Die Erde. Emile Zola
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Название: Die Erde

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788726683325

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СКАЧАТЬ Greueltaten war die am häufigsten in Rognes wiedererzählte die Plünderung des Pachthofes Millouard, der lediglich ein paar Meilen entfernt im Canton Orgères lag. Schön-François, der berühmte Anführer, der Nachfolger von Dornenblüt, hatte in jener Nacht den Roten aus Auneau, seinen Stellvertreter, den Großdrachen, Trockarsch-Breton, Langzwilling, Ohnedaum und fünfzig andere bei sich, alle mit geschwärztem Gesicht. Zunächst trieben sie die Leute des Pachthofes, die Mägde, die Fuhrknechte, den Schäfer, mit Bajonetthieben in den Keller; dann „heizten“ sie dem Pächter ein, dem Vater Fousset, den sie allein zurückbehielten. Nachdem sie seine Füße über die Glut im Kamin gehalten hatten, zündeten sie mit Strohbündeln seinen Bart und sein ganzes Körperhaar an; dann kamen sie zu den Füßen zurück, in die sie mit der Spitze eines Messers Einschnitte machten, damit die Flamme besser eindringe. Als sich der Alte schließlich entschlossen hatte, zu sagen, wo sein Geld war, ließen sie von ihm ab und nahmen eine beachtliche Beute mit. Fousset, der die Kraft gehabt hatte, sich bis zu einem benachbarten Haus zu schleppen, starb erst später. Und unveränderlich endete der Bericht stets mit dem Prozeß und der Hinrichtung der Bande der Fußheizer in Chartres, die Einaug aus Jouy für Geld verraten hatte; ein Monsterprozeß, bei dem die Voruntersuchung achtzehn Monate erforderte und während dessen Verlauf vierundsechzig der Angeklagten im Gefängnis an der Pest starben, die durch ihren Unrat verursacht worden war; ein Prozeß, der hundertfünfzehn Angeklagte, davon dreiunddreißig Gewohnheitsverbrecher, vor das Schwurgericht brachte, bei dem die Geschworenen siebentausendachthundert Fragen stellten und dreiundzwanzig Todesurteile gefällt wurden. In der Hinrichtungsnacht prügelten sich die Scharfrichter von Chartres und Dreux beim Teilen der alten Kleidung der Geköpften unter dem vom Blut roten Schaffott.

      Anläßlich eines Mordes, der in der Gegend von Janville begangen worden war, erzählte Fouan also wiederum einmal von den Schandtaten auf dem Pachthof Millouard; und er war gerade bei der vom Roten aus Auneau im Gefängnis verfaßten Beschwerde angelangt, als seltsame Geräusche auf der Dorfstraße, Schritte, Stöße, Flüche, die Frauen in Schrecken versetzten. Erbleichend spitzten sie die Ohren, in dem Grauen, gleich eine Woge schwarzer Männer unvermutet hereinplatzen zu sehen. Tapfer ging Geierkopf zur Tür und öffnete.

      „Wer kommt da?“

      Und man erblickte Bécu und Jesus Christus, die nach einem Streit mit Macqueron eben die Schenke verlassen und dabei die Karten und eine Kerze mitgenommen hatten, um anderswo die Partie zu Ende zu spielen. Die beiden waren so besoffen und man hatte solche Angst ausgestanden, daß alle anfingen zu lachen. „Kommt trotzdem rein und seid vernünftig“, sagte Rose und lächelte ihrem großen Taugenichts von einem Sohn zu. „Eure Kinder sind hier, ihr werdet sie nachher mitnehmen.“

      Jesus Christus und Bécu setzten sich in der Nähe der Kühe auf die Erde, stellten die Kerze zwischen sich und spielten weiter: und Trumpf und Trumpf und Trumpf! Aber die Unterhaltung hatte sich etwas anderem zugewandt, man sprach von den Burschen des Ortes, die zur Auslosung mußten, von Victor Lengaigne und drei anderen. Die Frauen waren ernst geworden, Traurigkeit ließ die Worte versiegen.

      „Das ist kein Spaß“, fing Rose wieder an, „nein, nein, kein Spaß, für niemand!“

      „Ach, der Krieg“, murmelte Fouan, „der richtet schon Leid an! Das ist der Tod für die Äcker. Ja, wenn die Burschen hinausziehen, gehen die besten Arbeitskräfte weg, man sieht das gut bei der Arbeit; und wenn sie wiederkommen, freilich, dann haben sie sich verändert, steht ihnen das Herz nicht mehr nach dem Pflug ... Besser die Cholera als der Krieg.“

      Fanny hörte auf zu stricken.

      „Ich“, erklärte sie, „ich will nicht, daß Nénesse hinauszieht ... Herr Baillehache hat uns einen Trick erklärt, so was wie eine Lotterie: man tut sich zu mehreren zusammen, jeder zahlt eine Summe Geldes an ihn, und die, auf die das Los fällt, werden wieder freigekauft.“

      „Dazu muß man reich sein“, sagte die Große trocken.

      Aber Bécu hatte zwischen zweimaligem Abheben der Karten ein Wort aufgeschnappt.

      „Der Krieg, ach, du meine Güte! Der macht erst richtige Männer! – Wenn man nicht dabeigewesen ist, kann man’s nicht wissen. Es gibt nur eins, sich einen Dreck um Schüsse scheren ... Na? Da unten bei den Mulatten ...“

      Und er zwinkerte mit dem linken Auge, während Jesus Christus mit verständnisvoller Miene grinste. Beide hatten die Feldzüge in Afrika mitgemacht, der Feldhüter gleich in der ersten Zeit der Eroberung, der andere später bei den letzten Aufständen. So hatten sie trotz der verschiedenen Zeitabschnitte gemeinsame Erinnerungen an abgeschnittene und als Rosenkränze auf Schnüre gezogene Beduinenohren, an Beduininnen mit ihrer eingeölten Haut, die man sich hinter den Hecken schnappte und denen man sämtliche Löcher zustopfte. Jesus Christus besonders erzählte immer wieder eine Geschichte, bei der sich die Bäuche der Bauern vor ungeheurem Gelächter blähten: eine große zitronengelbe Stute von Frau, die man splitternackt mit einer Pfeife im Hintern rennen ließ.

      „Himmelsakrament!“ fuhr Bécu fort und wandte sich an Fanny. „Ihr wollt also, daß Nénesse ein Mädchen bleibt? – Ich werde Delphin schon zum Kommiß bringen, ich!“

      Die Kinder hatten aufgehört zu spielen; Delphin, dieses Bürschchen, in dem schon ein richtiger Bauer steckte, hob seinen runden und derben Kopf.

      „Nein!“ erklärte er rundheraus mit starrköpfiger Miene.

      „He? Was sagst du? Ich werd dir Mut beibringen, schlechter Franzose!“

      „Ich will nicht fortziehen, ich will bei uns daheim bleiben.“ Der Feldhüter holte aus mit der Hand, da hielt Geierkopf ihn auf.

      „Laßt doch den Jungen in Ruhe! – Er hat recht. Braucht man ihn denn? Es gibt andere ... Hat sich was, daß man zur Welt kommt, um sein Fleckchen Erde aufzugeben, um loszuziehen und sich die Fresse einschlagen zu lassen wegen eines Haufens Geschichten, um die man sich nicht schert. Ich, ich bin nicht aus der Gegend fortgekommen, mir geht es deswegen nicht schlechter.“

      Tatsächlich hatte er eine gute Nummer gezogen, er war ein Mann der Scholle, dem Boden verhaftet, kannte nur Orleans und Chartres und hatte jenseits des flachen Horizonts der Beauce nichts gesehen. Und er schien sich damit zu brüsten, so mit dem beschränkten und ausdauernden Starrsinn eines Baums in seiner Erde gesprossen zu sein. Er hatte sich aufrecht hingestellt, die Frauen schauten ihn an.

      „Wenn sie vom Militärdienst heimkommen, sind sie alle so mager!“ wagte Lise zu flüstern.

      „Und Ihr, Korporal“, fragte die alte Rose, „seid Ihr weit herumgekommen?“

      Jean, der ein nachdenklicher Bursche war und lieber zuhörte, rauchte wortlos. Er nahm langsam seine Pfeife aus dem Mund.

      „Ja, so ziemlich ... Auf der Krim allerdings nicht. Ich mußte weggehen, als Sewastopol genommen wurde ... Aber später in Italien ...“

      „Und wie ist das, Italien?“

      Die Frage schien ihn zu überraschen, er zögerte, durchwühlte seine Erinnerungen.

      „Aber Italien, das ist doch wie bei uns. Da gibt’s Äcker, da gibt’s Wälder mit Flüssen ... Überall ist es dasselbe.“

      „Ihr habt also dort gekämpft?“

      „Ach ja, gekämpft, na klar!“

      Er hatte wieder angefangen seine Pfeife zu schmauchen, er beeilte sich nicht; und Françoise, die aufgeblickt hatte, wartete mit halb offenem Mund auf eine Geschichte. Übrigens zeigten alle Interesse, die Große versetzte sogar dem Tisch einen СКАЧАТЬ