Gundula. Marie Louise Fischer
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Название: Gundula

Автор: Marie Louise Fischer

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Gundula

isbn: 9788711719473

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СКАЧАТЬ liefen auseinander, blieben nach ein paar Metern noch einmal stehen, winkten sich zu, um dann endgültig davonzujagen.

      Gundula schloß die Haustür auf, rannte die Treppe hinauf, öffnete die Wohnungstür, stürzte in ihr Zimmer und wechselte rasch den linken Schuh. Befriedigt sah sie auf ihre Füße. Sie hatte jetzt zwei gleiche, zwei rote Schuhe an. Der Vater würde nichts von ihrem Mißgeschick merken.

      Sie wollte die Wohnung schon wieder verlassen, als ihr noch etwas einfiel. Sie lief zu ihrem Pult, öffnete es, fand den kleinen Pappkasten mit ihrem Geld in der hinteren Ecke. Ohne es zu zählen – sie wußte auswendig, daß es sieben Mark und fünfundachtzig Pfennig sein mußten –, schüttete sie den ganzen Inhalt in ihre Manteltasche, warf die leere Pappschachtel achtlos in das Pult zurück und jagte davon.

      Herr Berendt erwartete sie schon vor dem Eingang des großen Bankhauses, in dem er arbeitete. „Na endlich“, sagte er, als Gundula angelaufen kam. „Wieso kommst du jetzt erst? Die Schule ist doch schon seit fast einer Stunde aus!“

      „Verstehe ich auch nicht, Pappi“, versicherte Gundula mit unschuldsvollem Augenaufschlag. „Ich habe mich schrecklich beeilt.“

      Sie gingen zusammen in ein kleines Lokal ganz in der Nähe, und Gundula bekam das Wiener Schnitzel, das sie sich gewünscht hatte. Es schmeckte ihr großartig.

      Sie war kaum fertig mit dem Essen, als der Vater schon zahlte und zum Aufbruch drängte. „Ich komme heute abend ein bißchen später, Gundula“, sagte er „du kannst inzwischen schon den Tisch decken, ja? Was soll ich Mutter und dem Brüderchen von dir bestellen?“

      Gundula stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihrem Vater einen Kuß auf die Wange. „Gib ihnen einen Kuß von mir“, sagte sie, „und einen schönen Gruß – sie sollen recht bald nach Hause kommen.“

      „Wird gemacht!“ Herr Berendt gab seiner Tochter einen Klaps auf die Schulter.

      Er hatte es schon sehr eilig, denn er mußte Punkt zwei Uhr wieder in der Bank sein.

      Auf dem Kriegspfad

      Gundula war nicht traurig, als sie allein zurück blieb. Wenigstens blieb ihr jetzt noch Zeit, bis zum Treffen mit Leni etwas sehr Wichtiges zu erledigen. Sie wollte ein Geschenk für ihren kleinen Bruder kaufen.

      In einem Eckhaus in der Bahnhofstraße lag das größte Spielzeuggeschäft der Stadt. Gundula hatte schon oft vor den Fensterscheiben gestanden und sich die Nase plattgedrückt. Es gab immer die herrlichsten Dinge zu sehen – Puppenkarussells, elektrische Eisenbahnen, Flugzeuge, Schaukeln, Fahrräder und wunderbar angezogene Puppen mit Klappaugen und lockigem Haar.

      Aber heute hatte Gundula es eilig. Sie warf nur im Vorbeigehen einen flüchtigen Blick in die Schaufenster, öffnete dann sofort die Ladentür, die bei ihrem Eintritt sanft klingelte.

      Das Geschäft war jetzt, um die Mittagszeit, ziemlich leer. Nur im Hintergrund des Raumes standen zwei Verkäuferinnen in blauen Kitteln und schwätzten miteinander.

      „Guten Tag!“ grüßte Gundula laut und vernehmlich.

      Dennoch dauerte es noch eine Zeit, bis die Verkäuferinnen sich entschließen konnten, ihr Geplauder zu unterbrechen. Sie trennten sich mit einem vergnügten Gelächter, und die größere, eine dunkelhaarige junge Frau, kam auf Gundula zu. „Na, Kleine, was wünscht du denn?” fragte sie herablassend.

      Gundula ärgerte sich. Sie haßte es, wenn man Kleine zu ihr sagte. Schließlich war sie kein Baby mehr.

      „Ich möchte ein Geschenk für meinen Bruder kaufen“, erklärte sie hocherhobenen Hauptes, „ein Geburtstagsgeschenk!“

      „Ach so“, sagte die Verkäuferin, „wie alt wird denn der Kleine?“

      Gundula zog es vor, diese Frage nicht zu beantworten; es schien ihr zu dumm, der Verkäuferin zu erklären, daß der Bruder gerade heute erst auf die Welt gekommen war. „Sieben Mark und fünfundachtzig kann ich ausgeben“, sagte sie statt dessen.

      „Na, das ist ja schon ganz schön.“ Die Verkäuferin ging voran zu einem der Tische. „Hat dein Bruder schon eine Anlage für eine elektrische Eisenbahn?“ fragte sie.

      Gundula schüttelte den Kopf.

      „Wie wär’s dann mit einer Eisenbahn zum Aufziehen? Sehr hübsch, paß mal auf!“

      Die Verkäuferin holte einen Karton unter der Theke hervor, packte eine kleine Lokomotive aus, zog sie mit einem Schlüssel auf; sie zeigte Gundula einen kleinen Hebel. „Siehst du, hier kann man sie verstellen … man kann sie immer im Kreis herumlaufen lassen oder auch geradeaus oder in einer großen Kurve, verstehst du?“

      Gundula nickte eifrig.

      Die Verkäuferin stellte die Lokomotive auf den Boden, surrend setzten sich die Räder in Bewegung. Das kleine Fahrzeug sauste los, prallte auf der gegenüberliegenden Seite gegen einen anderen Verkaufstisch, blieb brummend stehen.

      „Gar nicht so einfach“, sagte die Verkäuferin und holte die Lokomotive zurück, „ich glaube, ich habe sie falsch eingestellt … aber dein Bruder wird das sicher schon ’rausbekommen. Jungens verstehen mehr von so etwas.“

      Gundula entschloß sich, die Lokomotive zu nehmen.

      „Zu Weihnachten oder zum nächsten Geburtstag kannst du deinem Bruder dann noch einen Anhänger dazukaufen“, sagte die Verkäuferin, „das heißt, wenn sie noch heil ist.“

      Als Gundula mit dem Paket unter dem Arm das Spielzeuggeschäft verließ, fühlte sie sich sehr stolz und glücklich. Eine Eisenbahn war lange Jahre ihr heißester Wunsch gewesen, aber der Vater hatte immer gesagt: „Das ist kein Spielzeug für Mädchen!“ – und so hatte Gundula verzichten müssen.

      Kein Wunder, daß sie die kleine Lokomotive mit dem Hintergedanken gekauft hatte, auch mal selber damit spielen zu können. Aber das wichtigste war doch, daß sie überzeugt war, ihrem Brüderchen damit eine riesengroße Freude zu machen. Ha, der würde staunen! Nicht jeder kleine Junge bekam, kaum daß er auf der Welt war, eine richtige Lokomotive zum Aufziehen geschenkt!

      Fröhlich vor sich hinsummend lief Gundula, das Paket immer fest unter dem Arm, durch die Straßen der kleinen Stadt zum Schillerdenkmal, wo sie sich mit ihrer Freundin Leni verabredet hatte. Sie kam fast zwanzig Minuten zu spät. Leni wartete schon. Sie hatte sich die Zeit damit vertrieben, von einem Fuß auf den anderen zu hüpfen.

      „Na endlich!“ rief sie und lief der Freundin entgegen. „Ich bin schon halb verrückt vor lauter Warten.“

      „Wenns nicht schlimmer wird“, sagte Gundula gelassen, „halb verrückt warst du auch schon vorher.“

      Leni sah Gundula mit gerunzelten Augenbrauen an. „Willst du Krach anfangen?“

      „Nö …. warum?“

      „Dann reiß gefälligst deine Klappe nicht so auf! Sag mal, was schleppst du denn da mit dir herum?“ Sie tippte mit dem Zeigefinger auf das Paket.

      „Ich habe ’ne Kleinigkeit eingekauft“, erklärte Gundula selbstzufrieden, „für meinen kleinen Bruder, weißt du!”

      „Was denn?“ fragte Leni. СКАЧАТЬ