Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski. Henryk Sienkiewicz
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Читать онлайн книгу Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski - Henryk Sienkiewicz страница 42

СКАЧАТЬ wir?«

      »Ganz nahe bei Olkusz … Ihr wißt doch, wo die Silberbergwerke sind, deren Ergebnisse der Schatzkammer zufließen.«

      »Wenn man doch alles haben könnte, was die Erde birgt! Oh, da könnte Bogdaniec wieder aufgebaut werden.«

      »Man sieht, daß es Euch besser geht,« antwortete Zbyszko lachend. »Wahrlich für eine Burg aus Stein würde das Geld reichen … Doch nun wollen wir bis zur Pfarre fahren, dort wird man uns gastlich aufnehmen, und Ihr könnt dann auch beichten. Alles steht in Gottes Hand, aber es ist doch gut, wenn man mit seinem Gewissen im Reinen ist.«

      »Ich bin ein sündiger Mensch und bin froh, wenn ich in Frieden dahinfahren kann,« versetzte Macko. »Mir träumte heute nacht, daß mir der Teufel die Haut von den Sohlen gezogen hätte. Allein Gott ist mir gnädig, denn jetzt ist mir leichter geworden. Hast Du ein wenig geschlafen?«

      »Wie hätte ich schlafen können! Ueber Euch mußte ich ja wachen!«

      »So lege Dich jetzt einige Zeit nieder, sobald wir ankommen, wecke ich Dich.«

      »Ich kann nicht schlafen!«

      »Was hindert Dich daran?«

      Mit großen Augen schaut Zbyszko auf den Oheim.

      »Die Liebe! Was denn sonst? Von dem ewigen Schmachten und Seufzen habe ich geradezu Stiche in der Seite bekommen. Doch wenn ich mich auch nur eine kurze Zeit aufs Pferd setze, wird mir besser werden.«

      Er sprang vom Wagen herab und bestieg sein Roß, das ihm von einem Türken vorgeführt ward. Unterdessen preßte Macko vor Schmerz die Hände an seine Wunde, augenscheinlich dachte er aber dabei gar nicht an sein eigenes Leiden, denn er schüttelte heftig den Kopf, schnalzte mit der Zunge und sagte schließlich: »Das wundert mich in der That, ich kann mich nicht genug wundern, wieso Du so sehr nach Liebe dürstest, denn weder Dein Vater noch ich war so.«

      Statt aller Antwort richtete sich Zbyszko im Sattel hoch auf, stemmte die Arme in die Seiten, warf den Kopf empor und hub mit voller Brust zu singen an.

      »Meine Thränen, ach sie rinnen bei Tag und bei Nacht,

       Wohin ist sie entschwunden, die Maid, der ich stets gedacht?

       Umsonst ist mein Klagen, umsonst ist mein Leid,

       Ich sehe sie nimmer, die wonnige Maid.

       Hei!«

      Und das »Hei« drang tief in den Wald hinein und rief einen Widerhall, ein Echo hervor, das allmählich im Dickicht wieder ausklang.

      Macko aber, dem seine Wunde fortwährend Schmerzen verursachte, sagte seufzend: »Früher sind die Leute klüger gewesen, verstehst Du mich? – Nichtsdestoweniger hat es auch früher Thoren gegeben,« fügte er indessen nach kurzem Sinnen hinzu.

      Mittlerweile hatten sie den Wald verlassen, vor ihnen lagen die Hütten der Bergleute, in der Ferne aber erblickten sie das von König Kasimir gegründete Olkusz mit seinen zackigen Mauern und mit seinem Pfarrturme, den Wladislaw Lokietek erbaut hatte.

      Viertes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Der Domherr der Pfarrgemeinde nahm Macko die Beichte ab und bot ihm und Zbyszko so dringend Nachtherberge bei sich an, daß die beiden erst in der Frühe des folgenden Tages wieder aufbrachen.

      Bei Olkusz wandten sie sich der Richtung nach Schlesien zu, an dessen Grenzen sie sich bis nach Großpolen halten mußten.

      Auf beiden Seiten des Weges zog sich größtenteils dichter Wald hin, aus dem nach einbrechender Dämmerung häufig das donnerähnliche Gebrüll der Auerochsen und Büffeln erscholl. Des Nachts aber blitzten die Augen von Wölfen aus dem Dickicht hervor.

      Eine weit größere Gefahr jedoch, als von den wilden Tieren, drohte dem Wanderer und dem Kaufmann auf dieser Straße von seiten der Räuber, sowie von seiten der Ritter aus Schlesien, deren Burgen sich da und dort an der Grenze erhoben. Wohl waren viele dieser Burgen durch polnische Hände zerstört worden, immerhin mußte man jedoch auf seiner Hut sein und durfte es nie unterlassen, nach Sonnenuntergang Waffen zu tragen.

      So unbehelligt fuhren aber jetzt die Reisenden dahin, daß Zbyszko dieser Ruhe überdrüssig wurde, und erst als sie nur noch eine Tagreise von Bogdaniec entfernt waren, vernahmen sie plötzlich in der Nacht Schnauben und Pferdegetrappel hinter sich.

      »Was für Leute mögen uns wohl nahe sein?« rief Zbyszko.

      Macko, der gerade nicht schlief, schaute zu den Sternen empor und antwortete als erfahrener Mann: »Die Morgendämmerung bricht an, die Nacht geht zur Neige. Räuber werden es daher wohl schwerlich sein, denn vor dem Tageslichte bergen sie sich hinter ihren Mauern.«

      Zbyszko ließ nichtsdestoweniger den Wagen anhalten, stellte seine Leute, welche den Ankommenden die Spitze bieten sollten, quer über den Weg und wartete, vor die Front reitend, was da geschehen werde.

      Aber erst nach geraumer Zeit unterschied er in der Dämmerung etliche zwanzig Reiter. Einer von ihnen ritt den andern mehrere Schritte voraus. Nichts schien ihm ferner zu liegen, als sich verbergen zu wollen, schmetterte er doch mit kräftiger Stimme ein Lied in die Morgenluft. Zbyszko vermochte zwar nicht die Worte zu verstehen, nur das fröhliche »Juchhe«, das der Unbekannte fast nach jeder Strophe wiederholte, drang deutlich an sein Ohr.

      »Einer von den Unsrigen!« sagte er sich. Gleichwohl aber rief er: »Halt!«

      »Ruhe! Ruhe!« gebot eine Stimme in scherzhaftem Ton.

      »Was seid Ihr für Leute?«

      »Wo kommt Ihr denn her?«

      »Weshalb folgt Ihr uns nach?«

      »Weshalb verstellt Ihr uns den Weg?«

      »Antworte, denn die Armbrust ist gespannt.«

      »Ich bin gespannt, schießt nur!«

      »Gebt eine vernünftige Antwort, sonst kommt Ihr ins Elend.«

      Dem Gebot Zbyszkos ward indessen nicht entsprochen, sondern der fröhliche Gesang ertönte:

      Ein Elend mit dem andern Elend

       Am Scheideweg zum Tanze geht.

       Juchhe, Juchhe, Juchhe!

       Was taugt für beide der Tanz?

       Schön ist’s zu tanzen, wenn auch groß das Elend.

       Juchhe, Juchhe, Juchhe!

      Staunend lauschte Zbyszko dem Liede, das indessen plötzlich abgebrochen wurde, weil der Sänger die Frage stellte: »Und wie steht es mit dem alten Macko? Lebt er noch?«

      Daraufhin erhob sich Macko in dem Wagen, indem er rief: »Dem Herrn sei Dank, das sind von den Unsrigen.«

      Zbyszko aber, sein Roß vorwärts treibend, bemerkte: »Wer fragt nach Macko?«

      »Euer СКАЧАТЬ