Brentanos Märchen. Clemens Brentano
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Название: Brentanos Märchen

Автор: Clemens Brentano

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

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isbn: 9788726762549

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СКАЧАТЬ Mal, und der Labelang sagte: „Zur Gesundheit, Dickedull!“ „Ich danke“, sagte Dickedull; dann sagte sie: „Zur Gesundheit, Labelang!“ und „ich danke“, sagte Labelang, und bis sie sich den Tabak aus den Augen geweint und aus der Nase geniest hatten, war Witzenspitzel schier aus dem Wald.

      Der Bär Honigbart war zuerst hinter ihm drein, als er aber an den Bienenkorb kam, kriegte er Lust zum Honig und wollte ihn fressen; da schnurrten die Bienen heraus und zerstachen ihn so, dass er halbblind ins Schloss zurücklief. Witzenspitzel war schon weit aus dem Wald, da hörte er hinter sich den Löwen Hahnenbang kommen; geschwind nahm er den Gockelhahn aus seinem Sack, und als der auf einen Baum flog und zu krähen anfing, ward es dem Löwen Hahnenbang sehr angst und lief zurück. Nun hörte Witzenspitzel den Wolf Lämmerfrass hinter sich. Da liess er geschwind das Lamm aus seinem Sack laufen, und dem sprang der Wolf nach und liess ihn reiten. Schon war er nah an der Stadt, da hörte er hinter sich ein Gebelle, und wie er sich umschaute, sah er den Hund Hasenschreck angelaufen kommen. Geschwind liess er nun den Hasen aus dem Sack laufen, und da sprang der Hund dem Hasen nach, und er kam glücklich mit dem Flügelbein in die Stadt.

      Der König dankte dem Witzenspitzel sehr für das Pferd, die falschen Hofdiener aber ärgerten sich, dass er so mit heiler Haut wiedergekommen war. Am nächsten Montag setzte sich der König gleich auf sein Pferd Flügelbein und ritt zur Königin Flugs, und das Pferd lief so geschwind, dass er viel früher da war und schon mehrere Tänze auf seiner Hochzeit mit der Königin Flugs getanzt hatte, als die andern Könige aus der Gegend erst ankamen. Da er nun mit seiner Königin nach Haus ziehen wollte, sagten seine Diener zu ihm: „Ihro Majestät haben zwar das Pferd des Riesen Labelang, aber wie herrlich wäre es, wenn Sie auch dessen prächtige Kleider hätten, die alles übertreffen, was man bis jetzt gesehen, und der geschickte Witzenspitzel wird dieselben ganz gewiss herbeischaffen, wenn es ihm befohlen.“ Der König bekam gleich eine grosse Lust nach den schönen Kleidern des Labelang und gab dem Witzenspitzel abermals den Auftrag. Als dieser sich nun auf den Weg machte, dachten die falschen Hofdiener, er würde dieses Mal dem Riesen Labelang gewiss nicht entgehen.

      Witzenspitzel nahm diesmal nichts mit als einige starke Säcke und kam abends wieder vor das Schloss des Labelang, wo er sich auf einen Baum setzte und lauerte, bis alles im Schlosse zu Bett sei. Als alles still geworden war, stieg er vom Baum herunter; da hörte er auf einmal die Frau Dickedull rufen: „Labelang, ich liege mit dem Kopf so niedrig, hole mir doch drauss noch ein Bund Stroh!“ Da schlupfte Witzenspitzel geschwind in den Bund Stroh, und Labelang trug ihn mitsamt dem Bund in seine Stube, legte ihn unter das Kopfkissen und legte sich dann auch ins Bett.

      Als sie ein wenig eingeschlafen waren, streckte Witzenspitzel die Hand aus dem Stroh und raufte den Labelang tüchtig in den Haaren und dann die Frau Dickedull auch, worüber beide erwachten und, weil eines glaubte, das andere habe ihn gerauft, sich einander tüchtig im Bett zerprügelten, während welchem Streit Witzenspitzel aus dem Stroh herauskroch und sich hinter das Bett setzte.

      Da sie wieder ruhig eingeschlafen waren, packte Witzenspitzel alle Kleider des Labelang und der Dickedull in seinen Sack und band diesen leise, leise dem schlafenden Löwen Hahnenbang an den Schwanz; dann band er den Wolf Lämmerfrass und den Bären Honigbart und den Hund Hasenschreck, welche alle, daherum schliefen, an die Bettlade des Riesen fest und machte die Türe weit, weit auf. Er hatte alles so in der Ordnung, da wollte er aber auch dem Riesen seine schöne Bettdecke noch mitnehmen und zupfte ganz sachte, sachte an dem Zipfel, bis er sie heruntergezogen, wickelte sich hinein und setzte sich auf den Sack voll Kleider, den er dem Löwen an den Schwanz gebunden hatte. Nun wehte die kalte Nachtluft durch die offne Türe der Frau Dickedull an die Beine, sie wachte auf und rief: „Labelang, du nimmst mir die Decke weg, ich liege ganz bloss.“ Da wachte Labelang auf und rief: „Nein, ich liege ganz bloss! Dickedull, du hast mir die Bettdecke genommen.“ Darüber fingen sie sich wieder an zu schlagen und zu zanken, und Witzenspitzel fing laut an zu lachen. Nun merkten sie etwas und riefen: „Dieb da! Dieb da! Auf, Hahnenbang! Auf, Lämmerfrass, Honigbart und Hasenschreck! Dieb da! Dieb da!“ Da wachten die Tiere auf, und der Löwe Hahnenbang sprang fort; weil er aber den Bündel angebunden hatte, worauf der Witzenspitzel in der Bettdecke gewickelt sass, fuhr der wie in einem Wagen hinter ihm her und fing einigemal an, wie ein Hahn kikriki, kikriki zu schreien; da kriegte der Löwe eine solche Angst, dass er immer, immer zulief, bis in das Stadttor, wo Witzenspitzel ein Messer herauszog und hinten den Strick abschnitt, so dass der Löwe, der im besten Ziehen war, auf einmal ausfuhr und so mit dem Kopf wider das Tor rannte, dass er tot an die Erde fiel.

      Die andern Tiere, welche Witzenspitzel an die Bettstelle des Riesen gebunden hatte, konnten diese nicht zum Tore hinausbringen, weil sie zu breit war, und zerrten die Bettlade so in der Stube herum, dass Labelang und Dickedull herausfielen und aus grossem Zorn den Wolf und den Bären und den Hund totschlugen, welche doch gar nichts dafür konnten.

      Als die Wache in der Stadt den grossen Stoss, den der Löwe gegen das Stadttor getan hatte, hörten, öffneten sie das Tor, und Witzenspitzel brachte dem König die Kleider des Labelang und der Dickedull, worüber dieser vor Freuden aus der Haut fahren wollte, denn niemals waren noch solche Kleider gesehen worden. Es war dabei ein Jagdrock, von den Pelzen aller vierfüssigen Tiere so schön zusammengenäht, dass daran die ganze Geschichte des Reineke Fuchs zu sehen war. Weiter ein Vogelstellerrock, von den Federn aller Vögel der Welt: vorn ein Adler, hinten eine Eule und in der Tasche eine Drehorgel und ein Glockenspiel, welche wie alle Vögel durcheinander sangen. Dann ein Bade- und Fischfängerkleid, aus allen Fischhäuten der Welt so zusammengenäht, dass man einen ganzen Walfisch- und Heringsfang drauf sah. Dann ein Gartenkleid der Frau Dickedull, worauf alle Arten von Blumen und Kräutern und Salat und Gemüs abgebildet war. Was aber alles übertraf, war die Bettdecke; sie war von lauter Fledermauspelzen zusammengenäht und alle Sterne des Himmels mit Brillanten drauf gestickt.

      Die königliche Familie wurde ganz dumm von lauter Betrachten und Bewundern. Witzenspitzel wurde geküsst und gedrückt, und seine Feinde platzten bald vor Zorn, dass er wieder so glücklich dem Riesen Labelang entgangen sei. Doch liessen sie den Mut nicht sinken und setzten dem König in den Kopf, jetzt fehle ihm nichts mehr als das Schloss des Labelang selber, dann hätte er alles, was ihm zu wünschen übrig sei, und der König, der ein rechter Kindskopf war und alles haben wollte, was ihm einfiel, sagte gleich zu Witzenspitzel, er sollte ihm das Schloss des Labelang schaffen, dann wolle er ihn belohnen.

      Witzenspitzel besann sich nicht lange und lief zum drittenmal nach dem Schloss des Labelang. Da er dahin kam, war der Riese nicht zu Haus, und in der Stube hörte er etwas schreien wie ein Kalb. Da guckte er durchs Fenster und sah, dass die Riesin Dickedull einen kleinen Riesen auf dem Arm hatte, der bleckte die Zähne und schrie wie ein Kalb, während sie dabei Holz hackte.

      Witzelspitzel ging hinein und sagte: „Guten Tag, grosse, schöne, breite, dicke Frau! Wie mögt Ihr Euch nur bei dem allerliebsten Kinde so viele Arbeit machen, habt Ihr denn keine Knechte oder Mägde? Wo ist dann Euer lieber Herr Gemahl?“ — „Ach,“ sagte die Dickedull, „mein Mann Labelang ist ausgegangen, die Herrn Gevattern einzuladen; wir wollen einen Schmaus halten, und nun soll ich alles allein kochen und braten, denn mein Mann hat den Wolf und Bär und Hund, die uns sonst geholfen, totgeschlagen, und der Löwe ist auch fort.“ — „Das ist freilich sehr beschwerlich für Euch,“ sagte Witzenspitzel; „wenn ich Euch helfen kann, soll es mir lieb sein.“ Da bat ihn die Dickebull, er soll ihr nur vier Stücke Holz klein machen, und Witzenspitzel nahm die Axt und sagte zu der Riesin: „Halte mir das Holz ein wenig!“ Die Riesin bückte sich und hielt das Holz. Da hob Witzenspitzel die Axt auf, und ratsch! hieb er der Dickedull den Kopf ab, und ritsch! dem kleinen Riesen Mollekopp auch, und da lagen sie.

      Nun machte er ein grosses, tiefes Loch grad vor der Türe des Schlosses und warf die Dickedull und Mollekopp hinein und deckte das Loch oben ganz dünne mit Zweigen und Blättern zu. Dann steckte er in allen Stuben des Schlosses eine Menge Lichter an und nahm einen grossen kupfernen Kessel, da paukte er mit Kochlöffeln drauf, und nahm einen blechernen Trichter, darauf blies er die Trompete und schrie immer dazwischen: „Vivat! Es lebe Ihre Majestät, der König von Rundumherum!“

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