaubliches Talent. Sie war für ihre Tätigkeit geboren. Irgendwie war sie in der Lage, den verdorbensten Kreaturen, die diese Erde je hervorgebracht hatte, in die Seele zu blicken. Aber es war nicht nur das. Es war noch viel mehr.

      Schnell wählte er eine andere Nummer. »Erwischt! Habe ich mir’s doch gedacht, dass du noch im Büro bist«, witzelte Solomon, als er die Stimme seines Freundes aus Nashville hörte.

      Ein tiefer Seufzer drang an sein Ohr. »Ich versuche immer noch, diesen Kerl zu finden. Hast du was Neues für mich?«

      »Wie wär’s mit einem Namen?«

      Für einen Augenblick war es still in der Leitung. »Einem Namen?«, erwiderte Phil Thompson, der Polizeichef von Nashville, ungläubig. »Ich verstehe das nicht. Ich hatte ein Profil erwartet.«

      Solomon lachte. »Sie meint zu wissen, wer euer Unbekannter ist.«

      »Das glaube ich dir nicht.«

      »Was du glaubst, ist deine Sache. Ich bin lediglich der Überbringer der Nachricht. Aber ich würde mal lieber nicht gegen sie wetten.«

      Phil zögerte einen Moment. »Okay, spuck’s schon aus!«

      Die Skepsis, die Solomon aus der Stimme seines Freundes heraushörte, ließ ihn schmunzeln. »Der Name eures Täters könnte Charles Morgan sein.«

      »Nun mal langsam! Charles Morgan? Der Kerl, den wir nach dem zweiten Mord im Park vernommen haben? Seid ihr wahnsinnig? Der Typ könnte buchstäblich keiner Fliege was zuleide tun. Er ist einer von diesen wohltätigen Tierfreunden. Und arbeitet sogar für eine Tierschutzorganisation. Niemals!«

      »Kaely hat euren Unbekannten als jemanden beschrieben, der sich für unerwünschte und misshandelte Tiere einsetzt. Er ist Vegetarier. Absolut unauffällig. Niemand, den man unter normalen Umständen verdächtigen oder auch nur bemerken würde. Wenn ihr Morgans Familienverhältnisse unter die Lupe nehmt, findet ihr bestimmt heraus, dass er als Kind von einem oder auch beiden Elternteilen misshandelt wurde, aber vermutlich eine Katze oder einen Hund hatte. Sein Tier wurde seine Familie. Mit Menschen kann er nichts anfangen. Hat wohl keine engen, dauerhaften Beziehungen. Aber Tieren fühlt er sich verbunden und versteht die Leute nicht, die keine haben wollen. Er hält sie tatsächlich für Egoisten, die für die Tiere verantwortlich sind, die keiner aufnimmt und die schließlich eingeschläfert werden. Das macht ihn zornig und er will Rache üben.«

      »Das ist ja verrückt! Wie um alles in der Welt …?«

      »Erstens haben eure Opfer nichts gemeinsam.«

      »Das stimmt allerdings. Wir konnten keine Verbindung feststellen.«

      »Keiner davon hat ein Haustier«, stellte Solomon sachlich fest.

      »Da bin ich mir allerdings nicht so sicher.«

      »Dann prüft das bitte.«

      »Machen wir.«

      »Ihr müsst auch eine Erklärung für die Tierhaare finden.«

      »Welche Tierhaare?«, fragte Phil.

      »Tierhaare auf den Kleidern der Opfer. Tierhaare bei ihnen zu Hause.«

      »Wir haben nur ganz wenige gefunden. Bestimmt versehentlich dort eingeschleppt. Passiert andauernd. Freunde und Angehörige kommen zu Besuch und bringen ihre Tiere mit.«

      »Kann sein, aber erklär mir mal die Hundehaare am Hals bei zwei Opfern.«

      Solomon hörte, wie Phil Unterlagen durchblätterte. »Oh … okay.«

      »Sie wurden mit einer Leine erwürgt. Einer Hundeleine.«

      »Aber dieser Kerl … Ich meine …«

      »Morgan ist stark genug, um jemanden von hinten zu erdrosseln, Phil. Vielleicht findet ihr bei den Opfern zu Hause eine Art Flugblatt. Du weißt schon – irgendeinen Spendenaufruf, zum Beispiel für ein Tierheim. Damit könnte er sich Zutritt verschafft haben. Selbst Leute, die keine eigenen Haustiere haben, können nur schwer Nein sagen, wenn jemand misshandelten Tieren helfen will.«

      Diesmal sprach die Stille in der Leitung Bände.

      »Ihr habt schon so was gefunden, stimmt’s?«

      »Stimmt. Bei zwei Opfern in der Wohnung. Wir dachten, die seien in der Gegend verteilt worden.«

      »Nein«, entgegnete Solomon. »Er hat sich damit Zugang verschafft. Weil er einen harmlosen Eindruck machte, haben die Leute ihn reingelassen.«

      Phil schnaubte. »Jetzt warte mal. Die Opfer waren bereit, für den guten Zweck zu spenden, aber das war nicht genug?«

      »Nicht für diesen Kerl. Vermutlich meint er, die wollen sich nur freikaufen.«

      »Das ist doch Quatsch!«

      »Oha … war das jetzt eine ernsthafte Bemerkung?«

      »Nein. Also gut, wir sehen zu, dass wir ihn finden und noch einmal vernehmen. Ich halte dich auf dem Laufenden.«

      »Ich bitte darum. Und … ach ja, dieser Kerl nimmt keine echten Trophäen mit, aber vielleicht entdeckt ihr ja leere Lebensmittelverpackungen aus den Wohnungen der Opfer. Ihr könntet sogar Spendengelder finden. Möglicherweise hat er sie noch nicht weitergeleitet, aber falls Schecks auftauchen …«

      »Wir schauen. Und … Solomon …«

      »Ja?«

      »Ich danke euch. Es könnte sein, dass deine Agentin einen vierten Mord verhindert hat. Sie ist wirklich erstaunlich. Jemand wie sie ist mir noch nie begegnet.«

      »Ich weiß. Und … übrigens, Phil, Special Agent Quinn ist sich durchaus bewusst, dass ihr es seid, die diese Fälle eigentlich lösen. Ohne Morgans Aussage in der Akte hätte sie diesem Kerl niemals auf die Spur kommen können.«

      Vom anderen Ende der Leitung kam ein leises Lachen. »Ich weiß, dass sie Respekt vor uns hat, Solomon. Das ist einer der Gründe, warum wir sie so schätzen. Ich bin auch überhaupt nicht beleidigt. Nur sehr dankbar.«

      »Seht einfach zu, dass ihr die nötigen Beweisstücke findet, um diesen Fall zu lösen, damit wir Kaely aus dem Spiel lassen können. In der Verhaltensanalyse sind ihre Alleingänge nicht so gern gesehen. Mach’s gut, Phil.«

      »Du auch.«

      Solomon legte auf und sah auf die Uhr. 20:30 Uhr. Eigentlich sollte er schon längst zu Hause sein, aber er war noch nicht fertig. Joyce, seine Frau, war in den letzten Monaten immer stiller geworden. Er wusste, wie sehr sie ihren Sohn Austin vermisste, der vor ein paar Monaten als letztes Kind das Haus verlassen hatte, um aufs College zu gehen. Ihre Tochter Teresa war nun im dritten Studienjahr und Hannah, ihre andere Tochter, schon verheiratet und lebte in Seattle. Das elterliche Nest war leer und Joyce fühlte sich verlassen und nutzlos. Er hatte gehofft, dass sie sich andere Beschäftigungen suchen und neue Interessen entwickeln würde. Aber bisher war das nicht geschehen. Sie schien so auf ihn fixiert und verlangte nach mehr Aufmerksamkeit, als er ihr geben konnte. Wenn er abends von der Arbeit kam, fühlte СКАЧАТЬ